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  1. #81
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    Standard

    @absalom
    Ich bin ja noch relativ neu hier im Forum und hatte erst vor Kurzem Deine hervorragende Ausarbeitung zu diesem Thema entdeckt und Dich daher auch als Spezialist angeführt. Ich wusste nur nicht ob es Dir recht ist auf diesen Thread zu verlinken und bin Dir entsprechend dankbar, dass Du es selbst getan hast!

    Mein Wissen bzgl. der Religionsgeschichte ist ausgesprochen laienhaft und rudimentär, weshalb ich mich diesbezüglich auch nur vorsichtig und zurückhaltend ausdrücken möchte und eben lieber auf Dich verweise.

    Das Eckhart dem Neuplatonismus zuzuordnen ist dürfte aber unstrittig sein und ich empfehle sich ihm zunächst auch eher philosophisch, als mystisch zu nähern (so man denn überhaupt will), dann sind seine Aussagen nämlich gar nicht mehr so unverständlich, sondern eher ausgesprochen klar und erhellend.

    Das daraus dann eine spannende Diskussion erwächst freut mich insbesondere!

    LG
    Provisorium

  2. #82
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    Standard

    Zitat Zitat von Zeuge Beitrag anzeigen
    Welchen Kontekst meinst du?
    Korinter ...

  3. #83
    Zeuge Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Die Philosophie von Meister Eckhart ist reinster Neuplatonismus.
    Eben.

    Das Christentum hat sich in seiner Entwicklung und seinem Verständnis aber eher aus dem Platonismus, mit ein bisschen Aristotelismus im Kontext "jüdischen Denkens" heraus entwickelt.
    Die Betonung liegt auf "entwickelt".
    Entstanden aber ist es aus dem reinen jüdischen Denken, welches dann dem Neuplatonismus zum Opfer gefallen ist.

    Der Hinduismus lehrt im Übrigen auch einen Einheitsglauben
    Ihr betrachtet die allgemeine Seele als ein Einzelwesen und werdet einzelner Hochgefühle teilhaft. Aber wer die Gesammtseele anbetet, die nur erkannt wird in ihren teilweisen Äußerungen und aus dem Bewußtsein entwickelt wird, der fühlt ernährendes Leben in allen Welten, in allem Dasein, in allen Seelen; sein Haupt ist glänzend gleich dem der Gesammtseele, sein Auge gleich schillernd, seine Brust gleich weit, sein Rumpf gleich reich, sein Leib gleich voll, sein Fuß ist die Erde, seine Brust ist der Altar, sein Haar ist das heilige Gras, sein Herz das Feuer des Herdes, sein Geist die heilige Flamme, sein Mund das Opfer."
    http://books.google.de/books?id=151A...tseele&f=false

    Und hier gibt es etliche Darstellungen des Brahman, die man eindeutig als eine Gemeinschaft identifizieren kann: http://www.google.de/search?q=brahma...w=1472&bih=718

    Ich persönlich aber bin ein Kind des Christentums, habe meinen Glauben anhand meines Verständnisses der Bibel geschult und gelebt. Ich gehe jetzt seit 25Jahren mit Gott und mein anfangs durch und durch positives Gottesbild, wurde mir mit der Zeit in ein negatives „verwandelt“, was seinen Ausdruck erst nach der „Verwandlung“ in der Philosophie Meister Eckharts fand.
    Dann hast du dich nicht genau an die Bibel gehalten, in der es heißt: "Gott ist die Liebe (Agape=Gemeinschaftsliebe)".

    Diese Philosophie, in Deinen Worten, als „Gott dieser Weltzeit“ zu heißen, macht Dich zum Richter über das rechte Verständnis Gottes, das Du aus Deinem Verständnis der Bibel heraus interpretierst und heizt zumindest geistig wieder den Scheiterhaufen an, auf dem, nach Deinen eigenen Worten, dieser Gott aus der Welt entfernt werden wird.
    "Seht zu, daß niemand euch einfange durch Philosophie und leeren Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht Christus gemäß!" (Kol. 2:8)

    Dieser Gott aber ist nicht von dieser Welt, wie Du ja eigentlich schon selbst eingesehen hattest und entsprechend auch nicht aus dieser Welt zu entfernen.
    Aber diese Welt, b.z.w. Schöpfung ist von Gott. Sie ist ein Teil von ihm. Die Trennung findet nur im menschlichen Denken Statt. Im verkehrten Denken.

