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  1. #41
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    Zitat Zitat von Die_Leuchte! Beitrag anzeigen
    Und das ist die (derzeit) passendste Begleitmusik dazu:

    http://www.youtube.com/watch?NR=1&v=...ture=endscreen
    Also wenn es um Frauen geht und erkaltete Liebe, im Kontrast zu all den sehnsuchtsvollen Schichten warmer, inniger Verbundenheit, die Pinselstrich für Pinselstrich das Bild unseres Lebens malen und am Ende, wenn wir uns selbst gar nicht mehr so recht erkennen können, nur noch das Wort (Logos) erkennbar bleibt, dann ist das hier vielleicht das Richtige...

    http://www.youtube.com/watch?v=LydYEu1frR8



    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #42
    Die_Leuchte! Gast

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    Ja ja, hab schon verstanden: Auch bei oder im Jazz scheiden sich die Geister.


    Doch nun wieder im Takt und zu Eckharts Substanz: Ich fand in einer gegoogelten "Gotteslehre" (v. Dr. Prof. Thomas Krust) folgende Stelle:

    ... Für die Lösung des damit gestellten Trinitätsproblemes haben die "Großen Kappadokier" Basilius von Cäsaria (gest. 379), Gregor von Nyssa (gest. 394) und Gregor von Nazianz (gest. 390) das meiste geleistet. Ihre "Formel" lautet: Gott ist ein Wesen (ousia, lat. Substantia oder essentia) in drei Existenzen (hypostasis, lat. Subsistentia oder auch Substantia: das Darunterliegende, eigentlich das, worin eine allgemeine Gattungsnatur sich konkretisiert: ein Mensch ist eine Hypostase des Mensch-seins). ...


    Die Dreifaltigkeitsdebatte will ich nun keinsfalls auch noch hier rein verschleppen, aber wenn dir zum Thema "fleischgewordenes Wort" noch ein paar Beiträge Eckharts oder anderer "Scholastiker" bzw. Mystiker bekannt sind, dann nur her damit. Hiesiges Forum - vor allem der Thread - kann sowas noch gebrauchen, finde ich.


    Und meine kleine Quizfrage: Von wem stammen die Worte "Vox und Sermon" (ursprünglich)?



    Liebe Grüße
    Geändert von Die_Leuchte! (15.02.2013 um 20:10 Uhr)

  3. #43
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    Die Dreifaltigkeitsdebatte will ich nun keinsfalls auch noch hier rein verschleppen, aber wenn dir zum Thema "fleischgewordenes Wort" noch ein paar Beiträge Eckharts oder anderer "Scholastiker" bzw. Mystiker bekannt sind, dann nur her damit. Hiesiges Forum - vor allem der Thread - kann sowas noch gebrauchen, finde ich.

    Und meine kleine Quizfrage: Von wem stammen die Worte "Vox und Sermon" (ursprünglich)?
    Zum Thema Dreieinigkeit habe ich folgenden Artikel gefunden http://www.tabularasa-jena.de/artikel/artikel_328/.

    Deine Quizfrage kann ich aber leider nicht lösen und möchte deshalb gerne das Publikum fragen..

    Aber ich möchte an dieser Stelle auch gerne noch einmal zurück zum Eingangsthema.

    Manchmal nehme ich doch recht verwundert wahr, mit welchen Assoziationen so manches Bibelwort verbunden wird.
    Ich kann mich dann gelegentlich nicht des Eindrucks erwehren, dass der Glaube zuvorderst als ein moralisches Verhalten, als eine spezielle ethische Gesinnung betrachtet wird, die uns alle Mühe abverlangt, um den zahlreichen Versuchungen des Lebens widerstehen zu können und nur mit äußerster Willensanstrengung überhaupt zu bewerkstelligen sei.

    Selbstverständlich hat Glaube auch immer etwas mit Moral und Ethik zu tun. Aber wenn ich zum Glauben komme, dann wird mir doch nicht zuerst ein neues moralisches Korsett übergestülpt, das mich zwingt, ganz bestimmte Verhaltensweisen auszuüben, bzw sein zu lassen, sondern ich werde in der Tiefe meines Herzens von einer Wahrhaftigkeit ergriffen, die umfassender, ganzheitlicher und größer ist, als mein eigenes personales Sein und durch das ich mich verbunden weiß mit einem Zuhause, das ich hier auf Erden nicht finden kann, weil mein Ich- und Alltagsbewusstsein, sich immer als von den Dingen unterschieden und getrennt wahrnimmt und begreift.

