Der Teddy im Krippenspiel

Weihnachten rückt näher. Wir wollen ein Krippenspiel mit den Kinder aufführen. Während einer Besprechung überdenken wir die Requisiten für die Weihnachtsfeier. Eine Mitarbeiterin überlegt laut: "Das Mädchen, das die Maria spielt, kann ja seine eigene Puppe mit bringen. Da hat es einen Bezug zu."

Bei der Generalprobe steht auf einmal die Mutter der Maria vor mir, hält in der Hand eine in schmuddelige Tücher gewickelte Babypuppe und beginnt ihr Problem zu schildern:

"Unsere Tochter kann mit dieser Puppe nichts anfangen. Sie kann sie nicht an sie drücken. Sie hat keine Beziehung zu Puppen. Kann sie nicht ihren Teddy nehmen?"

Sachlich und liebevoll versuche ich mit beiden zu sprechen. Mich persönlich würde das kuschelige Tier nicht stören, erklärte ich, allerdings würden viele Gäste vielleicht nicht verstehen, warum ein Teddy dabei ist. Das Kind beginnt leise zu weinen. Schließlich sind wir
Mitarbeiter damit einverstanden, dass der Teddy mitspielen dar. In Windeln gewickelt, versteht sich. Aber wir haben ein bisschen Bauschmerzen bei dem Gedanken.

Abends liege ich im Bett und kann nicht einschlafen.

Die Teddyaktion lässt mich nicht mehr los. Hoffentlich will kein kleines Kind das "Jesuskind" sehen. Wird eines der Kinder im Rollenspiel deswegen einen Lachanfall bekommen? "Ey, das ist ja'n Teddy!", höre ich einen vorlauten Jungen rufen.

Ich weiß ja, Gott ist es egal, ob wir mit einem Teddy oder mit einer Puppe spielen.

Schließlich wird mir bewusst: Macht es Gott nicht ähnlich?

Gott ging es darum, die Gestalt anzunehmen, die für uns verständlich ist. Die uns Nähe, Wärme und Geborgenheit vermittelt - wie der Teddy dem Mädchen. Deswegen kam er zu uns in einem Kind. Mit einem Kind können wir etwas anfangen. Ein Kind können wir an unser Herz drücken.

Gott wird zu einem Menschen, der so ist wie du und ich! Der heilige, erhabene Gott macht sich ganz klein, um uns nicht fremd zu bleiben.

Das ist Weihnachten: Gott kommt so zu uns, dass wir ihn verstehen können, dass wir ihn mit unsren Sinnen erfassen können. Wir stehen davor und staunen: "So lieb hat mich Gott!" Und beginnen ihn wieder zu lieben.

Der Teddy im Krippenspiel zeigt mir, wie weise und barmherzig Gott ist. Er wusste: Nur, wenn ich als Mensch unter Menschen lebe, werden sie mein Vaterherz und meine Liebe zu ihnen erkennen: fühlend, ertastend, begreifend.

"Christus war von Anfang an da. Jetzt haben wir in selbst gehört. Wir haben ihn mit unsren Augen gesehen und mit unsren Herzen berühren können, ihn, der uns die Botschaft vom Leben brachte" (1. Jo 1,1)

Ach, übrigens, der Teddy war während des Krippenspiels so gut in einem weißen Babybadetuch eingewickelt, dass niemand sein Teddygesichtchen sehen konnte. Niemand hat es merkt, niemand hat sich aufgeregt und das kleine Mädchen hat das Jesuskind ganz fest an sich gedrückt.......

Christine Schlagner (aus: Lydia)