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  1. #1
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    Standard Zum Jahreswechsel

    Silvester

    Mein Fenster öffnet sich um Mitternacht,
    Die Glocken dröhnen von den Türmen nieder,
    Die Berge leuchten rings in Flammenpracht,
    Und aus den dunklen Gassen hallen Lieder.
    Will mir der Lärm, will mir der blut'ge Schein
    Des nahen Völkerkriegs Erwachen deuten? -
    Noch ist die Saat nicht reif. Die Glocken läuten
    Dem neuen Jahr. - Wird es ein bessres sein?

    Ein neues Jahr, in dem mit blassem Neid
    Die Habsucht und die Niedertracht sich messen;
    Ein neues Jahr, das nach Vernichtung schreit;
    Ein neues Jahr, in dem die Welt vergessen,
    Dass sie ein Altar dem lebend'gen Licht;
    Ein neues Jahr, des dumpfe Truggewalten
    Den Adlerflug des Geistes niederhalten;
    Ein neues Jahr! - Ein bessres wird es nicht.

    Von Goldgier triefend und von Gaunerei,
    Die Weltgeschichte, einer feilen Dirne
    Vergleichbar, kränzt mit Weinlaub sich die Stirne,
    Und aus der Brust wälzt sich ihr Marktgeschrei:
    Herbei, ihr Kinder jeglicher Nation;
    An Unterhaltung ist bei mir nicht Mangel.
    Im Internationalen Tingeltangel,
    Geschminkt und frech, tanz' ich mir selbst zum Hohn.

    Den he'ligen Ernst der menschlichen Geschicke
    Wandl' ich zur Posse, dass ihr gellend lacht;
    Den Freiheitsdurst'gen brech' ich das Genicke,
    Damit mein Tempel nicht zusammenkracht.
    Ich bin der Friede, meine holden Blicke
    Besel'gen euch in ew'ger Liebesnacht;
    Wärmt euch an mir und schlaft bei meinem Liede
    Sanft und behaglich ein; ich bin der Friede!

    Drum segne denn auch für das künft'ge Jahr
    Gott euren süssen Schlaf. Das Todesröcheln
    Des Bruders auf der Freiheit Blutaltar
    Verhallt, wenn meine fleisch'gen Lippen lächeln.
    Nur wenn der eigne Geldsack in Gefahr,
    Dann tanz' ich mit den schellenlauten Knöcheln
    Sofort Alarm, damit euch eure Schergen
    Zu den geraubten neue Schätze bergen.

    Warum schuf Gott den Erdball rund, warum
    Schuf Krupp'sche Eisenwerke er in Essen,
    Als dass den Heiden wir mit Christentum
    Und Schnaps das Gold aus den Geweiden pressen.
    Ein halb Jahrtausend ist das nun schon Mode,
    Doch sehr verfeinert hat sich die Methode:
    Kauf oder stirb! Wer seines Goldes bar,
    Den plagt dann ferner auch kein Missionar.

    Ich bin der Friede, meine Schellen läuten,
    Sobald des Menschen Herz sich neu belebt,
    Und meine Füsse, die den Tod bedeuten,
    Zerstampfen, was nach Licht und Freiheit strebt.
    Ich bin der Friede, und so wahr ich tanze
    Auf Gräbern in elektrisch grellem Glanze,
    Es fällt zum Opfer mir das künft'ge Jahr,
    Wie das geschiedne mir verfallen war!

    So sang die Göttin. Aber Gott sei Dank,
    Noch eh sie dirnenhaft von hinnen knixte,
    Gewahrt' ich, dass die üpp'ge Diva krank
    Und alt, so rot sie sich die Wangen wichste,
    Dass schon der Tod ihr selbst die Brust gehöhlt;
    Und tausend Bronchien rasselten im Chore:
    Der rote Saft sprengt dieses Leichnams Tore,
    Eh er noch einmal seine Jahre zählt.

    Dann wurden unterird'sche Stimmen laut:
    Der Mensch sei nicht zum Knecht vor goldnen Stufen,
    Es sei zum Herrscher nicht der Mensch berufen,
    Der Mensch sei nur dem Menschen angetraut.
    Ein dumpfes Zittern, wie aus Katakomben,
    Erschütterte den Boden. Also gleich
    Ward jeden Gastes Antlitz kreidebleich:
    Bewahr' uns Gott vor Anarchie und Bomben!

    Ich aber denke: Eh ein Jahr vergeht,
    Vergeht die Kirchhofsruhe. Böse Zeichen
    Verkünden einen Krieg, der seinesgleichen
    Noch nicht gehabt, solang die Erde steht.
    Noch ist die Saat nicht reif, doch wird sie reifen,
    Und Habgier gegen Habgier greift zum Schwert;
    Es wird der Bruder, seines Bruders wert,
    Dem Bruder mörd'risch nach der Kehle greifen.

    Die Glocken sind verhallt, verglommen sind
    Die Feuerbrände und verstummt die Lieder;
    Die alte, ew'ge, blinde Nacht liegt wieder,
    Wie sie nur je auf Erden lag, so blind;
    Und doch hängt das Geschick an einem Haar
    Und lässt sich doch vom Klügsten nicht ergründen.
    Wie werden diese Welt wir wiederfinden,
    Wenn wir sie wiederfinden, übers Jahr?

