Lieber Alef,

voran auch mein Kompliment zu deinem brillanten Posting. Ich hab es sehr gerne gelesen.

So gut wie du kenne ich mich nicht aus im Christlichen, aber ich bin erstaunt, wenn man das Abendmahl auch als Nichtgetaufter offiziell empfangen dürfte. Hieße es auch dass ich als Jude demnach und ohne vorher getauft zu werden das christliche Abendmahl einnehmen könnte, so ich das wollte und mich innerlich als Christ fühlen würde? Natürlich könnte ich mich im christlichen G“ttestdienst einfach in die Reihe der Abendmahlwilligen einreihen und wenn ich nicht sagen würde, „gebt auch dem Juden das Mahl“, also schweigen würde, dann würde ich ebenfalls das Abendmahl mit feiern können und mir selber sagen, dass ich Heute an Jesus glaube und deshalb die Glaubensgemeinde und G“tt nicht betrogen hätte. Reicht wirklich ein innerliches Christsein, oder ist doch mehr notwendig? Währe das in einigen christlichen gemeinden möglich, selbst wenn ich Nichtjude und eben auch nicht getauft wäre?

Wenn ja, dann überlegte ich mir noch heute Abend doch Christ werden zu wollen bei so viel Offenheit und Toleranz. (War nur ein Scherz.)
Oder entsprechen deine Erklärungen eher einer Annahme wie G“tt zu solchen Angelegenheiten stehen würde oder könnte.
Denn auch ich glaube fast, dass G“tt schmunzeln und weinen könnte wenn er hier mitlesen würde und auf jedenfalls mich und meine Meinungen als kleinlich betrachten würde. Aber ich weiß es nicht wie Er denkt und empfindet.

Vielleicht sollten wir unterscheiden zwischen unserer inneren Gewissheit und zwar zu empfinden und fast zu wissen wie G“tt denkt, fühlt, erwartet und was er mit Nächstenliebe zwischen uns verschiedenen Menschen aus verschiedenen Völkern und Glaubensrichtungen wahr und richtig ist … und zwischen dem wie wir untereinander und miteinander Lebensregeln finden und leben.

Des Weiteren, sicher kann man zwischen meinen Zeilen gut, wenn auch unerklärt von mir selbst herauslesen, dass ich kein orthodoxer Jude und auch kein hyperreligiöser Mensch bin. Ich liebe die Schöpfung und sehne mich nach dem Schöpfer und bin zufällig Jude.

Und natürlich ist das Jüdische nicht das Nonplusultra und hat ebenso viele bedenkliche Meinungen und Lebensformen wie jede andere Religion und jede andere Meinung.

Und natürlich schreibe ich mich hier, in aller erster Linie, mit Menschen im Forum und dennoch frage ich mich wie ich sie verstehen könnte.

In wie weit jüdische Historiker der letzten 2000 Jahre innerjüdische Schriftdokumente, welche von Jesus, bzw. Jeschua aus Nazareth berichten vernichtet habe weiß ich nicht zu sagen. Ob es begründete Motive dazu gibt obliegt meiner Meinung nach recht spekulativen Gedanken. Ich selbst glaube, aber weiß es nicht, dass es gewiss einen historischen jüdischen Menschen gab, zu welchem die heutigen Darstellungen seiner Person zurückführen, aber ich weiß nicht ob er wirklich Immanuel oder Jeschua geheißen hat. Ob nun absichtlich von meinen Vorfahren zerstört oder gar nicht erst aufgeschrieben, es gibt leider keine offiziellen innerjüdischen Quellen zu ihm.

Wo nun das Christliche anfängt und aufhört weiß ich nicht zu sagen und selbst wenn ich eine Meinung dazu hätte, bemühe ich mich in diesem Punkt um Zurückhaltung und zwar aus meinem Respekt heraus gegenüber christlichen Gläubigen.

Aber das jüdische beginnt einerseits bei der jüdischen Mutter, denn im jüdischen Glauben glaubt man dass im Blut der Kern allem Lebens und auch der Schlüssel zum ewigen Leben verborgen lebt und weil das Kind und die Mutter am Beginn nicht nur das Gleiche, sondern das Selbe Blut haben und der Vater eher geringeren Blutanteil ins Leben setzt ist nun einmal die offizielle Regel, ob sie nun g“ttlich perfekt oder menschlich falsch ist, dass die Mutter das Jüdischsein bestimmt und nicht der Vater. Haus Israel ist gleichzusetzen mit Mütter Israels. Der zweite Weg zum Jüdischsein ist die Aufnahme zum jüdischen Glauben und inzwischen sind viele und aber viele einst Nichtjüdische Mitmenschen ganz und völlig in Israel aufgegangen. Es geht halt nicht mit Hauruck und Sofort und allein die tiefste Verbundenheit mit Israel oder G“tt Israel macht eben aus einem Nichtjuden noch keinen Juden.

Und wie gesagt, ich bin der Meinung dass es nicht notwendig ist jüdisch sein zu müssen um G“tt oder auch G“tt Israel nahe sein zu können.

Wenn man Menschsein wirklich verstehen könnte und Nächstenliebe ebenso, dann bedürfte es gewiss keine einzige Religion, aber da wir Menschen scheinbar wissen ohne wissen zu können gibt es Kultur und Geschichte aus welcher man sich als weiser Mensch herausbewegt, aber als Mensch verwoben bleibt.

So gibt es nun einmal Israel und viele viele andere schöne Länder, Kulturen und Religioenen und deren Übergänge sind nicht scharf voneinander abgegrenzt.
Aber wie dem einen ein fliegender Fisch vorkommt als wenn es ein Vogel und dem anderen als wenn es ein Fisch wäre ist dennoch der fliegende Fisch ein Fisch und der Wahlfisch kein Fisch.

Ich fordere nicht auf und bin auch nicht daran interessiert, dass wir einer Meinung sein sollten und ich fürchtete mich sogar davor, dass wir Menschen nur noch einer Meinung sein könnten. Ich fordere eher mehr Respekt zu bestehenden Unterschiedlichkeiten auf und bitte nicht Alles in einem gut gemeinten Menschheitsideal der Liebe zu Vereinen welches es so und allgemein nicht gab und wahrscheinlich auch nicht geben wird, sondern nur vom Einzelnen verstanden und gelebt werden kann und dazu ist es egal als was man geboren wurde und was man geworden ist.

Liebe Grüße …/ Yitzhak