    Dieser tieferen und innigeren Verbundenheit nachjagend mache ich dann meine ersten Schritte als gläubiger Mensch und sicher wird das nach und nach auch meine Moral, meine ethische Gesinnung verändern. Als Christ habe ich aber manchmal den Eindruck, dass der Apostel Paulus, mit seiner Rede über den alten Menschen im Fleische und den neuen Menschen im Geiste (dargestellt vor allem in Römer 7 und Römer 8), eine Spaltung im Wesen des Menschen beschreibt, die er vielleicht tatsächlich auch so empfunden haben mag (man denke an die Metamorphose vom Saulus zum Paulus), die aber substantiell gar nicht wirklich besteht.

    Nicht wenige Christen sehen sich dann hin- und hergerissen zwischen Römer 7 und Römer 8 und eine der bestimmendsten Erfahrungen wird ihnen dann nicht selten die Erkenntnis, dass der Geist zwar willig, aber das Fleisch schwach ist.
    Daraus resultiert dann häufig, ein eher negatives Selbst- und Menschenbild, welches versucht durch strenge Moral und selbstauferlegte Religiösität, möglichst großen Abstand vom alten Menschen aus Römer 7 zu halten.

    Natürlich darf das jeder sehen und machen wie er will, aber ich sehe noch eine weitere Gefahr in der paulinischen Vorstellung vom alten und neuen Menschen. Wenn man zunächst das Bekenntnis zu Jesus benötigen sollte, um überhaupt ein neuer Mensch werden zu können und damit der alte Mensch im Fleisch gekreuzigt wird und stirbt, warum will der alte Mensch im Fleische dann eigentlich nicht so richtig tot sein und lässt uns immer wieder die deprimierende Erfahrung machen, dass wir durchaus noch zu sündigen im Stande sind?

    Paulus hatte gesagt (Römer 8,2): "Das Gesetz des Geistes, das in Christus Jesus lebendig macht, hat euch befreit vom Gesetz der Sünde und des Todes".
    Was ist das für eine gesetzesmäßige Freiheit, wenn man trotzdem noch weiterhin sündigt und auch ganz sicher sterben wird? Wird hier letztlich nicht einfach nur ein Exklusivitätsverhältnis beschrieben, das andere ausschließt, andere geringachtet? Ist der Weg zu Gott nur dann frei, wenn ich im paulinischen Verständnis neu geboren bin, ein neuer Mensch bin, oder kann auch der Mensch im Fleische, wenn er von Herzen bereut und sich zu Gott wendet echte Vergebung, echten Glauben erfahren?

    Mit diesen fragwürdigen Fragen im Hinterkopf, möchte ich nun noch einmal den Magister Eckhart zu Wort kommen lassen, der meiner Meinung nach der Moralität den rechten Platz anwies und Gott überall da nahm, wo er ihn bekommen konnte....

    Du mußt wissen, daß sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitgehend gelassen hat, daß er nicht gefunden hätte, er müsse sich noch mehr lassen. Der Menschen gibt es wenige, die das recht beachten und darin beständig sind. Es ist ein gleichwertiger Austausch und ein gerechter Handel: So weit du ausgehst aus allen Dingen, so weit, nicht weniger und nicht mehr, geht Gott ein mit all dem Seinen, dafern du in allen Dingen dich des Deinen völlig entäußerst. Damit heb an, und laß dich dies alles kosten, was du aufzubringen vermagst. Da findest du wahren Frieden und nirgends sonst. Die Leute brauchten nicht soviel nachzudenken, was sie tun sollten; sie sollten vielmehr bedenken, was sie wären. Wären nun aber die Leute gut und ihre Weise, so könnten ihre Werke hell leuchten. Bist du gerecht, so sind auch deine Werke gerecht.

