Hallo Picus,
es wird wohl schon so sein, dass ein überzeugter Christ, sich besser im Christlichen auskennt als ich.
Umgekehrt wäre es für mich nicht unvorstellbar, dass einige wenige Christen sich vielleicht doch besser im Jüdischen auskennen als ich.
Daher weiß ich nicht wirklich, ab welchem Punkt die Juden, also Jesus, seine Jünger, inklusive Judas Ishkarijot, sich selber und von anderen als Christ bezeichnet haben und wurden. Hat Jesus selbst sich als Christ gewusst und verstanden? Ich habe keine Ahnung.
Möglich, dass ein überzeugter Christ überzeugt ist oder sogar sein muss, dass mit Jesus das Christliche begann. Ich weiß nicht, ob das Jesus so bewusst war.
Ich glaube zu wissen, aber wie bereits erwähn, kann ich mich selbstverständlich darin täuschen, dass für die meisten Juden, Judas Ishkarijot als kein Scharnier, keine Schnittstelle zwischen Christentum und Judentum erkennt wird.
Ich habe es vernommen, dass überzeugte Christen es so verstehen und sicher auch verstehen müssen, dass das Christliche und Jüdische nicht nur im Tenach (AT) die gleichen Wurzeln haben sollen, aber ich darf dir, gut gemeint und freundlich, anvertrauen, dass die meisten Juden zwar irgendwo am Rande ihres Allgemeinwissens mit bekommen haben, dass sich das Christliche auf einen Mann, welchen diese Jesus nennen, beziehen und dieser vor 2000 Jahren Jude gewesen sein soll. Aber gemeinsame Wurzeln können die meisten Juden nicht zwischen Christen und Juden erkennen. Ich selbst und diese Meinung teilen aber die wenigsten Juden, verstehe das Christliche als Abzweig und dieser Abzweig, so mein Verstehen, ist derart groß abzweigend, dass er sich losgelöst und verselbstständigt hat. Ob Jesus auch schon so abgelöst vom Jüdischen war, oder sich als solch Losgelöster vom jüdischen Glauben selbst verstand, dass weiß ich nicht zu sagen und einzuschätzen. Nach meinem herauslesen, aus den Evangelien, könnte er ein Vollblutjude gewesen sein und ein Mahner zu den seinigen damaligen aber romunterworfenen jüdischen König und Hohenpriesterstaat gewesen sein. Aber das ist meine Interpretation und sicher keine christliche und allgemein jüdische.
In Einem stimme ich dir zu, es scheint meistens gut zu sein einander besser kennen lernen zu wollen und es scheint immer gut zu sein, wenn einem dämmert und bewusst würde, dass wir oft mit Bildern und Meinungen herumschlagen, welche mit den Originalen so gut wie nichts mehr zu tun haben und diese aber die Originale schädlich treffen könnten. Wir Juden sagen seit fast 2000 Jahren, die Römer sind so und so, die Germanen sind so und so, die Christen sind so wie so, so und so. Aber seit ich hier in Europa und Deutschland lebe glaube ich aufzuwachen und lerne fleißig und zwar dass sie die Europäer, die Deutschen und die Christen völlig anders sind und ich bin nicht selten verblüfft was wir ihnen so nachsagten und wie wir nur auf solch Vorurteile, welche allein auf unserem Mist gewachsen sind, kommen konnten. Nun du. (freundlich und ehrlich gesinnt, dir zulächelnd)
Aus meiner Sicht wird hier über eine Chance, bzw. Unchance von Judas Ishkarijot diskutiert, welche je nach unserer Überzeugung, je nach unserem Glaubenszugehörigkeit, ihm hinzu- oder hinweginterpretiert wird. Möglich könnte es sein, dass uns vielleicht seine Chance für immer in der unwiderruflichen Geschichte verborgen bleiben wird. Wir können uns vielleicht nur unsere Gedanken und Empfindungen bilden, zur nachzulesenden Geschichte über ihn. Aber seine wirklich damalige Chance wirklich ausloten, das vielleicht können wir doch nicht. Oder?
Die Herausforderung sich Selbst und den eigenen Glauben besser kennen zu lernen und zwar in einer offenen Begegnung mit Fremden und deren fremden Glauben, setzt voraus, dass man eine Fähigkeit hat oder entwickelt, sich selbst von Fremden und deren fremden Glauben betrachten zu lassen, erzählen zu lassen, wie diese einen sehen, erkennen und einschätzen. Und dass man zuhört wie sich die Fremden und dessen fremder Glaube selber erkennen und erklärt. Danach kann und sollte man sicher seine Sicht zu sich und seinem Glauben vorstellen und erzählen wie man die Fremden und deren Glaube versteht. Umgekehrt ist es sicher auch möglich aber sicher schwerer. Und Recht bekommen wollen, gegenüber dem Fremden und fremden Glauben verhindert nicht nur Kommunikation, sondern auch die Möglichkeit sich selbst einmal mit Abstand betrachten zu können. Im Spiegel sieht man nicht was Andere von dir sehen.
Gruß Isaak
P.S. Hallo luxdei, ich habe selbsterklärend keine Ahnung was alles hinter deiner Frage steht und bin mir bewusst, dass du eher Picus fragst als mich, aber vielleicht kannst du auch ein wenig mit meiner Antwort etwas anfangen, wenngleich du selbstverständlich und dies ist eigentlich nicht erwähnenswert, dich meinen Ansichten nicht anschließen musst und ich gerne die deinigen hier auch lesen würde.
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