    Jesus war auch nicht von dieser Welt, aber in dieser Welt. Und man hat ihn aus dieser Welt entfernt.

    Sein Geist lebt in der Substanz, im Innersten der Seele eines jeden Menschen und diese Substanz ist ebenfalls nicht aus der Welt zu entfernen, weil sie nicht Teil dieser Welt ist. Sie ist das Reich Gottes. Das Reich kommt nicht, es ist da!
    Wieder ein Wiederspruch zur Bibel, denn Jesus lehrte beten: "... dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden!"
    Das Reich Gottes ist nur wo sein Wille geschieht. Wo er nichts zu sagen hat, da ist sein Reich nicht.
    Geändert von Zeuge (07.09.2012 um 08:07 Uhr)

  4. #84

    Standard

    Lieber Zeuge, ich erlaube mir einmal auf zwei deiner Aussagen einzugehen.


    Die Betonung liegt auf "entwickelt".
    Entstanden aber ist es aus dem reinen jüdischen Denken, welches dann dem Neuplatonismus zum Opfer gefallen ist.
    Was bitte soll ein „rein jüdisches Denken“ sein?
    Mit Verlaub, aber nach meiner Ansicht gibt es das nicht. Die Rückschlüsse, die israelische Religionslehrer / Gelehrte in ihren Zeiten fanden sind immer auch ein Spiegelbild ihrer kulturellen und religiösen Umwelt. Und gerade vor den Zeiten der aufstrebenden Philosophie orientierten sich die Lehren Israels ganz erheblich an persischen und davor an kanaanitischen und ägyptischen Vorlagen.


    Wieder ein Wiederspruch zur Bibel, denn Jesus lehrte beten: "... dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden!"
    Das Reich Gottes ist nur wo sein Wille geschieht. Wo er nichts zu sagen hat, da ist sein Reich nicht.
    Ich glaube hier liegst du völlig falsch Zeuge. Denn du gehst von einer Textfassung und Inhalt aus, die dem damaligen Juden Jesu gänzlich fremd gewesen sein dürfte. Wie Textforscher deutlich aufgezeigt haben bedient sich Jesus gerade bei diesem Satz einer typischen Lehraussage, die selbst bei den Essenern üblich war.
    Richtiger weise muß es heißen: 6.9. So also sollt ihr beten: Unser Vater, du in den Himmeln, geheiligt werde dein heiliger Name. (6.9)
    6.10. Dein Königtum soll kommen, getan werden soll dein Wille auf Erden, so wie in den Himmeln er geschieht. (6.10)
    Anmerkung zu: 6.9 Heiligen kann man nur den „Namen Gottes“, durch Selbstheiligung. Ein Thema, dass in Jeshuas Lehre gerade zu der Rote Faden ist. Zu Abba: Abba ist eine Verniedlichungsform von Vater und bedeutet Väterchen, Papa, Daddy, etc. Es drückt die innere Verbundenheit zum Schöpfer allen Seins aus, die oft von Frommen und auch Rabbinen benutzt wurde.
    6.10 Gott ist absoluter Souverän in seinem Königtum. Die Aussage: „dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde“, welche in den gängigen Bibeln dargestellt wird, ist sehr irreführend und ungenau und geht von einer etwaigen Wahrscheinlichkeit aus, die jedoch der absoluten Hoheit Gottes nicht gerecht wird. Jes. 45,20–25 ff