    Nicht gedenke man Heiligkeit zu gründen auf ein Tun; man soll Heiligkeit vielmehr gründen auf ein Sein, denn die Werke heiligen nicht uns, sondern wir sollen die Werke heiligen. Wie heilig die Werke immer sein mögen, so heiligen sie uns ganz und gar nicht, soweit sie Werke sind, sondern: soweit wir heilig sind und Sein besitzen, soweit heiligen wir alle unsere Werke, es sei Essen, Schlafen, Wachen oder was immer es sei. Die nicht großen Seins sind, welche Werke die auch wirken, da wird nichts daraus. Erkenne hieraus, daß man allen Fleiß darauf verwenden soll, gut zu sein, nicht aber so sehr darauf, was man tue oder welcher Art die Werke seien, sondern wie der Grund der Werke sei.

    LG
    Provisorium





    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  4. #44
    Die_Leuchte! Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Manchmal nehme ich doch recht verwundert wahr, mit welchen Assoziationen so manches Bibelwort verbunden wird.
    Ich kann mich dann gelegentlich nicht des Eindrucks erwehren, dass der Glaube zuvorderst als ein moralisches Verhalten, als eine spezielle ethische Gesinnung betrachtet wird, die uns alle Mühe abverlangt, um den zahlreichen Versuchungen des Lebens widerstehen zu können und nur mit äußerster Willensanstrengung überhaupt zu bewerkstelligen sei.

    Folgender Kommentar blendet sicherlich einen ungemein großen Teil der Zweifelsgeschichte aus, aber ich denke, dass DER GLAUBE nur dann schwer fällt, wenn man wie zu Kantens Zeit der Ansicht verfallen ist, Glaube sei nicht Wissen, und es dürfe deshalb nur das geglaubt werden, was nicht gewußt werden kann.

    Auf die Spitze getrieben heißt das nämlich, dass ein guter Glaube nur noch das Unglaubwürdige zum Inhalt haben dürfe. Es wäre demnach ganz besonders "fromm", wenn man vor allem den allergrößten Blödsinn zu glauben bereit wäre. Und endlich ad absurdum geführt: "Nur das unglaubwürdige ist des Glaubens würdig".


    Gerade weil Kant schon selbst nicht kritisch ist, unterstellt er dem Glaubensbegriff ganz unbesehen eine Negation des Begriffs vom Wissen. Woher wollte Kannt wissen, was Glauben ist oder nicht ist - heißt oder nicht heißt - wenn nicht nur aus einer Kritiklosigkeit heraus? Ihm ermangelte es eigentlich nur an gehörigem Respekt gegenüber einem Logos, denn allein der ist der Deuter (Deut / Deus), und allein Christus (Crisis) ist die Kritik (der reinen Vernunft).


    Es sind die "Großkopferten", die sich zwischen den Größten und dessen Schäfchen gestellt haben, also die "Wölfe" (im Schafspelz) - Sie machen den Glauben schwer bis unmöglich!



    Paulus hatte gesagt (Römer 8,2): "Das Gesetz des Geistes, das in Christus Jesus lebendig macht, hat euch befreit vom Gesetz der Sünde und des Todes".
    Was ist das für eine gesetzesmäßige Freiheit, wenn man trotzdem noch weiterhin sündigt und auch ganz sicher sterben wird? Wird hier letztlich nicht einfach nur ein Exklusivitätsverhältnis beschrieben, das andere ausschließt, andere geringachtet? Ist der Weg zu Gott nur dann frei, wenn ich im paulinischen Verständnis neu geboren bin, ein neuer Mensch bin, oder kann auch der Mensch im Fleische, wenn er von Herzen bereut und sich zu Gott wendet echte Vergebung, echten Glauben erfahren?
    Dieses nun wirklich schwer abstrahierte Wort vom "Gesetz der Sünde und des Todes" könnte ja alles mögliche und unmögliche bedeuten, wenn Paulus nicht im Takt, intakt oder in Christus bliebe. Ist er aber darinnen geblieben, so meine ich, dann meint das lediglich die Furcht vor dem Tod, denn es waren ja die "Cherubim vom Gesetz selbst damit beauftragt", Adam das fürchten zu lehren, bzw. einen würdigen (ebenbürtigen) Sparringspartner beiseite zu stellen, NACHDEM er schon ein Tänzchen gewagt hatte.



    Gottes Schützling SOLL auch an die Früchte des Baumes des Lebens!


