Warum Jesus Gott ist
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Dreieinigkeit – ein kontroverses Thema
Die Frage, ob Gott dreifaltig ist, ist selbst bei Paulus und den anderen Aposteln niemals in konkreter Weise thematisiert worden. Die Betonung des menschlichen Wesens-Aspektes Jesu wurde vielmehr von Häretikern und Gegnern des Christerntums aufgeworfen, auf die die Kirche antworten musste. Als Christ interssiert mich aber natürlich die Frage nach dem Wesen Gottes im allgemeinen und dem Wesen Jesu im besonderen.
Ich möchte ermutigend darauf hinweisen, durch diese Frage den Glauben nicht ins Wanken bringen zu lassen. ...
Der eine Gott ist ein plurales Wesen
Im Alten und Neuen Testament begegnen uns viele Bezeichnungen Gottes.
Mehrere Aussagen im Alten Testament machen deutlich, dass wir es mit einem, aber pluralen Gott zu tun haben:
Neben dem konkreten Gottesnahmen Jahwe wird Gott sehr oft als „elohim“ bezeichnet. Das ist die Pluralform des Wortes Gott ("eloha") und meint „Götter“. Wenn von dem Einen die Rede ist, wird hauptsächlich „elohim“ statt „eloha“ gebraucht. Die Pluralform "eloha" ist zunächt eine Steigerung der Bedeutung (so ähnlich wie "Herr aller Herren") und damit an sich noch kein "versteckter Hinweis" auf eine Dreieinigkeit Gottes im Alten Testament.
Diese Pluralität wird aber nicht nur im Wort "eloha", sondern auch im beschriebenen Handeln Gottes deutlich - und das beinhaltet eine Andeutung davon, dass der eine Gott aus mehreren Personen besteht:
Lasst uns Menschen schaffen ... nach unserem Bild
1.Mose 1,26
der Mensch ist geworden wie einer von uns
1.Mose 3,22
Lasst uns herabfahren ...
1.Mose 11,7
Diese „Gottheit“ wird auch im Neuen Testament beschrieben (Apostelgeschichte 17,29; Römer 1,20; 1.Korinther 2,10 ;Kolosser 2,9). In diesen Stellen steht nicht „theos“, sondern „theios“, „theiotes“ bzw. „theotes“, meist mit „Gottheit“ oder „das Göttliche“ übersetzt. Alle diese Begriffe deuten im Gegensatz zum klar singularen „theos“ einen Plural an.
Jesus der Mensch
Jesus der Messias (Christus) wird sehr häufig als der Mensch, vor allem im Matthäusevangelium als der Menschensohn bezeichnet. In diesem Zusammenhang ist natürlich die Rede davon, dass der Vater größer ist als der Sohn; dass der Sohn aus sich heraus nichts selber tun kann; dass der Vater Kenntnisse hat, die der Sohn nicht hat. Diese Tatsache bestimmt weite Teile des Neuen Testaments und braucht an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden.
Dennoch gilt parallel dazu der nicht zu leugnende Aspekt, dass Jesus der Herr ("kyrios") und sehr wohl auch der eine Gott ist. In Johannes 20,28 spricht Thomas Jesus direkt an mit der Bezeichnung "kyrios". Hier und an vielen anderen Stellen im Neuen Testament meint „Herr“ (gr. kyrios) das jüdische, alttestamentliche „adonai“, welches in Zitaten für das originale „Jahwe“ steht. Dass Jesus als Herr (kyrios) bezeichnet wird, bedeutete für die Juden, dass damit Adonai, ja schließlich Jahwe selbst gemeint sei.
Das göttliche Wesen des Messias
Johannes 1,1 macht deutlich, dass der Messias, der hier mit dem Wort Gottes gleichgesetzt wurde, von Gott ausgeht und auch schon vor dem Werden der Schöpfung bei Gott war (Johannes 17,5). In Christus ist das Wort menschliches Wesen geworden (Johannes 1,14).
Mehr noch, das Wort ist schöpferischer Ursprung dieser Welt. Diese Aussage macht Paulus auch über Jesus Christus in Kolosser 1,15-17. Es wird sogar bezeugt, dass dieses Wort (gr. logos) Gott ist. Offenbarung 19,13 zeigt uns deutlich, dass Jesus Christus dieses Wort Gottes ist.
Dass Gott menschliche Gestalt annahm, ist uns aus der Bibel nicht fremd (1.Mose 18;1.Mose 32,25-33;Richter 2,1-5 usw.) Dass Gott selbst aber Mensch wird, ist ein ganz spezieller Aspekt dieser Tatsache.
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held (wörtl. starker Gott), Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er es stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.
Jesaja 9,5
Ein Kind (Mensch) ist geboren; dieser ist Ewig-Vater, starker Gott!
Ich bin, der ich bin
In Johannes 4,26 spricht Jesus die Frau wörtlich an mit „Ich, der ich zu dir spreche, bin er“ bzw. „Ich bin, der zu dir spricht“. Hier und an anderen Stellen Johannes 6,20, Johannes 8,24, Johannes 8,58, Johannes 13,9, Johannes 18,5 spielt Jesus deutlich auf die Gottesoffenbarung in 2.Mose 3,14 an. Dort gab sich Gott als der „ich bin, der ich bin“ zu erkennen, die Basis des meist genannten Gottesnamens „Jahwe“.
In Johannes 8,58 sagt Jesus: „Bevor Abraham ward, bin ich“. Dieser grammatisch seltsame Satz wird klar, wenn man ihn mit jüdischen Ohren liest. „Bevor Abraham ins Dasein trat, bin ich.“ Jesus war also schon vor Abraham da (das zeigt, dass Jesus mehr sein muss als ein Mensch, der durch die Geburt durch Maria ins Dasein kam). Zudem war für die Zuhörer ganz klar, was Jesus hier sagt. „Ich bin“ – also gibt er zu erkennen „ich bin der ‚Ich bin’“, also „Ich bin Jahwe“. Seine Zuhörer haben sehr wohl verstanden und haben entsprechend darauf reagiert. Aus deren Sicht war diese tatsächlich von Jesus durchgeführte Gleichsetzung Gotteslästerung.
