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  1. #1
    dispicio Gast

    Standard Zeugt Beschneidungsverbot von Intoleranz?

    Juden und Muslime sind besorgt, seit ein Kölner Gericht die Beschneidung von Jungen verboten hat. Das Thema bewegt auch die Medien. Offenbart das Verbot eine intolerante antireligiöse Haltung der Deutschen? Oder muss die Religionsfreiheit an der Vorhaut aufhören? (Quelle)

    Was meint Ihr?

    *Gruß*
    dispicio

  2. #2

    Standard

    Grundsätzlich würde ich die Beschneidung bei Kindern verbieten, es sei denn es liegt eine medizinische Notwendigkeit vor. Es ist, so meine Überzeugung, ein massiver körperlicher Eingriff auf das Selbstbestimmungsrecht eines Jungen, der unumkehrbar ist und somit lebenslang ertragen werden muß. Religionen haben hier keinerlei Rechtfertigungsargumente, da die Körperlichkeit eines Menschen angetastet wird und dies ohne die Zustimmung des betroffenen Menschen.
    Etwas anderes ist es, wenn sich erwachsene Menschen, warum auch immer, für eine Beschneidung aus freien Stücken entscheiden.
    Erstaunlich ist bei der Debatte hier in Deutschland, dass die Beschneidung von kleinen Mädchen aus religiösen Gründen als Menschenrechtsverletzung bezeichnet wird, doch die Beschneidung von Jungen bagatellisiert wird.

    Interessant sind in diesem Zusammenhang nun die Stellungnahmen der betroffen religiösen Gruppen. Man spricht von religiöser Freiheit und Selbstbestimmung zum einem, welches man für sich in diesem Land einfordert und zugleich verweigert man auf Grund religiöser Ansichten den Kindern dieses Recht auf religiöse Freiheit und Selbstbestimmung. Schlimm ist für mich persönlich das man dann auch noch Gott als Verantwortlichen dafür in Wagschale wirft.

    Im Übrigen ist dieses Thema nicht nur bei Muslimen und Juden ein Thema, sondern auch bei Christen, denn man darf nicht vergessen, das bei einem ganz erheblichen Teil der Christenheit die Beschneidung ebenso Pflicht ist (koptische Kirche, äthiopische Kirche, verschiedene orthodoxe Kirchen).

    Darüber hinaus stellt sich mir auch die Frage, ist es überhaupt legitim Kinder zu taufen? Auch wenn dieser Akt keine dauerhaften körperlichen Folgen hat, so ist es jedoch faktisch ebenso eine Verletzung des Persönlichkeitsrechtes des Kindes, welches dann ohne freie Wahl zum Mitglied einer Institution / Religion gemacht wird. Ich halte diese Diskussion ebenso wichtig, wie das Thema Beschneidung, denn faktisch geht es auch hier um einen unnatürlichen Vorgang der nichts mit dem Wohl eines Kindes zutun hat, sondern mit dem religiösen Willen von Eltern und Institutionen.

    Letztlich wirft die ganze Diskussion die Frage auf, wie weit darf Religion zum Gesellschaftsbestimmenden Faktor werden oder sein. Ich bin der Meinung, das Religionen reine Privatangelegenheiten sind, die keine besondere gesellschaftliche Hervorhebung (politischen, sozialen, kulturellen etc.) haben dürfen. Privat schließt allerdings in sich ein, dass das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen nicht gefährdet wird und die Unversehrtheit garantiert sein muß. Zudem, dass die staatsrechtlichen Komponenten geachtet werden. Und darüber hinaus, dass Religionen gleichberechtigt behandelt werden. Das ist in Deutschland nicht der Fall!

    Absalom

  3. #3

    Standard

    Ich frag mich wieviele menschen Psychische probleme durch religioese beschneidigung im saeuglinsalter haben weil sie keinerlei recht auf die einwirkung koerperlicher veraenderungen besassen

  4. #4
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    8

    Standard

    Ich denke, dieses Verbot öffnet schmutzigen Hinterhof-Praxen und daraus resultierenden Infektionen, Tor und Tür.
    es gibt so viele Namen für Ihn
    und wenn ich frage;
    wie soll ich Dich nennen, sagt Er mir;
    'Ich bin der, der Ich bin'

  5. #5
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    1

    Standard

    Zitat Zitat von absalom Beitrag anzeigen
    Erstaunlich ist bei der Debatte hier in Deutschland, dass die Beschneidung von kleinen Mädchen aus religiösen Gründen als Menschenrechtsverletzung bezeichnet wird, doch die Beschneidung von Jungen bagatellisiert wird.
    Das ist nicht erstaunlich, denn es handelt sich um zwei Paar Schuhe. Die Beschneidung von Mädchen (zu recht auch "Genitalverstümmelung" genannt) hat wesentlich gravierendere Folgen für die Betroffenen als die Beschneidung von Jungen. Männer können auch ohne Vorhaut ein weitgehend normales Leben führen. Bei Frauen aber führt die Genitalverstümmelung dazu, dass Geschlechtsverkehr für sie mit Schmerzen verbunden ist und sie dabei kaum Lust empfinden, weiters kann es zu Problemen beim Urinieren und Menstruieren sowie beim Gebären kommen.

