@Zeuge

Der große Meister von dem Eckhart spricht, ist Augustin. Es ist etwas völlig normales, dass sich die Theologen (Meister) aufeinander beziehen und nicht allein nur auf die Bibel.

De Trinitate VIII 3 und Confessiones IX, die sog. Vision von Ostia, – Augustin hatte gesagt: Sieh die Körperwelt an und negiere sie. Komme zur Geistseele und negiere sie, dann siehst du Gott. Sieh das gute Brot und den guten Freund. Nimm die Einzelbestimmungen „Brot“ und „Freund“ weg, halte nur das Gutsein fest, und du begreifst Gott.

Eckhart geht in Augustins Richtung weiter: Bist du aufgestiegen und hast oben Gott und unten die Welt, dann ist dein Gott nicht die Welt; dann bewegst du dich noch im Nichtigen, im Gegensätzlichen. Negiere auch diese Entgegensetzungen. Du bist nie völlig herausgetreten aus dem ersten Grund. Der wahre Gott, das ist die Einheit, der nichts entgegengesetzt ist. Auch du bist ihr nicht entgegengesetzt. Negiere auch den Gegensatz zwischen Gott und dir. Das kannst du, denn du stehst immer in deinem ersten Grund. Dieser ist unendlich einfach; alles, was in ihm ist, ist er selbst. Also bist du, sofern du dort bist, selbst dieser erste Grund, aus dem Gott und Welt und du, als Einzelwesen, hervorgehen. In diesem ersten Grund bist du du, dort brauchst du nichts, begehrst folglich nichts. Begehren, Verlangen, Anstreben, dies alles setzt voraus, dass das Gute außer dir ist. Du bist aber im Guten. Du bist das Gute. Normalerweise stellst du dir Gott, die Welt und dich als verschieden vor. Aber im ersten Grund bist du Gott, Welt und Mensch.

Die Einheit mit und in Gott, die Du glaubst durch zeitgemäße Bibelauslegung hier auf Erden, in Form eines Theokommunismus, herstellen zu müssen, ist bereits und war und wird immer vollendet sein. Sie besteht unabhängig von dem was wir Menschen auch so treiben und denken mögen, immer und zu jeder Zeit. Das heißt, eine Unterordnung unter eine menschliche Auslegung des Wortes Gottes kann mich nicht selig machen, sondern höchstens fromm. Nun will ich die Frömmigkeit ja nicht gering schätzen, aber wenn aus der Frömmigkeit heraus, die sich selbst einer bestimmten Bibelauslegung unterwirft, eine Pauschalverurteilung all derer erwächst, die sich nicht dieser bestimmten Form der Auslegung unterwerfen mögen und dann noch der Gegenüber des Unglaubens bezichtigt wird, kann es mit dem Streben nach Einheit ja wohl nicht allzu weit her sein und letztlich ist es dann ja auch wohl der Fromme, der mit der zeitgemäßen Auslegung des Wortes Gottes, der sich zum Maßstab aller Dinge macht.

LG
Provisorium