Hallo Helo,

Jude zu sein, so scheint mir selbst, ist sicher nicht nur eine ethnische Frage der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk, sondern es scheint natürlich auch eine Frage der spirituellen Hintergründe unserer Glaubenskultur und Geschichte zu sein. Und selbstverständlich ist ein Jude nicht gleich dem Zweiten, wie eben Einer religiös, der Andere antireligiös und der Dritte mitten drin sind. Aber sie haben eine gemeinsame Basis zu der sie zugeneigt oder abgeneigt sein können.

Sicher das Annähern zu Etwas, hier das Judentum, welches ja nun einmal existiert, das ist etwas völliges Normales, noch zu mal das Christentum nicht ohne und nicht mit diesem existieren kann. Aber es scheint, nach meiner Ansicht nicht zu funktionieren, aus dem Christlichen und dem Jüdischen auszusortieren, was untauglich scheint und den guten Rest zu leben, es sei denn man mag etwas völlig Neues beleben. Aber selbst bei diesem völlig Neuen würde das Alte immer hinderlich bleiben, so wie eben das das Judentum und zwar wie es ist und nicht wie es von Christen beschrieben wird, dem Christentum in letzter Konsequenz und umgekehrt Hindernis ist.

Das Übernehmen vom jüdischen Bräuchen und rituellem Glaubensleben ist schon 2000 Jahre im vollen Gang. Kein Christliches fest, außer Weihnachten, ist ein reines Christliches fest und Jedes hat eindeutige jüdische Vorversionen. Es ist nun einmal so, dass wenn Zwei an einem Topf sitzen, aus welchem sie essen wollen und der Erstere will daraus etwas Süßes essen und der Zweitere daraus etwas Saueres, dass es dann Streit gibt und mit Essig und Honig geworfen wird. Und der Topfinhalt ist uns Juden ja scheinbar vom Ewigen und scheinbar keinem anderem Volk gegeben worden, also es scheint Etwas zu sein, was wir uns nicht selbst gegeben, anderen verwehrt und gebraut haben. Und natürlich wäre es schön, wenn Beide, Juden und Christen und die die einiges jüdisch leben wollen, mehr Offenheit und Toleranz zueinander haben könnten. Aber es scheint günstiger zu sein, den Älteren zu fragen, in wie weit der Jüngere aus seinem Topf schöpfen dürfe, um dann im eigenen Töpfchen völlig anders zu würzen. Das heißt es müsste eben wirklich etwas völlig anders Schmeckendes sein und eben doch nicht ein Verwenden des älteren heiligem Seins.

Wenn ein Goi vom christlichen Pferde springt hängt er zwischen zwei rennenden Pferden und das ist bestimmt nicht schön. Entweder man sucht oder züchtet sich ein neues Pferd, oder man schaut, auf welches von Beiden man heraufgelangen will. Sicher ist die jüdisch orthodoxe Haltung und Vorgehweise extrem hinderlich und zwar wenn man sich entschiede darauf als Goi aufzuspringen, aber die jüdische Orthodoxie ist nicht wirklich ein unüberwindliches Hindernis, denn es gibt andere jüdische Glaubensgemeinschaften, in denen Gojim willkommen sind und wo man durchaus gleichwertiger Glaubensbruder -schwester werden kann.

Das Gleichnis zwischen dem Auszug aus Ägypten und der Chance sich dem jüdischen oder rechteren Glauben nähern zu können, hat Alef gewählt, so ich ihn da richtig verstanden und interpretiert habe. Ich habe eben genau dazu meine Zweifel kundgetan und dieses Gleichnis, welches für Fisch gedacht war, in andere Worte gefasst und in Frage gestellt. Der Wandel des Glaubens, ob nun innerhalb einer Religion, oder von Einer zur Anderen, oder eben zu einer Neuen, ist sicher ein nie stillstehender Prozess und jede Religion gleicht sich, am Folgetag, wie ein Original im Siegel. Es scheint gleich auszusehen und doch ist das Eine nicht das Andere und nach ungezählten Spiegeln sieht man sogar scheinbar einen Tunnel des Glaubensweges.

Ebenfalls sehr liebe Grüße
Isaak