    Ähnliches findet sich in Matthäus 5/3 wieder: 5.3. Glückselig 5.3 sind die, die vor Gott und der Welt arm sind, denn von solchen wie diesen ist das Königtum 5.3a der Himmel beseelt.
    Anmerkung zu: 5.3a Niemand besitzt oder erbt das Königtum Gottes. Es ist und bleibt Gottes ewigliches Eigentum, sein Herrschaftsgebiet, indem der Mensch aus Gottes Gnade und Barmherzigkeit wohnen darf. Jeshua spricht hier von denen, welche es bewohnen – sprich beseelen werden.
    Selbst im Großteil der griechischen Übersetzungen wird vom „Königtum der Himmel“ gesprochen und auch hier hat man die hebräische Begriffswelt übernommen, die hier immer von dem Königtum – nicht Königreich (ein Königreich ist immer begrenzt auf eine Reichsgrenze) spricht. Ein Königtum, ist ein lebendiger Zustand, „Eines Herrschers“ über alles und allem – in diesem Fall überdimensional – der Himmel – also Mehrzahl (plurale tantum). Vgl dazu auch Jes. 66,2 und Jes. 57,15
    Jesus spricht im Gegensatz dazu von seinem Königreich aber nie vom Königtum! Also hier schon deutlich ein Verweis auf den Unterschied zwischen der Königsherrschaft Gottes, welche von Ewigkeit bis in alle Ewigkeiten besteht und der Begriffswelt des Königreiches (messianisches Reich), welches seine Vollendung nur im Königtum Gottes finden kann, durch die absolute Herrschaft Gottes.

    Absalom

  5. #85
    Zeuge Gast

    Standard

    Zitat Zitat von absalom Beitrag anzeigen
    Was bitte soll ein „rein jüdisches Denken“ sein?
    Die Messiaserwartungen.

    Ich glaube hier liegst du völlig falsch Zeuge. Denn du gehst von einer Textfassung und Inhalt aus, die dem damaligen Juden Jesu gänzlich fremd gewesen sein dürfte. Wie Textforscher deutlich aufgezeigt haben bedient sich Jesus gerade bei diesem Satz einer typischen Lehraussage, die selbst bei den Essenern üblich war.
    Richtiger weise muß es heißen: 6.9. So also sollt ihr beten: Unser Vater, du in den Himmeln, geheiligt werde dein heiliger Name. (6.9)
    6.10. Dein Königtum soll kommen, getan werden soll dein Wille auf Erden, so wie in den Himmeln er geschieht. (6.10)
    "Dein Reich komme" oder "Dein Königtum soll kommen", "Dein Wille geschehe" oder "getan werden soll dein Wille", wo liegt da der Unterschied? Der Sinn ist derselbe.
    Das Reich Gottes ist da wo er herrscht, wo auf ihn gehört wird, wo sein Willie geschieht, b.z.w. getan wird.
    Wie Gott durch Maleachi sagt:
    "Der Sohn ehrt seinen Vater und der Knecht seinen Herrn.
    Wenn ich der Vater bin - wo bleibt dann die Ehrerbietung?
    Wenn ich der Herr bin - wo bleibt dann die Furcht vor mir?"
    (Mal. 1:6)

    Der Name Gottes wird geheiligt, wenn der Mensch ihn nicht mehr für böse Taten mißbraucht.
    Und das Reich b.z.w. die Herrschaft Gottes kommt, wenn der Mensch auf Gott hört, seinen Wuillen tut. Denn eine Regierung, die vom Volk ignoriert wird, ist keine wirkliche Regierung. Jede Regierung herrscht nur soweit das Volk mitmacht.
    Darum ist das Reich Gottes auch inwendig in uns: soweit wir auf Gott hören, seinen Willen tun, soweit herrscht Gott in uns. Denn er herrscht nicht mit Gewalt.
    Wenn man aber Gott jede Selbstoffenbarung abspricht, wie es die negative Theologie tut, gibt es nichts mehr woraus der Mensch den Willen Gottes erkennen kann. Und jeder ist sich selbst überlassen. Eben purer Individualismus.
    Dazu wurde seinerzeit Israel das Gesetz gegeben, damit im Volk eine einheitliche Meinung entsteht, und nicht jeder nach seinem Gutdünken urteilt.
    Seltsamerweise sind die Menschen eher geneigt sich an Gesetze zu halten, die ihnen mit Gewalt aufgezwungen werden, als auf ein Gesetz, das wie ein Rat, b.z.w. Wegweisung gegeben worden ist.
    Der Mensch versteht nur die Sprache der Gewalt, weil seine Denkweise gewalttätig ist.
    Und auf diesem Weg sucht er eine gerechte Gesellschaft zu errichten. Ein vergebliches Unterfangen.

