Ergebnis 1 bis 6 von 6
  1. #1
    Registriert seit
    06.12.2006
    Beiträge
    2.934

    Standard Eine jüdische Seele

    Eine jüdische Seele

    von Tuvia Bolton

    In den letzten Tagen des israelischen Feldzuges „Frieden in Galiläa“ im Jahr 1982 im Libanon war ich einer von zehn Chassidim, denen die Armee erlaubte, die Soldaten in Beirut aufzumuntern. Die Soldaten begrüßten uns, als würden wir das Ende des Krieges verkünden. Die ganze Nacht gingen wir von Gruppe zu Gruppe und sangen, tanzten, lachten und machten natürlich L’Chaims. Wir hatten keine Zeit zu schlafen. Als der Morgen dämmerte, holten wir unsere Tefillin aus den Reisetaschen und fragten die Soldaten, ob sie eine Mizwa befolgen wollten, indem sie die Riemen eine Minute anlegten.

    In dieser Morgenstunde schliefen die meisten Soldaten noch. Ich suchte nach „Kunden“ und stieß auf zehn offene Jeeps, in denen jeweils zwei Soldaten saßen. Die Motoren liefen, und die Männer warteten in der kühlen Morgenluft auf ihre Befehle. Offenbar war es ein Kampfauftrag, denn sie waren bis an die Zähne bewaffnet und trugen dicke, schusssichere Westen und Stahlhelme.

    Ich ging zum ersten Jeep und fragte die Soldaten, ob sie Tefillin anlegen wollten, und einer bejahte. Dann ging ich zum nächsten Fahrzeug, stellte dem Fahrer die gleiche Frage – und erlebte eine unliebsame Überraschung. Er hörte nur zu, schaute stur geradeaus und antwortete nicht. Also stand ich da und wartete. Nach einigen Sekunden der Stille drehte er sich zu mir um und sagte: „Verschwinde, du Parasit, du religiöser Gauner! Wenn du nicht abhaust, reiße ich dich in Stücke! Ich hasse euch Ungeziefer!“

    Mir schien, dass die Antwort „nein“ lautete! Ich versuchte zu lächeln und etwas zu sagen; aber da hörte ich eine verzweifelte Stimme rufen: „Rabbi, Rabbi, komm zu mir – ich will die Tefillin tragen!“ Ich war froh, dass ich gehen durfte, wandte mich um und ging zum dritten Jeep. „Sag mir, Rabbi“, rief der Soldat aufgeregt, als ich ein paar Schritte gegangen und noch ein gutes Stück von ihm entfernt war. „Wenn ich Tefillin trage, wird G–tt mich dann schützen?“

    Der Mann hatte offensichtlich große Angst. Vor einem Tag hatte er wahrscheinlich noch als Verkäufer gearbeitet; dann hatte die Armee ihn gerufen, und plötzlich war er an der Front.

    „Hör zu, mein Freund“, versicherte ich ihm. „G-tt schützt dich mit oder ohne Tefillin. Sei unbesorgt. Er liebt dich, weil du ein Jude bist. Aber wenn G–tt dich kostenlos schützt, kannst du ruhig etwas für ihn tun, was dich nichts kostet und Tefillin anlegen!“

    Anscheinend hatte der Soldat im zweiten Jeep, der mich beschimpft hatte, alles mitgehört, denn als ich seinem Kameraden die Tefillin gegeben hatte, rief er: „He, Rabbi, komm her!“ Ich drehte mich um und sah, dass er einen Ärmel aufrollte, als wolle er Tefillin anlegen. Er winkte mir, und ich ging einige Schritte auf ihn zu.

    „Was willst du?“, fragte ich. „Was ist passiert?“

    „Was kümmert es dich?“, erwiderte er. „Ich möchte die Tefillin auch tragen.“

    Ich sah ihn an und machte eine israelische Geste, die bedeutete: „Meinst du das ernst?“

    „Hör zu, Freund“, sagte er. „Tefillin zu tragen, um in den Himmel zu kommen oder fromm zu sein, ist nichts für mich. Aber Tefillin ohne Grund zu tragen – dazu bin ich bereit!“


    So ist die tatkräftige jüdische Seele. Sie weist alle guten Gründe für eine Mizwa zurück, einschließlich der mystischen; aber sie begrüßt die Tat als solche. Weil ein Jude seinem Wesen nach tun will, was G–tt will, ist er nicht nur spirituell mit G–tt eins, sondern auch - und sogar noch mehr – in seinem täglichen materiellen Leben.

