Ich lese momentan noch mal das Buch von Pinchas Lapide "Wie liebt man seine Feinde" und heute morgen stach mir daraus einen Satz hervor, an dem ich euch teilhaben lassen möchte.


Es geht dabei auch um das Thema Nächstenliebe.

Martin Buber erzählte, dass einst nach einem Vortrag über die Nächstenliebe eine Dame ihn ansprach, um zu fragen: Ich liebe mich selbst überhaupt nicht, Herr Buber, wie kann ich dann den Nächsten lieben? Buber und Rosenzweig, die damals gerade die Heilige Schrift neu verdeutschten, nahmen diese Frage ernst, hinterfragten ihren Text, um auf die Möglichkeit einer anderen Übertragung zu stoßen, die dem Urlaut und dem Ursinn ebenso gerecht würde. Schließlich schrieben sie: "Liebe deinen Nächsten, er ist wie du!" Auf die Frage, was dabei gewonnen wäre, lautete Bubers Antwort: Hiermit wird ausgesagt, dass dein Mitmensch, was immer auch der Augenschein sein mag, der ihm Bosheit, Allmacht oder Hinterlist in deinen Augen verleiht, im Grunde genauso schwach, gebrechlich und den Ängsten des Daseins ausgesetzt ist wie du selbst. Dieses Sein-wie-Du entwaffnet also viel von der Angst, die du vor deinem Nächsten haben könntest. Wenn so der Angst der Boden entzogen wird, wird auch der Hass, der fast immer einer unterschwelligen Angst entspringt, entschärft und umlernfähig. Sobald Angst und Hass verschwinden, dann erst öffnen sich die Tore des Herzens für die unbehinderte, freie Nächstenliebe.

Es ist wert, darüber nachzusinnen - denke ich.

Euch allen einen schönen Freitag und einen guten Sabbat beginn.

Eure Fischi