Guten Tag, Luxdei!

Es ist interessant, sich mit Dir zu unterhalten. Leider kenne ich Deinen Erfahrungshintergrund in Glaubensdingen nicht wirklich. Nach meiner vorsichtigen Einschätzung scheinst Du diesem Thema aber eher skeptisch gegenüber zu stehen. Das ist aber besser, sich mit etwas kritisch auseinander zu setzen als dem Konflikt aus dem Weg zu gehen und Dinge, die man nicht versteht, einfach zu ignorieren.

Zum Thema Christus und Tradition:
Sicherlich hat Jesus sich an die Vorganben seines Vaters gehalten. Aber im Sinne von "Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat", siehe Markus 2:27-28, hat er also am "befohlenen Ruhetag" munter Kranke geheilt und hatte auch nichts dagegen, dass Leute notwendige Arbeiten auch am Sabbat vornahmen, obwohl da ja "Nichtstun" Tradition hatte. Die Heilung des Samariters, die Vertreibung der Händler aus dem Tempel - all dies deutet darauf hin, dass Jesus die damaligen Traditonen ziemlich "entmufft" hat.

Zum Thema Alleinstellungsmerkmal:
Die Liebe zu Jahwe, der durch seinen Sohn Jesus unter uns weilte so wie die Erlösung durch seinen Tod und die Wiederauferstehung sind aber sowas von exclusiv. Die "Liebe zu etwas göttlichem" ist ja allen Religionen zu eigen wie die Tatsache, dass ein Auto Räder hat.

Zum Thema "Okkulte Praktiken":
Ich habe in das Thema Okkultismus einige Jahre investiert, weil es ich interessiert hat, wie das funktioniert. Taufe und Abendmahl haben mit Okkultismus nichts gemeinsam. Wenn sich bei uns in der Gemeinde jamend taufen lässt, zeigt das neue Mitglied damit an, dass in seinem Leben ein Paradigmenwechsel statt findet und es sich auf ein Leben im Sionne von Jesus einlässt. Nicht mehr, nicht weniger. Auch unser Abendmahl ist lediglich ein Gedenken der Gemeinschaft und der totalen Hingabe Christi an sein Volk.

Dass Du, Luxdei, hier bist und Dich mit solchen Themen befasst, ist ein gutes Zeichen. Ich muss zugeben, dass wir Christen ein Problem haben: Es gibt so viele Leute, die sich als Christen ausgeben, aber letztlich in Formalismen und Traditionen erstarren, gebetsmühlenartig Floskeln herunterleiern und sinnentleerte Rituale abhalten, "weil man das halt so macht". Nichts gegen Tradition, solange es sich nicht um das Aufbewahren der Asche, sondern um das Weitergeben des Feuers handelt.

Sicherlich lehne ich mich weit aus dem Fenster, wenn ich vom "wahren Christentum" schreibe. Dass ich kein Amtskirchenmitglied bin, sollte ja mittlerweile zwischen den Zeilen klar erkennbar sein. Sicherlich gibt es auch bei freien Christengemeinden Hierarchien, aber die beziehen sich bei gut funktionierenden Gemeinden auf säkular-organisatorische Angelegenheiten. Aber wir dienen nur einem Herrn. Sicherlich gibt es Gefälle zwischen Leuten, die schon viel Erfahrung haben und Neueinsteigern, doch da helfen wir uns gegenseitig im Verständnis und viele persönliche Entwicklungen sind wirklich verblüffend und einigartig, so wie jeder Mensch einzigartig ist.

Einen herzlichen Gruß an alle Mitleser -

Bitschubser