Die Zeit, in der die Zeit rückwärts läuft
Als ich ein Kind war, war die Zeit vor Weihnachten voller Spannung. Alles wurde plötzlich rückwärts gezählt:
„Noch 24 Tage bis...“ wenn wir das erste Türchen öffneten;
„Noch 10 Tage bis...“ wenn wir verkleidet als Hirten oder Weise in Kirchen das Weihnachtsspiel aufführten;
„Noch 2 Tage bis...“ wenn der Baum in die Wohnstube gestellt wurde;
„Noch einmal schlafen, bis...“ wenn ich am letzten Abend einschlief.
Heute stehe ich als Mutter dabei, wenn ich die Kleinen sagen höre:
„Noch 12 Türchen, bis...“
„Noch 4 Türchen bis...“
Es scheint sich nichts verändert zu haben, außer, dass ich nun zumindest äußerlich der Erwachsene bin, dachte ich gerade so in mir, als mein Sohn auf mich zukommt, und mir mit funkelnden Augen zeigt, dass Weihnachten die Zeit viel weiter rückwärts läuft, als ich es mir bewusst war.
„Er hat bald Geburtstag, Mama. Was meinst du, wünscht er sich am meisten?“
„Wer?“ fragte ich, denn im Gedanken war ich beim Keksebacken.
„Na, Jesus, Mama, sein Geburtstag- so klein wie wir, so klein und trotzdem noch heute bei uns und jetzt so groß. Eigentlich hat er doch alles... Was wird er sich wohl am meisten wünschen zum Geburtstag?“
Während ich mit meinen Gedanken lächelnd die Kinder Tag für Tag gesehen hatte, wie sie Türchen rückwärts zählend öffneten, hatte ich an mein Weihnachten in der Kindheit gedacht...
Wie doch die Zeit vergeht und aus Kinderaugen scheinbar gerade in jenen Advendtagen sooo langsam rückwärts verstreicht...
Doch mein Sohn war noch weiter zurück gegangen, ganze 2000 Jahre-
Während ich Plätzchenteig zwischen den Fingern kleben hatte, nahm er nun voller heimlicher Vorfreude eines Geburtstags, die Schere und schnitt ohne Worte, schrieb und malte, was er Jesus schenken wollte, wenn in wenigen Tagen alle Kalendertürchen geöffnet, alle Lichter angezündet, alle Schularbeiten beendet und die Ferien begonnen hatten:
„Schau, Mama, noch 10 Tage bis ich ihm das schenke zum Geburtstag!“
und er reichte mir mit glänzenden Kulleraugen das Geschenk:
ein rotes Herz mit kindlich zackenden Schnittkanten, auf dem in Schönschrift stand:
Jesus ich hab dich lieb, schön, dass du geboren bist
Ich wünsch euch eine schöne, ruhige Zeit und viel Vorfreude beim Rückwärtszählen. Schön, dass es euch gibt.
Sei umarmt liebe "Knuddel- Omi" , Asko, MIjamis....
und auch alle anderen lieben Balkonies
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