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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Du mußt wissen, daß sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitgehend gelassen hat, daß er nicht gefunden hätte, er müsse sich noch mehr lassen.
    Na ja, lassen wir das...;-)

    Noch'n Gleichnis:

    Es begab sich aber, als sie weiterreisten, daß er in ein gewisses Dorf kam; und eine Frau namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus. Und diese hatte eine Schwester, welche Maria hieß; die setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seinem Wort zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen mit der Bedienung. Und sie trat herzu und sprach: Herr, kümmerst du dich nicht darum, daß mich meine Schwester allein dienen läßt? Sage ihr doch, daß sie mir hilft! Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles; eines aber ist not. Maria aber hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden! (Lukas 10, 38-24)

    Eines ist Not. Das kennt man. Man könnte fast meinen, der Tag sei eingeteilt in lauter kleine und große Notwendigkeiten, in all die Solls und Muss des Lebens, in Reaktion und Aktion. Da mag man es Maria nun wirklich nicht verleiden, dass sie sich bequem zu Jesu Füssen lümmelt und die Zeit einmal Zeit sein lässt...

    Gleichzeitig aber schlägt mein Pflegerherz doch sehr für die fleißige Martha, die den Blick auf das Wohlbefinden des Gastes gerichtet, im Schweiße ihres Angesichts, lediglich um ein wenig Unterstützung bittet...

    Aber es hilft nichts. In der kirchengeschichtlichen Bibelauslegung kam Martha meist nicht allzu gut weg, denn Jesus hatte gesagt, dass Maria das gute Teil erwählt hatte und das dies nicht von ihr genommen werden soll. Die Moral von der Geschicht' schien sonnenklar: Kontemplation kommt vor Aktion.

    Blöd nur, dass das Leben, wie oben bereits angedeutet, viel mehr aus notwendigen, sich regelrecht aufdrängenden Aktivitäten besteht. Die Flucht ins Kloster, oder ins Eremitentum ist ja nun auch nicht jedermanns(fraus) Sache und das Bruttonationaleinkommen (da gab's 1983 mal unter altem Namen einen Riesenhit...) steigert sich ja auch nicht von alleine...

    Mein Dilemma wäre an dieser Stelle also perfekt gewesen, hätte mich der Magister Eckhart nicht gelehrt, dem "Eines ist Not" mehr Beachtung zu schenken...

    Denn wer will schon ernstlich bezweifeln, dass der launenunterworfene und tagesformabhängige Mensch auf stark variierenden Ebenen der Bewusstheit sein Dasein fristet? Da ist es doch nur verständlich, dass mal mehr das Eine und dann das Andere Not tut. Auf Zeiten der Kontemplation folgen Zeiten der Aktion und das zusammen nennt sich dann wohl Leben.

    Ein großer Meister dieses Wechselspieles aus Kontemplation und Aktion ist mein Hund. Fast unglaublich, wie er von einem Zustand in den anderen wechseln kann. Ansatzlos und unberührt nimmt er die Dinge so wie sie kommen, sein Blick immer auf den Moment gerichtet (und natürlich auf's Fresschen...).

    Von ihm will ich am heutigen Sonntag lernen. Denn was meinem Whippet der Moment (oder das Fresschen) ist, das sollte mir Gott sein. Den Blick auf ihn gerichtet ist es egal, ob ich mich in Kontemplation, oder in Aktion befinde. Ich sollte besser lernen, was, wann Not tut. Maria hatte für sich das gute Teil erwählt, aber Martha deshalb noch lange nicht das schlechte. Die Aufmerksamkeit beider galt ganz alleine Jesus. Maria in der Kontemplation und Martha in der Aktion. Eckhart spielt in seiner Auslegung deshalb auch nicht die Eine gegen die Andere aus. Martha ist ihm lediglich auf einer anderen Ebene der Bewusstheit...

    Bei Interesse kann man seine Auslegung unter folgendem Link lesen http://de.scribd.com/doc/33299537/Me...n-und-Traktate
    Sämtliche Predigten und Traktate Eckharts sind hier einsehbar, mit einer sehr lesenswerten Einleitung. Die Predigt zu Martha und Maria trägt die Nummer 28. Im Suchfeld (rechte Seite) muss man also nur Predigt 28 eingeben, dann ist man da.

    LG und schönen Sonntag wünscht das
    Provisorium






    Geändert von Provisorium (17.02.2013 um 07:01 Uhr)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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