Ob nun alle Schriftreligionen dazu neigen, mag ich nicht beurteilen. Im Falle des Judentums/Christentums mit Thora und Bibel, teile ich deine Einschätzung, Absalom. Ich finde es es in dem von Dir angesprochenen Titel, "Keine Posaunen vor Jericho", beeindruckend nachzulesen, wie die archäologisch nachgewiesenen, jahrhunderte währenden wohl wirtschaftlich motivierten Wanderbewegungen verschiedener Volksgruppen zwischen Kanaan, Nildelta und Eufrat-Region im heutigen Irak (im weitesten Sinne im Raum des fruchtbaren Halbmonds) offensichtlich - aber das bleibt Spekulation - in der Bibel Eingang finden als Geschichten von der Verschleppung der Israeliten ins babylonische Exil, Exodus und Landnahme in Kanaan. Dass diese im wahrsten Sinne des Wortes (Ver)Dichtungen mit den wahren Begebenheiten nichts zu tun hätten, würde ich so nicht sagen. Sicher kann man heutzutage aufgrund der bisherigen archäologischen Funde davon ausgehen, dass es weder einen Exodus gegeben hat, so wie ihn die Bibel beschreibt, noch eine Landnahme Kanaans als militärischen Feldzug. Betrachtet man die heiligen Schriften von Thora/Bibel jedoch als den Versuch, eine gemeinschaftbildende Volksidentität zu schaffen, stellt sich mir das ganze als eine Art Ereignisdokumentation dar - freilich nicht mit dem Anspruch an Objektivität, den wir heute an geschichtliche Dokumentation haben. Wobei wir auch heute oft genug konzidieren müssen, dass es allein beim Anspruch bleibt. Die Beschreibung der Realität ist eben immer nur von einem Standpunkt aus möglich - DEN richtigen gibt es dabei meiner Ansicht nach nicht.
*Gruß*
dispicio
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