    Das Reich Gottes kann nur durch Verkündigung des Willen Gottes errichtet werden.
    "Nicht durch Macht(ergreifung), nicht durch Kraft(Gewalt), allein durch meinen Geist! - spricht der Herr der Heere." (Sach. 4:6)
    Und diesen Geist gießt er, laut Sacharia, durch seine zwei Gesalbten aus.
    So sind wir wieder bei Jesus, dem ersten Gesalbten.

  6. #86
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    @Zeuge
    In der negativen Theologie werden Gottesoffenbarungen nicht ausgeschlossen. Bei Eckhart dreht sich die komplette Lehre um die so genannte Gottesgeburt im Seelengrund, die wesentlich Gottesoffenbarung ist.

    Nur verfestigt sich diese Offenbarung nicht in den weltlichen Strukturen. Man kann keine gültige Aussage über dieses „Urknallgeschehen“ im Innersten der Seele treffen. Man kann trotz dieser Offenbarung nicht sagen: Gott ist hier, oder er ist da, oder ist so oder er ist so...

    Für gewöhnlich wird aber ein solches Ereignis in den bereits vorhandenen kulturellen, oder religiösen Kontext gedeutet/übertragen und in den weltlichen Strukturen als festes Wissen, tiefe Gläubigkeit, oder restlose Überzeugung angesehen, dass mir Gott eben als Gläubiger des Christentums, des Judentums, des Islam etc. begegnet ist und quasi als Beweis für die Richtigkeit des Glaubens gewertet (und die Unrichtigkeit des Glaubens anderer).

    Das dadurch entstandene positive Gottesbild wird also starr, verfestigt sich, anstatt es wie in der negativen Theologie als geschaffen, sich quasi in einem lebendigen Prozess aus Werden, Sein, Vergehen zu deuten und auch diese höchste Erkenntnis, als so genanntes „nichterkennendes Erkennen“ wieder sein zu lassen.

    In der negativen Theologie gibt es also durchaus "Gottesoffenbarungen" und die haben dann auch existentiellste Auswirkungen auf den Gläubigen, sind aber eben kein festes Wissen über Gott.
    Gott so wie er Gott ist, bleibt auch dort letztlich unerkannt, selbst wenn man staunend und anbetend der Gottesgeburt im Seelengrund gewahr werden durfte.


    LG
    Provisorium

  7. #87
    Zeuge Gast

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    In der negativen Theologie werden Gottesoffenbarungen nicht ausgeschlossen. Bei Eckhart dreht sich die komplette Lehre um die so genannte Gottesgeburt im Seelengrund, die wesentlich Gottesoffenbarung ist.

    Nur verfestigt sich diese Offenbarung nicht in den weltlichen Strukturen.
    Jeder hat also seine eigene. Es gibt keine allgemeingültige.

    Man kann keine gültige Aussage über dieses „Urknallgeschehen“ im Innersten der Seele treffen. Man kann trotz dieser Offenbarung nicht sagen: Gott ist hier, oder er ist da, oder ist so oder er ist so...
    Wieder ein Wiederspruch zur Bibel.
    "Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat (ihn) kundgemacht." (Joh. 1:18)

    In der negativen Theologie gibt es also durchaus "Gottesoffenbarungen" und die haben dann auch existentiellste Auswirkungen auf den Gläubigen, sind aber eben kein festes Wissen über Gott.
    Es gibt in der negativen Theologie also keine feste Zusage von Gott, nach der man Gott näher kommen kann. Keine Verheißungen.

