Hallo Alef,
wenn ich dein Posting #126 lese, mich erinnere was ich aus deinem Posting #107 verstanden habe und wie ich dann geantwortet habe (#123) glaube ich festzustellen, dass ich deine öffentlichen Gedanken zum Wort Erfüllung vielleicht zu schnell als von dir schon abgerundete Gedanken behandelte.
Vielleicht lag ich aber eben doch nicht so weit fern vom Verstehen deines Postings #107 und zwar dass eben aus deinen Überlegungen heraus eben weder das Judentum noch das Christentum das erfüllt was du mit Erfüllung thematisch verglichen hast. Richtig? Falsch?
Dann versuche ich es halt noch einmal und zwar auf Posting #107 zu antworten.
Diese Frage wollte ich nicht beantworten, a: weil ich sie nicht so stellen würde und auch so nicht beantworten wollte. Und nun habe ich diese Fragestellung doch angesprochen am Ende, aber zum Glück nicht beantwortet, denn man kann diese Weise von Frage nicht wirklich beantworten.
Diese beiden Fragen werden sicher immer je nach Glaubenszugehörigkeit beantwortet. Ich habe genügend christliche Postings hier im Gnadenkinderforum gelesen, welche schon vom Anfang an, also von Adam an christliche Verheißungen gelesen haben wollen und dies haben sie sicher aus ihrem glaubenden Blickwinkel vielleicht sogar in rechter Weise, also ihrem Glauben entsprechend herausinterpretiert. Ich hingegen wäre nie auf diese Leseweisen gekommen und kann natürlich, trotz meiner Kenntnisse des (neuen) Testamentes nicht dieselben Interpretationen entwickeln, weder ansatzweise noch theoretisch und dies wiederum liegt sicherlich an meinen Glauben. Wiederum, dass zum Beispiel aus den mündlichen Überlieferungen unserer jüdischen Glaubenswelt je ein orthodoxer jüdischer Glauben und davon weg wiederum ein liberaler jüdischer Glauben sich hinwegdenomisiert hat konnte weder in den mündlichen noch in den schriftlichen Inhaltsgut vorverhießen werden, bzw, nachtäglich herausgelesen werden. So auch entspricht für mich eine fehlende Verheißung, im oder aus dem Jüdischen heraus und zwar dass es einmal ein Christentum geben würde, kein mögliches Mittel um feststellen zu können, dass ein Christentum, gleich welcher Denomination deshalb falsch und zwar abweichend von einem Ursprünglichen Willen G“ttes sich entwickelt haben muss.
Hier hätte ich tatsächlich eher das Worte Befriedet anstatt Befriedigt angewandt, aber am Ende sind das nur Worte und Gedankenverbindungen welche eine Wortwahl bevorzugen, bzw. ablehnen ließen. Auch hätte ich anstatt dem Wort Bedürfnisse Hoffnung verwendet.
Auch hier kommt es wieder darauf an wer die Frage beantwortet, ein Christ, ein Jude, oder ein anders geprägt Glaubender?
Ich selbst glaube, dass im Jüdischen sehr menschliche Hoffnungen arbeiten und diese aber über die Jahrtausende auch unterschiedlicher Prägung waren, denn in prähistorischen Zeiten und den in der Tora auf zu findenden Resterinnerungen dazu, welche wir am Anfang des 1. Buches Mosche finden, dem stehen ungleich gegenüber unsere postmodernen Fragen, wie Sinnfindung und Sinngebung des Lebens gegenüber, welche so sehr wahrscheinlich nicht im Rampenlicht der damaligen menschlichen Betrachtung standen, sondern vielmehr suchte man vielleicht Erklärungen der Umwelterscheinungen und der Herkunft seiner Stammabhängigen Andersartigkeit, aber auch seiner Andersartigkeit gegenüber der Tierwelt.
Die Bedürfnisse unserer gemeinsamen Menschheit waren ziemlich sicher nicht immer die Selben wie sie heute sind, sondern vielleicht das selbige Ähnliche könnte eher sein die Neugier, das Interesse und zwar noch mehr verstehen zu können als was man zur Zeit als erklärt gelehrt bekommen kann.
So auch entsprechen unsere jüdischen Bedürfnisse, vor 2500, oder noch älteren Zeiten anderen Hoffnungen als heute und ohne Zweifel haben sich neben den jüdisch geprägten Hoffnungen eben christlich geprägte Hoffnungen entwickelt, welche zwar anfänglich kurz an einem winzigen Punkt unserer jüdisch geprägten damaligen Hoffnung Berührungen besaßen.