    Welcher unwirtliche Weg dahinführt, zeigt ihm der Mächtige allerhöchst eindrucksvoll - quasi mit der allerbesten Landebahnbeleuchtung - "Girlanden für die Motten"
    Geändert von Die_Leuchte! (15.02.2013 um 23:52 Uhr)

  5. #45
    Die_Leuchte! Gast

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    Gut - nach ein paar Minuten Nachlesen, seh ich schon selbst, dass ich "in Zungen" rede.

    Der letzte Satz bezieht sich auf Christi dringende Empfehlung: "metanoeite" - kehre um! Wer fortfährt ist Motte, und die Forenregeln erlauben mir nicht, die Opfer bei jenem Namen zu nennen, die ihn nicht aufgeben wollen. Die wahre Judikative, würde schon auch andere Richter neben sich dulden - aber halt keine, die die Cherubim fürchten, oder zu lange zögern. "Beschleunigen" kommt von "Schläue".


    Im übrigen vernichten Flamme, HErr oder Licht nicht etwa "Menschen", sondern Merkmale und Eigenschaften. Ich red nämlich noch immer nur von Herrn Selektionsdruck und Frau Läuterung!

    Klar, dass dessen Leben schon zu Lebzeiten verdorben ist, der "Mensch" und "Mal" nicht auseinanderhalten kann, aber bis zuletzt darauf beharrt, weiterhin den Namen der Verurteiler zu tragen. Solchen wird schon schlecht, wenn sie Selektion nur hören, aber selbst selektieren sie täglich, stündlich und minütlich.
    Geändert von Die_Leuchte! (16.02.2013 um 02:17 Uhr)

  6. #46
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    Zitat Zitat von Die_Leuchte! Beitrag anzeigen
    Ja ja, hab schon verstanden: Auch bei oder im Jazz scheiden sich die Geister.
    Nur ganz kurz, bei Jazz mögen sich die Geister ja scheiden, aber im Jazz bildet er sich immer im Ganzen! Aus Improvisation und Kommunikation...
    Nur Mut!

    Zitat Zitat von Die_Leuchte! Beitrag anzeigen
    Folgender Kommentar blendet sicherlich einen ungemein großen Teil der Zweifelsgeschichte aus, aber ich denke, dass DER GLAUBE nur dann schwer fällt, wenn man wie zu Kantens Zeit der Ansicht verfallen ist, Glaube sei nicht Wissen, und es dürfe deshalb nur das geglaubt werden, was nicht gewußt werden kann.
    Tatsächlich, den Zweifel habe ich zunächst bei Seite gelassen. Aber weder Paulus, noch die, die ihn als unbedingte Autorität, göttlich inspirierter Wahrhaftigkeit begreifen, lassen irgendwo durchblicken, dass es hier etwas zu bezweifeln gäbe. Schließlich muss es ja so sein, sonst würde es ja nicht in der Bibel stehen...

    Das Dir, als gewissenhafter Hermeneutiker der alte Kant ein wenig sauer aufstößt, wundert mich allerdings nicht wirklich. Hat er doch mit seiner Erkenntniskritik den Rationalitätsbegriff in seine Schranken verwiesen und unsere Welt, in die Welt der Erscheinungen verbannt...
    Aber ich finde, wir sollten ihm dafür nicht allzu gram sein und nachgerade Verständnis dafür haben, dass seine etwa steife, preußische Gelehrsamkeit synthetische Urteile a priori einforderte, um etwas als wirklich wahr betrachten zu können und den Wissensbegriff dadurch zu definieren.

    Ich für meinen Teil kümmere mich nicht weiter drum. Was gehen mich synthetische Urteile a priori an? Wir alle sind Kinder einer langen Geschichte und unser Wissen und Verstehen ist an diese gebunden - damit kann ich gut leben...