    Gott so wie er Gott ist, bleibt auch dort letztlich unerkannt, selbst wenn man staunend und anbetend der Gottesgeburt im Seelengrund gewahr werden durfte.
    Gott bleibt unerkannt, und soll auch unerkannt bleiben.

    Kurz gesagt: den Glauben Abrahams kennt die negative Theologie nicht.

  8. #88
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    @Zeuge
    Jeder hat also seine eigene. Es gibt keine allgemeingültige.
    Ich verstehe nicht was Du mit allgemeingültig meinst. Jeder wird sicher anders und individuell solch ein Ereignis deuten, das habe ich ja auch schon zu sagen versucht, als ich davon schrieb, dass man es positiv und negativ theologisch deuten kann und die Deutung häufig im Kontext der eigenen Religion erfolgt. Was also soll da allgemeingültig sein, oder eben auch nicht?

    Allein die Frage danach was für den Einzelnen eine Gottesoffenbarung darstellt, müsste vielleicht zunächst geklärt werden. Der eine verbindet damit vielleicht ein mystisches Erleben, ein anderer eine besonders intensive emotionale Regung im Kontext eines Gottesdienstes, oder ähnliches und wieder einem anderen offenbart sich Gott in Anschauung der Natur, ihrer Ordnung und Gesetze. Ich denke allein diese Frage ist allgemeingültig nicht zu beantworten.

    Ich hatte geschrieben
    Man kann keine gültige Aussage über dieses „Urknallgeschehen“ im Innersten der Seele treffen. Man kann trotz dieser Offenbarung nicht sagen: Gott ist hier, oder er ist da, oder ist so oder er ist so...
    Und Du hattest geschrieben
    Wieder ein Wiederspruch zur Bibel.
    "Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat (ihn) kundgemacht." (Joh. 1:18)
    Auch hier verstehe ich Dich nicht richtig. Wo siehst Du denn in den beiden Aussagen einen Widerspruch? Der eingeborene Sohn hat sein Gotterleben im Kontext seines jüdischen Glaubens kundgemacht. Gott selbst aber, so wie er Gott ist bleibt letztlich unerkannt und niemand kann sicher und verbindlich sagen was und wie er wirklich ist. Alle in den weltlichen Strukturen und mit menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten vorhandenen Aussagen über Gott bleiben immer weltlich und menschlich und werden Gottes Transzendenz nicht gerecht.

    Natürlich kann ich angesichts eines Kunstwerkes, oder beim hören einer Symphonie oder anderer Musik, beim rezitieren von Bibelversen, im Gebet, in der Versenkung oder Meditation den Eindruck haben, dass Gott zu mir spricht, dass mir Gott begegnet, aber es bleibt immer mein gedachter, mein gefühlter, so und so empfundener Gott. Gott selbst aber bleibt in seiner Gottheit in seinem Gottsein unerkannt.

    Es gibt in der negativen Theologie also keine feste Zusage von Gott, nach der man Gott näher kommen kann. Keine Verheißungen.
    Doch die gibt es durchaus. Sie entstehen und werden geprägt in der alltäglichen Auseinandersetzung mit dem Glauben, meinem Gottbezogensein, meiner Liebe zu Gott, meinem denken über und in der Welt. Aber sie beziehen sich eben auf mich und meinen Glauben, meiner Liebe, mein Denken und Verheißungen stehen auch absolut nicht im Mittelpunkt. Ich glaube nicht weil man mir etwas verspricht, nicht zu einem bestimmten Zweck, sondern ohne "Wozu" und in der Erkenntnis, dass ich in Gott vergehen darf, dass ich Vorübergehender sein darf (das mag man dann z.B. eine Verheißung nennen).