Eins mit dem Vater
In Johannes 10,30 bezeugt Jesus, dass er eins mit dem Vater ist (siehe auch Johannes 17,11). Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott. Nicht zwei Götter, aber derselbe Gott im Wesen. Auch hier zeigt die Reaktion der Leute die Ungeheuerlichkeit dieser Aussage. Die Schriftgelehrten wussten, dass Gott nur einer ist (5.Mose 6,4; Jakobus 2,19), wie kann dann dieser Jesus behaupten, er sei diesem Einen gleich bzw. er und der Vater sind der Eine? Das kann doch eigentlich nicht sein; daher musste das Gotteslästerung sein. Und sie hoben Steine auf, um diesen nach dem Gesetz zu steinigen. Dazu gibt es eine sehr bezeichnende Stelle:
„Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich.
Johannes 5,18
Auch dieser Text deutet an, dass Jesus sich selbst in einer gewissen Weise Gott, dem Vater, gleich setzt. Wenn man dieses berücksichtigt, wird klarer, was es bedeutet, wenn Jesus sagt „Wer mich sieht, der sieht den Vater (Johannes 14,9). Paulus greift diesen Gedanken auf und erklärt „In ihm lebt die Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kolosser 2,9).
Jesu Herrlichkeit
Das 17. Kapitel des Johannesevangeliums zeigt noch einmal Jesu besonderes Wesen: Er hatte Herrlichkeit, und zwar, bevor die Welt erschaffen wurde. Ich gebe ehrlich zu, dass ich mit rationellen Argumenten bei dieser Frage begrenzt bin. Aber ich staune darüber, dass hier klar wird, dass Jesus nicht nur Mensch ist und mehr bzw. anders als Engel (vgl. Hebräer 1, Johannes 17).
Er hat Herrlichkeit und widerspiegelt Gottes Wesen. Das ist nie von einem Menschen, sei er noch so ein großer Prophet, auch nicht von einem Engel, gesagt worden. Er gibt Leben, er gibt Vergebung, er gibt Gerechtigkeit. Tatsachen, die doch nur von dem einen lebendigen Gott, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs gesagt werden kann.
Jesus der Sohn Gottes
Auch der Titel „Sohn Gottes“, neben Menschensohn die häufigste Bezeichnung Jesu (besonders im Johannesevangelium), zeigt seine Besonderheit. Er ist ja nicht Sohn im Sinne der gezeugten Nachkommen der heidnischen Götter wie Zeus und dergleichen. Der Gott der Bibel ist in diesem Punkt wesentlich anders. Sohn Gottes ist ein Titel, eine Be- und Auszeichnung, die das besondere an der Person Jesu herausstellt. So wie der häufig erwähnte Titel „Menschensohn“ Jesus als den (besonderen) Menschen kennzeichnet, bezeichnet „Sohn Gottes“ seinen göttlichen Aspekt. Das nicht zu beachten heißt wesentliches der biblischen Offenbarung zu ignorieren.
Es gibt weitere Anzeichen, dass Jesus Gott ist. Er hat Eigenschaften, die allein Gott zustehen. Er ist überzeitlich (Johannes 8,58; Hebräer 13,8), er hat Leben in sich selbst und gibt (ewiges) Leben (Johannes 5,26;Johannes 17,2) und er hat alle Macht (Matthäus 28,18).
Außerdem finden wir in der Offenbarung (z.B. Offenbarung 1,8) eine interessante Verschmelzung. Dort ist vom Allmächtigen die Rede, allerdings mit den Attributen, die eindeutig Jesus Christus bezeichnen, nämlich dejenige, der ist, der war und der kommt. Und diesem gebührt die Ehre, die laut Bibel wirklich nur Gott zusteht.
Jesus nach der Himmelfahrt
Jesus Christus nach der „Himmelfahrt“ stellt einen erweiterten Aspekt seines Wesens und seiner Existenz dar. Er ist nicht mehr körperlich anwesend. Vielmehr ist er „zur Rechten Gottes“, auf einem Thron mit seinem hoherpriesterlichen Dienst. Zugleich ist er hier gegenwärtig. Paulus beschreibt das als Wirken des Heiligen Geistes. „Christus in uns“ ist die neue Dimension des Wesens Jesu und der Gemeinschaft der Menschen mit Gott (Galater 2,20;Kolosser 1,27). Dieses Christusbild zeigt uns, dass Jesus mehr umfasst als ein rein menschliches Wesen oder einen Engel. Jesus Christus kann in uns hineinziehen, als Geist sozusagen in uns Menschen hineinkommen und Wohnung machen. Das geht weit über das körperliche Menschsein Jesu und eine Geschöpflichkeit hinaus.
Abschließende Gedanken
Der Begriff "Dreineinigkeit" taucht als solcher nicht im Neuen Testament auf, und es gibt auch nicht die eine Bibelstelle, wo die Dreieinheit Gottes definiert oder ausführlich erklärt wird. Dennoch gibt uns die ganze Bibel einen umfassenden Blick über das Wesen Gottes und des Christus.
So sollte auch uns, wie den ersten Christen, eines klar sein: wir gehören unserem Rettergott Jesus Christus, wir beten ihn an und wir ehren ihn. Ehre gebührt allein dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, Ehre dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Dies ist der Tenor des gesamten Neuen Testaments.
Quelle: http://nikodemus.net/1534?page=-2
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