  2. #2
    Registriert seit
    23.07.2012
    Ort
    Wiesbaden
    Beiträge
    1.523

    Standard

    Hallo Alef,

    Weil ein Jude seinem Wesen nach tun will, was G–tt will, ist er nicht nur spirituell mit G–tt eins, sondern auch - und sogar noch mehr – in seinem täglichen materiellen Leben.
    Ich denke man darf (muss?!) sogar noch einen Schritt weiter gehen. Weil jede menschliche Seele im Innersten mit Gott eins ist, kann der Mensch in jedem Augenblick Gott begegnen, erfahre er den Moment nun als emotionell angenehm oder nicht. Gott ist unter jedem Stein auf den wir treten, in allen Menschen die an uns vorüberziehen, in allem Lachen und Weinen...

    Auf ihn, dem einigen EINEN den Blick zu richten, ohne Bild, ohne religiöse Absolutsetzung - das ist die Freiheit die uns geschenkt wurde...

    LG
    Provisorium

  3. #3
    Registriert seit
    06.12.2006
    Beiträge
    2.934

    Standard Es segne dich der Ewige ...

    4. Mo 6, 23ff

    כג: דַּבֵּר אֶל־אַהֲרֹן וְאֶל־בָּנָיו לֵאמֹר כֹּה תְבָרְכוּ אֶת־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל אָמוֹר לָהֶם׃
    כד: יְבָרֶכְךָ יְהוָה וְיִשְׁמְרֶךָ׃
    כה: יָאֵר יְהוָה פָּנָיו אֵלֶיךָ וִיחֻנֶּךָּ׃
    כו: יִשָּׂא יְהוָה פָּנָיו אֵלֶיךָ וְיָשֵׂם לְךָ שָׁלוֹם׃
    כז: וְשָׂמוּ אֶת־שְׁמִי עַל־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל וַאֲנִי אֲבָרְכֵם׃


    ….. So sollt ihr Jisraels Söhne segnen – zu sagen ist zu ihnen –
    Es segne dich JHWH und behüte dich.
    Es erleuchte JHWH Sein Angesicht dir und begnade dich.
    Es trage JHWH Sein Angesicht dir zu und gründe dir Frieden. –

    Sie legen Meinen Namen auf Jisraels Söhne; und ICH segne sie.


    Nicht das Wort des Priester hat segnende Kraft, denn den Segen schafft Gott.

    Den Namen Gottes auf das Volk zu legen ist keine mythische Handlung, aus der man Gewinn schöpfen kann, sondern legt die Beziehung, sozusagen den Adressaten und den Empfänger fest, welche man selber "pflegen" muss.

    Nicht ist die Gottesnähe das Wünschenswerte, um in ihr und durch sie materiellen und geistigen Segen zu erhalten,
    sondern:
    aller materieller und geistiger Segen ist nur wünschenswert, um durch deren Gott gewiesene Verwendung der Gottesnähe gewürdigt werden.
    Gottesnähe ist das tov, das Gute an sich, das absolute Gute.

  4. #4
    Registriert seit
    06.12.2006
    Beiträge
    2.934

    Standard Israel und Jakob

    Jesaja 44
    5 Der eine kündet: Gottes (JHWH) bin ich! Den nennt man Jaakow mit Namen, der andere aber weiht Gott seine Tat, und den wird man mit Namen Jisrael kennzeichnen. 6. So hat JHWH gesprochen, Ijsraels König und sein Erlöser, JHWH Zewaoth: ICH bin der Erste und ICH bin der Letzte, ausser Mir gibt es keinen Gott. 7 Denn wer beriefe gleich MIR und verkündete es und stellte es MIR dar, von dem an, dass ICH das ewige Volk gegründet habe?



    Israel und Jakob
    Die zwei Namen wollen unterschiedliches betonen.

    „Gottes bin ich!“, spricht der eine, so „Jakob“. Eine Hingebung durch sein durch nichts zu beirrendes Ausharren, durch Festigkeit die er den Verlockungen , Bedrohungen und Schrecknissen entgegensetzt.

    „Israel“ aber verkündet durch sein Tatenleben die göttliche Wahrheit. „.. dieser aber weiht seine Hand Gott, und den wird man (oder: wird Gott) mit dem Namen „Israel“ kennzeichnen.