    Kurz gesagt: den Glauben Abrahams kennt die negative Theologie nicht.
    Über den Glauben Abrahams machen wir uns ein Bild, dieses kennen wir, können wir erkennen. Seine Aussagen über JHWH kennen wir, er ist der Vater drei großer Weltreligionen, die sich alle auf seine Aussagen und sein Erleben gründen. JHWH aber, der Gott Abrahams, unser aller Gott, der Eine, bleibt unerkannt und ward nie erkannt und wird nie erkannt werden.

    LG
    Provisorium





  9. #89
    Zeuge Gast

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    @Provisorium

    Mit der Offenbarung Gottes meine ich nicht irgendwelche Gefühle, sondern eine bestimmte Botschaft.

    "Und der Herr sprach zu Abraham ...: Erheb doch deine Augen, und schaue von dem Ort, wo du bist, nach Norden und nach Süden, nach Osten und nach Westen!
    Denn das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben und deinen Nachkommen für ewig."
    (Gen. 13:14)
    In einer Offenbarung bekommt Abraham hier eine Verheißung, die nicht nur ihn betrifft, sondern auch seine Nachkommen. Sie war also nicht nur für Abraham gültig, sondern auch für seine Nachkommen, denen er sie mitgeteilt hat.
    Isaak und Jakob haben dann auch ähnliche Verheißungen bekommen, aber nur weil sie dieser Verheißung geglaubt, sich auf sie verlassen haben. So auch ganz Israel später.

    Alle Verheißungen Gottes haben gewöhnlich bestimmte Bedingungen. Wer die Verheußung Gottes erleben will, muß ihre Bedingung erfüllen. Darum heißt es: "Glaube ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft ..." (Hebr. 11:1)
    Oder wie Jakobus schreibt: "Der Glaube ohne Werke ist tot." (Jak. 2:26) Womit er nicht die Werke des Gesetzes meint, sondern die Werke des Glaubens, b.z.w. die Bedingungen der Verheißungen.
    Wer aber an die Verheißung nicht glaubt, der wird auch ihre Bedingung nicht erfüllen (um sich nicht zu blamieren). Woraus sein Unglaube sichtbar wird. Und auch wenn er behauptet zu glauben (da er den Glaube als eine Vermutung, eine Meinung versteht), so ist sein Glaube, laut Jakobus, tot.

    Jesus hat kundgemacht wie Gott ist.
    Aufgrund dieser Kundmachung schreibt Johannes: "Gott ist Agape(Gemeinschaftsliebe)."
    Und auch hier gibt es allgemeingültige Verheißungen: "Wer (dem Evangelium) glaubt und sich taufen läßt (die Bedingung dieser Verheißung erfüllt), wird gerettet." (Mk. 16:16)
    Und der Mensch wird in die Gemeinschaft der Heiligen, in die Gemeinschaft Gottes aufgenommen.
    Daß der Mensch, der das Evangelium gehört hat und glaubt, gewisse Hochgefühle erlebt, sei es vor der Erfüllung der Bedingung, wärend der oder nach ihr, ändert nichts an der Gültigkeit der Verheißung. Ja, mehr noch: der Mensch erlebt diese Hochgefühle, weil er an die Gültigkeit der Verheißung glaubt.

    Wer aber das Gebäude seines Glaubens nicht auf der Verheißung Gottes baut, sondern auf seinen Hochgefühlen, der baut auf Sand. Denn die Gefühle kommen und gehen, die Verheißung Gottes aber steht fest ungeachtet unserer Gefühle.
    Geändert von Zeuge (08.09.2012 um 19:15 Uhr)

  10. #90
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    @Zeuge
    Zunächst möchte ich einmal klarstellen, dass für mich die Offenbarung Gottes auch nicht irgendwelcher Hochgefühle, mystisches Erleben, oder über die Alltagserfahrung hinaus, herausgehobener Erlebnisse bedarf. Sie kann sich wie bereits erwähnt auch ganz zart in dem Menschen regen, der mit offenen Augen und geöffnetem Herzen die Natur durchschreitet und gemäß Römer 1,19+20 über das Wahrgenommene nachdenkt...

