Dieses Jesuswort stimmt mich traurig! - Wie geht es anderen damit?
"Lass die Toten ihre Toten begraben!" (Matth. 8,21 / Lukas 9,60)

Es gibt zwei Bestatter, die ich persönlich kenne; genügsame, diensteifrige, friedfertige Menschen, feinfühlig darauf bedacht, hinterbliebenen Menschen nach Kräften auch menschlich beizustehen, aber oft in dieser Hinsicht schlicht von den Erwartungen ihrer Klienten überfordert, so wie es in diesem Metier wohl jedem Menschen auf Dauer ergehen müsste. Wieviele Leidensgeschichten bekommen sie zu hören - jahrein - jahraus, wieviele schreckliche Bilder müssen sie wegstecken, wenn sie verunfallte Körper herzurichten haben, damit Angehörige Abschied nehmen können. Soviel haben sie zu tragen, und so wenig Beachtung und Wertschätzung zollt man diesen Menschen. - Sind das "Tote", die ihre Toten begraben? frage ich mich...

Dieses Jesuswort stimmt mich traurig! - Wie geht es anderen damit?
Ich frage mich, was hat dieses „Jesuswort“ mit Trauer zutun?

Folgt man dem Textstück, dann geht es doch hier nicht um Trauer, sondern um etwas ganz anderes.

Matth. 8.21. Ein anderer aber, einer seiner Talmidim sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, zuerst wegzugehen und zu begraben meinen Vater.
8.22. Aber Jeshua sagte zu ihm: Folge mir und lass die Toten begraben ihre Toten.

Hat Rabbi Jesus wirklich gemeint, Tote einfach so liegen zu lassen, was zudem im Widerspruch zu Toraanweisungen stände. Sollte wirklich Rabbi Jeshua / Jesus Torabruch zum Maßstab der Nachfolge erklärt haben? Dem steht deutlich Jeshuas Selbstaussage zur Tora gegenüber (Matth. 5,17–19). Warum wurde diese angebliche Anweisung von seinen Nachfolgern nie praktiziert?
Der Hintergrund zu dieser Aussage ist ein Wortspiel, welches ganz tief greifendes über die Beweggründe des „Scheinjüngers“ offenbaren. Wäre dessen Vater schon Tot, so hätte der Sohn ganz sicher nicht seinen Vater im Verwesungszustand liegen gelassen, um dann Jesus zu fragen, ob er ihn erst beerdigen soll oder nicht. Er hätte es gleich getan (man bedenke zugleich die klimatischen Verhältnisse in Israel). Zugleich hätte Jesus selbst diesen Torabrecher von sich gewiesen, welcher sträflich die Gesundheit und das Leben anderer Menschen aufs Spiel gesetzt hätte (Seuchengefahr). Es muss also davon ausgegangen werden, dass dieser „Scheinjünger“ warten wollte bis sein Vater stirbt, um dann Jesus nachzufolgen. Genau diese Vorbedingung zur Nachfolge lehnte Jesus ab. Jesus wusste sehr wohl, dass Tote keine Toten begraben können, doch er wusste auch, dass nur lebende Gott loben und ihm dienen können (Psalm 115) und genau darin findet dieses Wortspiel seinen Sinn.

Absalom