    Zitat Zitat von absalom Beitrag anzeigen
    Darüber hinaus stellt sich mir auch die Frage, ist es überhaupt legitim Kinder zu taufen? Auch wenn dieser Akt keine dauerhaften körperlichen Folgen hat, so ist es jedoch faktisch ebenso eine Verletzung des Persönlichkeitsrechtes des Kindes, welches dann ohne freie Wahl zum Mitglied einer Institution / Religion gemacht wird. Ich halte diese Diskussion ebenso wichtig, wie das Thema Beschneidung, denn faktisch geht es auch hier um einen unnatürlichen Vorgang der nichts mit dem Wohl eines Kindes zutun hat, sondern mit dem religiösen Willen von Eltern und Institutionen.
    Die Taufe ist in erster Linie ein Formalakt, den das Kind später durch einen Austritt problemlos beseitigen kann. Zum Mitglied einer bestimmten Religion wird das Kind hauptsächlich durch die Erziehung gemacht. Wenn man das ablehnt, müsste man aber fragen: Inwieweit dürfen Eltern ihre Kinder dann überhaupt erziehen? Wenn Eltern ihren Kindern die Werte und Moralvorstellungen (die auch nicht universell, sondern kulturgebunden sind und nicht mehr allgemeine Gültigkeit für sich beanspruchen können als eine Religion) ihres Kulturkreises vermitteln (bzw. einzutrichtern versuchen), machen sie damit letztlich nichts anderes als wenn sie es in einer bestimmten Religion erziehen: In beiden Fällen werden dem Kind von kleinauf bestimmte Anschauungen vermittelt, ohne dass es die freie Wahl hat, ob es die in Mitteleuropa vertretenen Ansichten kennenlernen und übernehmen will. Wenn man sicherstellen will, dass das Persönlichkeitsrecht des Kindes nicht verletzt wird und es immer die freie Wahl hat, müsste man die Aufgaben von Eltern darauf beschränken, es zu füttern und zu kleiden, aber sie müssten sich jeglicher weltanschaulicher und moralischer Erziehung enthalten.
    Außerdem stellt sich ohnehin die Frage, ob eine religionsfreie Erziehung überhaupt möglich ist. Irgendwann wird das Kind mit einer Religion konfrontiert werden, und dann wird es seine Eltern fragen, wer oder was eigentlich Gott ist. Was sollen sie ihm dann sagen? Ein kleines Kind will und braucht klare Antworten, dem kann man nicht sagen, dass es Gott vielleicht gibt oder auch nicht oder vielleicht auch mehrere Götter. Wenn sie ihm den Gottesbegriff ihres Glaubens vermitteln, erziehen sie es erst wieder im Sinne ihres Glaubens. Wenn sie aber sagen, dass es keinen Gott gibt, ist das im Grunde genommen auch eine religiöse Aussage, durch die das Kind bewusst zum Atheisten erzogen wird, also erst wieder keine freie Wahl hat.

    Für mich ist wichtig, dass einem Kind die Möglichkeit bleibt, sich als Erwachsener von seinem bisherigen Glauben/Anschauungen abzuwenden, ohne trotzdem weiterhin an die Vergangenheit gebunden zu sein.

  6. #6

    Standard

    Das ist nicht erstaunlich, denn es handelt sich um zwei Paar Schuhe. Die Beschneidung von Mädchen (zu recht auch "Genitalverstümmelung" genannt) hat wesentlich gravierendere Folgen für die Betroffenen als die Beschneidung von Jungen. Männer können auch ohne Vorhaut ein weitgehend normales Leben führen. Bei Frauen aber führt die Genitalverstümmelung dazu, dass Geschlechtsverkehr für sie mit Schmerzen verbunden ist und sie dabei kaum Lust empfinden, weiters kann es zu Problemen beim Urinieren und Menstruieren sowie beim Gebären kommen.
    Ich finde es schon erstaunlich, denn du hast wohl Recht damit, was für gravierende Folgen für Frauen bei einer Beschneidung entstehen, doch es gibt eine Unzahl an Fällen wo Jungen ebenso „verschnitten“ wurden oder durch schlechte Wundversorgung schlimmste Infektionen erlitten haben die zu mehreren Nachoperationen oder sogar zu Totalamputationen geführt haben. Gilt dieses Risiko nun als Normal? Ich gebe dazu einmal einen Link an, der dieser These von dir / „zwei Paar Schuhe“– zumindest aus ärztlicher Sicht – deutlich widerspricht und eingehend auf die Folgen von Beschneidungen eingeht. (Siehe unter Themen)

    http://www.beschneidung-von-jungen.d...chneidung.html


    Zu deinem zweiten Textteil.