    Bezüglich der Botschaften die Menschen von Gott empfangen haben und von denen uns in der Bibel berichtet wird, stehen wir immer vor dem Problem der rechten Deutung (darum ja auch dieser Thread). Und gerade die Geschichte Abrahams ist diesbezüglich von herausragender Bedeutung, steht sie doch einerseits sowohl für das die abrahamitischen Religionen (Judentum, Islam, Christentum) Verbindende, als auch, in der individuellen Auslegung, im unterschiedlichen interpretieren, Trennende dieser Religionen.

    Zunächst stellt sich mir hier natürlich die Frage, ob denn tatsächlich von einem historischen Ereignis berichtet wird, also ob sich Gott dem Abraham tatsächlich vermittels gesprochenem Wort, das Abraham akkustisch wahrnehmen konnte, offenbarte? Oder ob nicht vielmehr der feste Glaube Abrahams in seiner Reflexion über sein Leben und dem Erlebten, seiner Gottverbundenheit und Demut, nachträglich von seinen Interpreten und Schreibern dadurch Autorität verliehen werden sollte, dass man diese direkteste Form der Kommunikation, als einzig angemessenen Ausdruck des Glaubens Abrahams als würdig erachtete und entsprechend schriftlich fixierte?

    Der direkte Draht zu Gott ist natürlich ein sehr starkes Bild und quasi ein Totschlagargument gegen jeden Zweifler und legitimiert zudem jegliche Forderung und Unterordnung unter dem in dieser Weise mit Gott Verbundenen. Seltsam nur, dass sich an derart mit Gott Verbundenen immer wieder das Trennende, Entzweiende, das Kriegerische und Zerstörerische auftut und in der individuellen Interpretation der Gläubigen, genau an dieser Nahtstelle, die Gräben auftun, die bis heute nicht zu überwinden sind.

    Für einen direkt, in akkustischer Form, zu den Menschen sprechender Gott, müsste es doch ein leichtes sein die Menschen unter dem rechten Glauben zu vereinigen und zudem dürfte es keinerlei Zweifel mehr an der Existenz eines solchen Gottes geben. Warum versteckt sich Gott immer wieder hinter Menschen, die behaupten seine Stimme gehört zu haben und fordert so zunächst den Glauben an diesen Menschen ein, bevor er sich dann, den Vorstellungen dieses Menschen gemäß (des Menschen, der seine Stimme gehört hat) auch anderen, die seine Stimme nicht hören können, in einer Glaubensgemeinschaft offenbart? Dabei darf man nicht vergessen, dass am rechten Glauben alles gelegen ist, entscheidet er doch über unsere Ewigkeit in Freuden, oder in Qualen.

    Jegliche Form positiver Theologie, die die Offenbarung Gottes in solch einer Form absolut setzt, trägt in ihrem Innersten den Keim der Zerstörung, der all jene infiziert, die an solch einen Gott nicht glauben mögen und dementsprechend die Strafen eines solchen, positiv offenbarten Gottes, fürchten müssen.

    Ich frage mich in dem Zusammenhang, wie Christen, die der Nächsten-und Fernsten(Feindes-)liebe verpflichtet sind, auch nur eine Nacht ruhig schlafen können? Der mit Abstand größte Teil der Bekanntschaften, Freunde und Verwandte dieser Gläubigen wird verloren gehen, grausam in alle Ewigkeit gequält und gemartert, in alle Ewigkeit von Gott getrennt, werden sie in der Hölle schmoren, weil sie nicht an die Offenbarungen Gottes, die dieser vermittels anderer Menschen in die Welt gesetzt hat, glauben mögen!

    Bestände denn wenigstens Einigkeit der positiv an Gott Glaubenden und nicht dieser elendige Wust aus Konfession und Denomination, könnte man ja tatsächlich an einen sprechenden Gott glauben, aber so wie es heutzutage steht, vermute ich, dass Gott akkustisch eher stumm bleibt und dafür um so lebendiger zum Herzen des Gläubigen zu sprechen.

    LG
    Provisorium


 

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