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Erstaunlich ist bei der Debatte hier in Deutschland, dass die Beschneidung von kleinen Mädchen aus religiösen Gründen als Menschenrechtsverletzung bezeichnet wird, doch die Beschneidung von Jungen bagatellisiert wird.
Das ist nicht erstaunlich, denn es handelt sich um zwei Paar Schuhe. Die Beschneidung von Mädchen (zu recht auch "Genitalverstümmelung" genannt) hat wesentlich gravierendere Folgen für die Betroffenen als die Beschneidung von Jungen. Männer können auch ohne Vorhaut ein weitgehend normales Leben führen. Bei Frauen aber führt die Genitalverstümmelung dazu, dass Geschlechtsverkehr für sie mit Schmerzen verbunden ist und sie dabei kaum Lust empfinden, weiters kann es zu Problemen beim Urinieren und Menstruieren sowie beim Gebären kommen.

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Darüber hinaus stellt sich mir auch die Frage, ist es überhaupt legitim Kinder zu taufen? Auch wenn dieser Akt keine dauerhaften körperlichen Folgen hat, so ist es jedoch faktisch ebenso eine Verletzung des Persönlichkeitsrechtes des Kindes, welches dann ohne freie Wahl zum Mitglied einer Institution / Religion gemacht wird. Ich halte diese Diskussion ebenso wichtig, wie das Thema Beschneidung, denn faktisch geht es auch hier um einen unnatürlichen Vorgang der nichts mit dem Wohl eines Kindes zutun hat, sondern mit dem religiösen Willen von Eltern und Institutionen.
Die Taufe ist in erster Linie ein Formalakt, den das Kind später durch einen Austritt problemlos beseitigen kann. Zum Mitglied einer bestimmten Religion wird das Kind hauptsächlich durch die Erziehung gemacht. Wenn man das ablehnt, müsste man aber fragen: Inwieweit dürfen Eltern ihre Kinder dann überhaupt erziehen? Wenn Eltern ihren Kindern die Werte und Moralvorstellungen (die auch nicht universell, sondern kulturgebunden sind und nicht mehr allgemeine Gültigkeit für sich beanspruchen können als eine Religion) ihres Kulturkreises vermitteln (bzw. einzutrichtern versuchen), machen sie damit letztlich nichts anderes als wenn sie es in einer bestimmten Religion erziehen: In beiden Fällen werden dem Kind von kleinauf bestimmte Anschauungen vermittelt, ohne dass es die freie Wahl hat, ob es die in Mitteleuropa vertretenen Ansichten kennenlernen und übernehmen will. Wenn man sicherstellen will, dass das Persönlichkeitsrecht des Kindes nicht verletzt wird und es immer die freie Wahl hat, müsste man die Aufgaben von Eltern darauf beschränken, es zu füttern und zu kleiden, aber sie müssten sich jeglicher weltanschaulicher und moralischer Erziehung enthalten.
Außerdem stellt sich ohnehin die Frage, ob eine religionsfreie Erziehung überhaupt möglich ist. Irgendwann wird das Kind mit einer Religion konfrontiert werden, und dann wird es seine Eltern fragen, wer oder was eigentlich Gott ist. Was sollen sie ihm dann sagen? Ein kleines Kind will und braucht klare Antworten, dem kann man nicht sagen, dass es Gott vielleicht gibt oder auch nicht oder vielleicht auch mehrere Götter. Wenn sie ihm den Gottesbegriff ihres Glaubens vermitteln, erziehen sie es erst wieder im Sinne ihres Glaubens. Wenn sie aber sagen, dass es keinen Gott gibt, ist das im Grunde genommen auch eine religiöse Aussage, durch die das Kind bewusst zum Atheisten erzogen wird, also erst wieder keine freie Wahl hat.

Für mich ist wichtig, dass einem Kind die Möglichkeit bleibt, sich als Erwachsener von seinem bisherigen Glauben/Anschauungen abzuwenden, ohne trotzdem weiterhin an die Vergangenheit gebunden zu sein.