    Ich schrieb ja:“ Ich bin der Meinung, das Religionen reine Privatangelegenheiten sind, die keine besondere gesellschaftliche Hervorhebung (politischen, sozialen, kulturellen etc.) haben dürfen. Privat schließt allerdings in sich ein, dass das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen nicht gefährdet wird und die Unversehrtheit garantiert sein muß. Zudem, dass die staatsrechtlichen Komponenten geachtet werden.“

    Ich schließe damit ein, dass es Eltern sehr wohl möglich sein sollte ihre Kinder religiös zu erziehen. Warum auch nicht! Allerdings ist die große Frage in wie weit Kulthandlungen an Kindern angebracht sind und wo nicht. Faktisch gibt es auch genug Christen die keine Kindertaufe praktizieren und gut damit klar kommen. Es geht also auch ohne solche Handlungen an Kindern, die letztlich ihr Selbstbestimmungsrecht achten. Das ist einer der Hauptargumente solcher christlichen Gruppen, die Kindertaufen vehement ablehnen. Ein sehr vernünftiger Ansatz, so mein Eindruck.

    Letztlich bleibt die Frage ob wir das Selbstbestimmungsrecht eines erwachsenen Menschen achten und das von Kindern, die in keinster weise weniger Mensch sind, missachten dürfen.

    Absalom

  7. #7
    dispicio Gast

    Standard

    Zitat Zitat von absalom Beitrag anzeigen
    Letztlich bleibt die Frage ob wir das Selbstbestimmungsrecht eines erwachsenen Menschen achten und das von Kindern, die in keinster weise weniger Mensch sind, missachten dürfen.
    Missachten dürfen bedeutet ja nicht zwangsweise, dass es auch missachtet wird. Ein staatliches Verbot enthebt die Eltern ihres Erziehungsrechts. Ich bin wie Du der Meinung, dass es ein Kind, ein Mensch selbst entscheiden können muss, ob ein solcher Eingriff an seinem Körper vorgenommen wird. Ich bin aber im Zweifel darüber, ob das in diesem Fall Grundlage eines staatlichen Verbotes sein darf/kann und nicht vielmehr in der Verantwortung der Eltern bzw. der Religionsgemeinschaft belassen werden soll. Das ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Was die körperlichen Folgen angeht: da ist die körperliche Unversehrtheit bei so mancher "Schutzimpfung" für Kinder wesentlich gefährdeter. Hier denkt niemand über ein Verbot nach. Vielmehr wird es der Verantwortung der Eltern überlassen - und das ist richtig so!

  8. #8

    Standard

    Hallo Dispicio,

    ich sehe es nicht anders, dass nämlich religiöse Belange eher eine Sache der Privatpersonen und Religionsgemeinschaften sein sollte. Das hört allerdings dann auf, wenn die körperliche Unversehrtheit eines Kindes nicht gewährleistet werden kann.

    Deine Aussage über die Schutzimpfung: Ich denke hier vertauscht du „Äpfel mit Birnen“ / der Vergleich hinkt. Die Schutzimpfung setzt voraus, das Wohl des Kindes zu sichern, eine religiöse Beschneidung hat einzig den Zweck den Satzungen einer Religionsgemeinschaft zu entsprechen. Im Übrigen, halte ich Schutzimpfungen bei bestimmten Krankheiten für durchaus sinnvoll und nötig. Tatsache ist und bleibt, dass die Kindersterblichkeit gerade dadurch deutlich zurückgegangen ist.

    Die Frage, in wie weit ein Staat in Religionsangelegenheiten eingreifen soll ist eine schwierige Frage. In Deutschland wird dies jedoch aktiv betrieben – z.B. Thema Minarette, Schächtungsverbot. Hier haben sich mehrere europäische Staaten auf eine Religionspolitik eingelassen – oft gedrängt durch christliche Politiker und in dessen Hintergrund ihre Religionsgemeinschaften.

    Absalom

  9. Standard

    Schwierige Sache mit dem Beschneidungsverbot.

    Ich denke aber, daß die Realität - wie schon jemand schrieb - des Verbotes dahin führen wird, daß es eben "heimlich " in irgendwelchen dubiosen Hinterhöfen geschieht.

    Vom medizinischen Standpunkt aus gesehen ist eine fachgerechte Beschneidung für Mann und auch Frau eher von Vorteil.
    Befleiße dich, sosehr du es vermagst, jeden Menschen zu lieben. Bringst du das noch nicht fertig, so hasse wenigstens keinen. Aber auch das wirst du nicht fertigbringen, wenn du nicht den Weltdingen gegenüber gelassen wirst. Hl. Maximos der Bekenner
    http://katholischorthodoxeeinigkeitskirche.npage.de/

  10. #10

    Standard

    Welchen vorteil hat eine Frau davon wenn ihr die Klitoris abgeschnitten wird?


 

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