So ähnlich die heutigen jüdischen Hoffnungen und die christlichen heutigen Hoffnungen zu sein scheinen, so unterschiedlich sind diese scheinbar zu allen Zeiten ihrer Geschichte immer schon gewesen. Eine christliche Wurzelforschung kann vom Prinzip immer nur so weit zurückforschen wie diese eben Christlich ist und dies liegt eben weit nach der Jüdischen Identität Jeschuas und seinen Jüngern.
Eine Umdeutung des alt jüdischen zu einer vorverheißen christlichen Hoffnung gleicht, meinen Verstehens, einem Märchenerzählen. Und zwar so als ob man aus dem Märchen "Tausend und einer Nacht" eine Erzählungen von "Tausend und einem Tag" machen würde und darin alles völlig in andere Zusammenhänge setzen würde, als wie es im Original gemeint zu sein schien.
Nicht irgendwie offensichtlich, sondern offensichtlich ersichtlich, kann das Christentum nicht die Erfüllung des Judentums sein. Selbst wenn viele Christen schon aus unseren alten gesammelten prähistorischen Kulturerinnerungen, welche wir schon damals kaum selbst verstanden haben und heute nicht mehr rekonstruieren können, eben einer g“ttlichen Plan, welcher von Anfang an die Krönung Jesus zu Ziel hatte, herauslesen glauben zu können.
Ihr Glaube (der Christliche) sei frei und auch ihr glaubhaftes Interpretieren unserer jüdischen Schriften ist ihnen nicht verwehrt, aber viele Juden widersprechen ihnen auf verschiedenste Weise und ich ihnen halt nun doch in dieser Weise auch.
Mögen sie (die Christen) Recht haben und bekommen und ich Unrecht haben und erhalten, aber man möge auch einfach lesen, wie und warum ich widerspreche und jeder möge sich selbst entscheiden dies zu lesen, zu überdenken und auch zu widersprechen.
Zu dieser Fragestellung habe ich ja schon im Posting #123 geantwortet. Nocheinmal kurz: Ich denke nicht, dass nur wegen der Religinsstreitereien, bzw. wegen den religiösen Meinungsunterschieden wir religionsgebundenen Menschen schon das von G“tt geforderte nicht erfüllen würden, denn man kann ja auch Abspaltungen, Neuorientierungen und die daraus entstehenden Reibungen und Verfeindungen als Schöpfungsprozess erkennen, welche teils G“ttgefordertes begraben und teils G“ttverbotenes erlangen und umgekehrt. Die Aktionen und Momentaufnahmen des Ringens um G“tt und um das Menschsein sind ja keine Standbilder einer absoluten Wahrheit.
Religion scheint ein ergriffen werden, von einer inneren Wirklichkeit eines Numinosen, überwiegend in Glaubensgemeinschaften und deren dazugehörigen geschichtlichen religiösen Hintergründen in unserem Gefühlswesen, zu entsprechen. Das religiöse Erleben hebt sich vom Erkennen und Erklären einer physisch erkannten Wahrheit ab und prägt je nach Religionszugehörigkeit das Anerkennen einer jeweiliger sittlichen kulturellen Forderung, Verstehens und Erklärens eines ästhetischen Wertes den jeweilig gläubigen Menschen.
Religionen, welche an begrenzte Stammes- und Volksgemeinschaft gebunden sind unterscheiden sich zumeist grundsätzlich von Weltreligionen, welche leichter zugänglich und verständlich der gesamten Menschheit sind, weil diese allgemein kulturell geprägter sind.
Wie über diesem Zitat schon angesprochen, entspricht die jüdische Vorstellung, der religiösen geprägten Liebe, eben weniger einer weltweiten gleichen Vorstellung und gemeinsamen Liebesweise und zwar wie dies oft in Weltreligionen zwar so glaubend verstanden wird. Diese Andersartigkeit entspricht aber keiner Wertigkeit, im sinne von besser oder schlechter vor G"tt. Diese Liebe welche in den kulturgepräten Staats- und Landesgemeinschaften durchaus anders verstanden und gelebt werden entsprechen also im Judentum ein recht eigenständiges kulturabhängiges Verstehen der Liebe am Nächsten. Die Globalisierung hat diese Vielfalt von Liebe noch nicht verschluckt und es wäre schade wenn es diese Vielfalt immer weniger geben würde. Unsere Verstehensweise der Liebe zum Ewigen und zum Nächsten wird zwar von jedem irgendwie verstanden und dieses individuelle Verstehen ist nie Falsch, sondern wird nur falsch wenn dies zur Pflicht, oder Richtschnur der gleichgerichteten Liebe zum Nächsten und zu G"tt würde. Die christliche geprägte Liebe zu G“tt ist anders als unsere jüdische Liebe zum Ewigen, so auch die Liebe zum Nächsten.
Shalom
Isaak
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