    (Frank Wedekind 1864-1918, deutscher Schriftsteller, Dramatiker)


    So wünsche ich allen noch ein paar schöne letzte Stunden, auf dass ein Neues werden kann..

  2. #2
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    Zum neuen Jahr

    Noch lebe ich, noch denke ich: ich muss noch leben, denn ich muss noch denken.
    Sum, ergo cogito: cogito, ergo sum.
    Heute erlaubt sich Jedermann seinen Wunsch und liebsten Gedanken auszusprechen:
    nun, so will auch ich sagen, was ich mir heute von mir selber wünschte und welcher Gedanke mir dieses Jahr zuerst über das Herz lief, — welcher Gedanke mir Grund, Bürgschaft und Süßigkeit alles weiteren Lebens sein soll!
    Ich will immer mehr lernen, das Notwendige an den Dingen als das Schöne sehen: — so werde ich Einer von Denen sein, welche die Dinge schön machen.
    Amor fati: das sei von nun an meine Liebe!
    Ich will keinen Krieg gegen das Hässliche führen. Ich will nicht anklagen, ich will nicht einmal die Ankläger anklagen. Wegsehen sei meine einzige Verneinung!
    Und, Alles in Allem und Großen: ich will irgendwann einmal nur noch ein Ja-sagender sein!

    Friedrich Nietzsche

    Auch von mir die besten Wünsche für ein neues Jahr, auf das auch euch allen noch viele schöne Gedanken über euer Herz laufen mögen.
    Genießt die letzten Stunden 2012, den vollen Mond heute Nacht, den Sonnenaufgang morgen früh, einfach jeden Augenblick den der Herr gemacht...

    LG
    Provisorium


  3. #3
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    Mein Neujahrswunsch


    Was ich erwarte vom neuen Jahre?
    Daß ich die Wurzel der Kraft mir wahre,
    Festzustehen im Grund der Erden,
    Nicht zu lockern und morsch zu werden,
    Mit den frisch ergrünenden Blättern
    Wieder zu trotzen Wind und Wettern,
    Mag es ächzen und mag es krachen,
    Dunkel zu rauschen, hell zu lachen
    Und im flutenden Sonnenschein
    Freunden ein Baum des Lebens zu sein.

    Quelle: Karl Friedrich Henckell

  4. #4
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    Diese Geschichte spielt im alten Persien.

    Es war an der Zeit, das Neujahrsfest vorzubereiten.
    Der König wies seine Leute an: "Ich möchte, daß es ein wirklich königliches Fest wird. Die Gästeliste soll überquellen von illustren Persönlichkeiten. Die Tische sollen sich biegen unter Delikatessen, und der Wein soll nur aus erlesenen Trauben und besten Jahrgängen bestehen."

    Die Mitarbeiter schwärmten aus und brachten aus allen Landesteilen nur das Köstlichste. Aber der König war nicht zufriedenzustellen. "Im letzten Jahr habe ich ein durch nichts zu überbietendes Fest gegeben. Aber die ganze Stadt sprach nur von dem Fest bei Ramun, dem Maler. Da wurde getrunken und gelacht die ganze Nacht bis zum Nachmittag des nächsten Tages. Im Jahr davor war es dasselbe. Ebenso im Jahr davor und davor. Einmal muß es mir doch gelingen, diesen Wurm zu übertrumpfen, denn ich, ich bin der König."

    Einer der Mitarbeiter, ein kluger Mann, verneigte sich tief und fragte: "Mein König, habt Ihr je mit dem Maler gesprochen? Es muß doch einen Grund geben, warum die Leute sein Fest so lieben, obwohl sie in schäbiger Hütte ihre mitgebrachten Happen essen und den billigsten Wein trinken müssen."

    Der König nickte stumm und sagte: "Gut, schafft mir diesen Ramun heran." Und so geschah es. "Warum lieben die Menschen so dein Neujahrsfest?" fragte der König.

    Worauf der Maler: "Wir sind Freunde und brauchen einander - aber mehr brauchen wir nicht. Deshalb sind wir reich."

    Verfasser unbekannt


    http://www.gedichte-garten.de/artman...trag_278.shtml


    Allen ein ganz herzliches SHALOM auch für das Jehr 2013, möge besser werden als alle Jahre zuvor.


    Alef

  5. #5
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    Ich wünsche Euch fürs neue Jahr…



    Ich wünsche dir fürs neue Jahr
    das große Glück in kleinen Dosen.
    Das alte läßt sich ohnehin
    nicht über Nacht verstoßen.
    Was du in ihm begonnen hast
    mit Mut und rechter Müh’,
    das bleibt dir auch noch Glück und Last
    in neuer Szenerie.
    Erwarte nicht vom ersten Tag
    des neuen Jahres gleich zuviel!
    Du weißt nicht, wie er’s treiben mag,
    es bleibt beim alten Spiel.
    Ob gute Zeit, ob schlechte Zeit,
    wie sie von Gott gegeben,
    so nimm sie an und steh bereit
    und mach daraus dein Leben !

    Gruss und alles Gute
    wodug



 

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