Vielleicht deckt das Christentum einen Bereich des Lebens (und des Todes) ab, der jenseits deines persönlichen Horizontes liegt, und das Judentum deckt wiederum einen anderen Bereich der Unendlichkeit ab? Vielleicht, ja sogar höchstwahrscheinlich sind "Jesus" und "Rabbi Jeshua" tatsächlich zwei Seiten einer und derselben Persönlichkeit? Ist im Grunde nicht jedes Menschen Gottesbild / Gottesverständnis ein ganz persönliches, das sich von allen anderen unterscheidet / unterscheiden muss? Selbst innerhalb derselben Religionsgemeinschaft gibt es so viele verschiedene Gottesbilder wie es Mitglieder gibt! - Ein König kann gleichzeitig auch ein Vater und ein Geliebter sein: Der Dienerschaft ist der König ein gestrenger Herr, das Kind erfährt denselben König als nachsichtiger Vater, der ihm ein Vorbild ist, zugleich aber auch schützender Halt und Quelle der Versorgung, die Geliebte erfährt denselben König als zärtlichen Gespiel mit schwachen Seiten, der sie beschenkt und mit ihr geniesserisch "Mahl hält". - Alle diese unterschiedlichen Bilder bezeichnen vollkommen wahr ein und dieselbe Persönlichkeit! - Aber ein Diener wird den König niemals so sehen, wie die Geliebte ihn sieht!!!
Ich habe hier eine Wissens- / eine Verständnislücke! Was ist der Unterschied zwischen "geistlich" und "geistig"? Wie definierst du (oder andere) diese zwei Begriffe, die sich so ähnlich sind, dass äusserlich nur ein einziger, stummer Buchstabe den Inhalt / den Sinn verändert? Vor allem unter "geistlich" kann ich mir überhaupt nichts vorstellen; da ist bei mir nur Leere ?:-X Ich würde in dieser Hinsicht gerne was dazulernen.
Ist das eine Pauschaleinschätzung? Bedeutet der "geistliche (geistige?) Tod" im Christentum etwas anderes als im Judentum? Unterscheiden sich die Menschen durch ihre äussere "Ettikette" so sehr in grundlegenden Bereichen des Lebens, oder sind es (Vor-)Urteile, die zu solchen Schlussfolgerungen verleiten?
Gibt es ein geistliches (geistig?) Leben, das sich vom geistlich / geistig jüdischen Leben unterscheidet?
Das hört sich fast so an, als hättest du enttäuschende Erfahrungen gemacht! Könnte es sein, dass du vorgefasste Erwartungen an Menschen hast, die zu erfüllen sie vielleicht gar nicht bestimmt sind? - Mich persönlich interessiert jede Religion / Kultur, weil ich überzeugt bin, dass Gott alle Menschen ihrem Fassungsvermögen angemessen mit Offenbarung beschenkt hat. Wenn ich nicht nur blind glauben will, sondern Ihn finden und Ihn umfassender erkennen will, dann bin ich auf die Hilfe und das Wissen anderer angewiesen, ansonsten wir alle als Einsiedler berufen wären. Wozu dann eine Nächstenliebe? - Dass das zusammengetragene Wissen / alle Informationen aber aufgrund meiner persönlichen, subjektiven Erfahrungen in meinem Herzen ein anderes Bild (?) ergeben werden als bei meinem Nächsten, diese Wahrscheinlichkeit ist sehr gross. Weshalb? - Lass zwei Menschen denselben Baum betrachten und schriftlich ihren Eindruck festhalten. Als Ergebnis werden zwei völlig verschiedene Texte herauskommen, obwohl sie dasselbe Objekt gesehen und beschrieben haben. - Wir Menschen sind so konzipiert, dass wir sowohl in unserer Wahrnehmung als auch in unserem Ausdruck einmalig sind. Diese Einmaligkeit ist gewiss kein Lebenshemmnis, kein Hindernis, um ein glückliches, erfülltes Leben zu führen, sondern es ist die Voraussetzung für Fülle. Der Schlüssel zu erfülltem, gesegnetem Leben ist die Grosszügigkeit unserer Haltung, das Annehmen, wie Jesus uns angenommen hat (nämlich unwissend, unvollkommen, geistig armselig und krank / vielleicht sogar geistig tot?). Diese Grosszügigkeit nennt sich Liebe zum Nächsten, zum Anderen, zum anders gearteten, auch zum Schwachen, Unwissenden, Gering-geachteten und -geschätzten.
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Ich habe übrigens in einem anderen T. danach gefragt, was die Erwählung des Volkes Israel wohl konkret bedeuten mag, und worin denn die Juden (als Mutter der Christen) "versagt" hätten. Zwar bezeichne ich mich nicht als Christ, weil mein Interesse den Menschen und dem Leben ganz allgemein gelten und nicht nur aus dem christlichen Gesichtspunkte heraus, aber ich bin ein aus Erfahrung überzeugter Jesusliebhaber. Die Liebe zu (meinem) Jesus hindert mich keineswegs, auch das Wissen und die Lehren aus anderen Religionen und Kulturen in mein Nachdenken miteinzubeziehen. Mensch ist zuerst einmal Mensch, egal welchen äusserlichen Gruppierungen er sich willentlich oder unwillentlich zugesellt (hat). Wenn ich nicht auf Ablehnung oder gar Bosheit stosse, dann ist jeder Mensch wert, angehört und ernst genommen zu werden.
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