    Zitat Zitat von Die_Leuchte! Beitrag anzeigen
    Welcher unwirtliche Weg dahinführt, zeigt ihm der Mächtige allerhöchst eindrucksvoll - quasi mit der allerbesten Landebahnbeleuchtung - "Girlanden für die Motten"
    Sprach die Leuchte...;-)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  7. #47
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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Du mußt wissen, daß sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitgehend gelassen hat, daß er nicht gefunden hätte, er müsse sich noch mehr lassen.
    Na ja, lassen wir das...;-)

    Noch'n Gleichnis:

    Es begab sich aber, als sie weiterreisten, daß er in ein gewisses Dorf kam; und eine Frau namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus. Und diese hatte eine Schwester, welche Maria hieß; die setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seinem Wort zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen mit der Bedienung. Und sie trat herzu und sprach: Herr, kümmerst du dich nicht darum, daß mich meine Schwester allein dienen läßt? Sage ihr doch, daß sie mir hilft! Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles; eines aber ist not. Maria aber hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden! (Lukas 10, 38-24)

    Eines ist Not. Das kennt man. Man könnte fast meinen, der Tag sei eingeteilt in lauter kleine und große Notwendigkeiten, in all die Solls und Muss des Lebens, in Reaktion und Aktion. Da mag man es Maria nun wirklich nicht verleiden, dass sie sich bequem zu Jesu Füssen lümmelt und die Zeit einmal Zeit sein lässt...

    Gleichzeitig aber schlägt mein Pflegerherz doch sehr für die fleißige Martha, die den Blick auf das Wohlbefinden des Gastes gerichtet, im Schweiße ihres Angesichts, lediglich um ein wenig Unterstützung bittet...

    Aber es hilft nichts. In der kirchengeschichtlichen Bibelauslegung kam Martha meist nicht allzu gut weg, denn Jesus hatte gesagt, dass Maria das gute Teil erwählt hatte und das dies nicht von ihr genommen werden soll. Die Moral von der Geschicht' schien sonnenklar: Kontemplation kommt vor Aktion.

    Blöd nur, dass das Leben, wie oben bereits angedeutet, viel mehr aus notwendigen, sich regelrecht aufdrängenden Aktivitäten besteht. Die Flucht ins Kloster, oder ins Eremitentum ist ja nun auch nicht jedermanns(fraus) Sache und das Bruttonationaleinkommen (da gab's 1983 mal unter altem Namen einen Riesenhit...) steigert sich ja auch nicht von alleine...

    Mein Dilemma wäre an dieser Stelle also perfekt gewesen, hätte mich der Magister Eckhart nicht gelehrt, dem "Eines ist Not" mehr Beachtung zu schenken...

    Denn wer will schon ernstlich bezweifeln, dass der launenunterworfene und tagesformabhängige Mensch auf stark variierenden Ebenen der Bewusstheit sein Dasein fristet? Da ist es doch nur verständlich, dass mal mehr das Eine und dann das Andere Not tut. Auf Zeiten der Kontemplation folgen Zeiten der Aktion und das zusammen nennt sich dann wohl Leben.

    Ein großer Meister dieses Wechselspieles aus Kontemplation und Aktion ist mein Hund. Fast unglaublich, wie er von einem Zustand in den anderen wechseln kann. Ansatzlos und unberührt nimmt er die Dinge so wie sie kommen, sein Blick immer auf den Moment gerichtet (und natürlich auf's Fresschen...).

    Von ihm will ich am heutigen Sonntag lernen. Denn was meinem Whippet der Moment (oder das Fresschen) ist, das sollte mir Gott sein. Den Blick auf ihn gerichtet ist es egal, ob ich mich in Kontemplation, oder in Aktion befinde. Ich sollte besser lernen, was, wann Not tut. Maria hatte für sich das gute Teil erwählt, aber Martha deshalb noch lange nicht das schlechte. Die Aufmerksamkeit beider galt ganz alleine Jesus. Maria in der Kontemplation und Martha in der Aktion. Eckhart spielt in seiner Auslegung deshalb auch nicht die Eine gegen die Andere aus. Martha ist ihm lediglich auf einer anderen Ebene der Bewusstheit...

    Bei Interesse kann man seine Auslegung unter folgendem Link lesen http://de.scribd.com/doc/33299537/Me...n-und-Traktate
    Sämtliche Predigten und Traktate Eckharts sind hier einsehbar, mit einer sehr lesenswerten Einleitung. Die Predigt zu Martha und Maria trägt die Nummer 28. Im Suchfeld (rechte Seite) muss man also nur Predigt 28 eingeben, dann ist man da.

    LG und schönen Sonntag wünscht das
    Provisorium






    Geändert von Provisorium (17.02.2013 um 08:01 Uhr)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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