Warum wird der Mensch in seinem Sein (was er zur Zeit ist) betrachtet, und nicht in seinem Werden (was er von Gott bestimmt ist zu werden)?

Es heißt doch: "Und Gott sprach: Laßt uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich." (Gen. 1:26)
Was bedeutet, Gott ähnlich zu sein?
Ähnlichkeit ist die Übereinstimmung in einer oder mehreren, nicht aber allen Eigenschaften.

Der Begriff bezeichnet eine Beziehung (Relation) zwischen zwei oder mehreren Gegenständen (im weitesten Sinn), die in Hinsicht auf eine oder mehrere, nicht aber alle Eigenschaften (Merkmalen) übereinstimmen (Vgl. Vergleich (Philosophie)). Der Grad der Ähnlichkeit bemisst sich nach dem Verhältnis der gemeinsamen zu den unterscheidenden Eigenschaften. Sind keine unterscheidenden Eigenschaften festzustellen, spricht man von Gleichheit bzw. Identität.

Beispiel 1: Ein Autofahrer ist einem Busfahrer ähnlich hinsichtlich der Eigenschaft, ein Straßenfahrzeug zu führen. Beide sind einem Lokomotivführer ähnlich hinsichtlich der Eigenschaft, ein erdgebundenes Fahrzeug zu führen. Alle drei sind einem Flugkapitän und einem Schiffsführer ähnlich hinsichtlich der Eigenschaft, ein Fahrzeug zu führen. Die Ähnlichkeit ist größer, wenn alle Fahrzeugführer Personen befördern; geringer, wenn teils Personen, teils nur Lastgüter befördert werden.

Beispiel 2: In einem strengen Sinn ist ein Mensch mit sich selbst nur zu einem bestimmten Raum-Zeit-Punkt identisch, im Laufe der Zeit ist er sich nur ähnlich, da er in der nächsten Sekunde etwas anderes denkt, sieht, ein Haar verliert etc.
http://http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84hnlichkeit_%28Philosophie%29

Wenn der Mensch Gott ähnlich sein soll, wird er dann nicht auch Gott sein?
Denn Johannes schreibt: "Im Anfang war das Wort(Gedanke, Plan), und das Wort war bei Gott, und das Wort war: Gott." (Joh. 1:1)
Gott wollte also einen Gott erzeugen, oder aber sich ausweiten, b.z.w. vermengen.

Erzeugen bedeutet aber wie zeugen, so auch produzieren. (Käse z.B. ist ein Milcherzeugnis, das bestimmte Zeit zur Reife braucht)

Der biologische Mensch ist noch kein Gott, sondern ein Rohstoff, aus dem ein Gott, b.z.w. ein Teil Gottes werden kann. Dazu braucht er eine gewisse Reife in der Denkweise Gottes. Und den Sieg über den Tod!

Dennoch ist der einzelne Mensch noch kein Gott, auch wenn er in der Denkweise Gottes zur Mannesreife herangewachsen ist, und den Tod besiegt hat, sondern nur ein Sohn Gottes.
"Die aber, die für würdig gehalten werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten ... sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind." (Lk. 20:35)

So ist auch Jesus, durch die Auferstehung von den Toten, zum Sohn Gottes geworden.
"... der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids, der dem Geist der Heiligkeit nach." (Röm. 1:3,4)
"So verkündigen wir euch das Evangelium: Gott hat die Verheißung, die an die Väter ergangen ist, an uns, ihren Kindern, erfüllt, indem er Jesus auferweckt hat, wie es schon im zweiten Psalm heißt: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt." (Apg. 13:32,33)

Und wir, dem Glauben nach, durch die Teilhabe an seiner Auferstehung.

Weiter heißt es: "Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, daß wir ihm ähnlich sein werden, wenn es offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist." (1Joh. 3:2)
Hier kommt die Ähnlichkeit!

Der Weg dazu liegt in der Einheit.
"Alle sollen eine sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, ... sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit ..." (Joh. 17:21-23)
"So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen." (Eph. 4:13)

Nur dann wird der Mensch Gott ähnlich sein. Denn Gott - elohim - ist eine Göttergemeinschaft.
Denn Jesus sagt: "Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicherweise der Sohn." (Joh. 5:19)
Und zu Petrus sagte er: "... auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, ..." (Mt. 16:18)
Eine Gemeinde, die sein Leib sein soll.

Der Leib des Sohnes Gottes ist also eine Gemeinschaft der Kinder Gottes.
Aber auch das mußte er beim Vater gesehen haben, der auch einen Leib hat, eine Göttergemeinschaft.

Und wir sind, noch vor der Erschaffung der Welt, dazu bestimmt dieser Göttergemeinschaft teilhaftig zu werden.
"So haben wir doch nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles, und wir leben auf ihn hin." (1Kor. 8:6)
"... damit Gott alles in allem sei." (1Kor. 15:28)

Was ist der Mensch also? Was wir heute sehen, oder was Gott in der Zukunft sieht?