    Hier zeigt sich schlussendlich was das „wahre“ Israel ist. Es geht nicht an irgendwelche Institutionen über oder Religionen über, sondern es geschieht im Tatenlob in den Weisungen dieses einzigen Gott JHWH.

  5. #5
    Registriert seit
    06.12.2006
    Beiträge
    2.934

    Standard אלהי נשמה

    Morgengebet: אלהי נשמה elohei neschamah

    Mein Gott! Die Seele, die DU mir gegeben hast, rein ist sie. DU hast sie geschaffen, DU hast sie gebildet, DU hast sie eingehaucht, DU hütest sie in mir und DU wirst sie einst von mir nehmen und sie mir in der erwartenden Zukunft wiedergeben. Jederzeit, wenn die Seele in mir ist, danke ich DIR, Ewiger, mein Gott und Gott meiner Väter, Meister aller Werke, Herr aller Seelen. Gesegnet seist DU, Ewiger, der Seelen zurückgibt den toten Leibern.

    Die Seele, die du mir gegeben hast ist rein. Schärfste Ablehnung eines Dogmas über Erbsünde. Die Seele ist nicht durch den „Sündenfall“ verdunkelt und der Mensch nicht im Grunde verdorben. Rein ist die Seele, die Gott gegeben hat! Was der Ewige gibt, ist rein.
    Dieses Bekenntnis soll der Mensch sprechen, wenn er aufwacht aus seinem Schlaf. Das ist die Ausgangslage jeden Tag neu.

    Die Sündenreinheit muss durch Überwindung des Bösen erkämpft werden. So wird der Mensch heilig: „Baruch ata adonaj eloheinu… der uns geheiligt durch seine Gebote…“.

    „Bara“, geschaffen, gebildet bedeutet immer ein Schaffen aus dem Nichts. Bereschit bara elohim… im Anfang schuf Gott …. So ist die Seele vom Ewigen aus dem Nichts erschaffen. Du hast sie geschaffen und erst danach du hast sie mir eingehaucht. Adam wurde nicht aus dem „Nichts“ erschaffen, er wurde aus Erde gebildet. Aber die Seele, was ihn belebt, kommt vom Ewigen. Geschaffen wurden die Seelen schon vor der Weltschöpfung und sie werden im Himmel Araboth bewahrt. So wird gesagt, dass der Messias nicht früher kommt, bis alle Seelen aus demselbigen weg sind (und wenn man die Sterne betrachtet, so scheint ein unzählbarer Vorrat vorhanden zu sein).

    Die drei Ausdrücke „Erschaffen, Bilden und Einhauchen beziehen sich auf die drei Teile der Seele:
    Nefesh, Ruach, Neschamah. Nefesh als die vegetative Seele, welche auch Tiere und Pflanzen haben.
    Ruach (Windbraus) die sensitive Seele, welche auch Tiere haben.
    Neshamah, die Vernunftseele, welch e nur der Mensch besitzt.


    Zu den wichtigsten Lehren über das Wesen, den Ursprung und die Eigenschaft der Seele gesellt sich hier noch die Lehre von ihrer Unsterblichkeit und von der Auferstehung.


    Zusammengefasst aus: Die Welt der Gebete von Rabbiner Dr. Elie Munk

  6. #6

    Standard

    Die Seele, die DU mir gegeben hast, rein ist sie. DU hast sie geschaffen, DU hast sie gebildet, DU hast sie eingehaucht, DU hütest sie in mir und DU wirst sie einst von mir nehmen und sie mir in der erwartenden Zukunft wiedergeben
    das steckt für mich so viel Klarheit drin ... für jeden Tag und immer wieder :-)

    lg bonnie


 

Ähnliche Themen

  1. Seele
    Von Thomas1982 im Forum Off-Topic
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 23.11.2011, 20:13
  2. Haben Pflanzen eine Seele?
    Von worldfreaka im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 108
    Letzter Beitrag: 28.10.2011, 09:12
  3. eine Seele...? was macht euch so sicher ?
    Von pilatus-renner im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 35
    Letzter Beitrag: 10.09.2009, 23:04
  4. Liebe Seele
    Von Linde im Forum Poesie / Geschichten / Weisheiten / Musik / Film / Literatur
    Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 27.07.2006, 20:14

 Besucher kamen mit folgenden Begriffen auf diese Seite:

Stichworte

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •