Ergebnis 1 bis 10 von 263

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Registriert seit
    23.07.2012
    Ort
    Wiesbaden
    Beiträge
    1.523

    Standard

    Zitat Zitat von Effi Beitrag anzeigen
    Womit du bestätigst, was ich erwähnte, dass Meister Eckharts Philsophie nur einen könnte, wenn alle seine Grundsätze annähmen.
    Niemand muss Eckharts Grundsätze annehmen. Die Einheit von der Eckhart schreibt und lehrt ist substantiell. Das heißt sie besteht bereits. Nichts muss geleistet werden, niemand ist ausgeschlossen. In Eckharts philosophischer Spekulation kommt alles weltliche Sein aus dieser Einheit. Das weltliche Sein ist geschaffen und kreatürlich und deshalb auch vergänglich. Es hat, mit anderen Worten, keine Substanz in dieser Welt. Aber in Gott ist es substantiell und überzeitlich in der Einheit.

    Eckhart erklärt nur warum er das so sieht und wie er dem gewahr wurde. Nirgends verlangt er, dass alle das annehmen und auch so sehen müssten. Nur wenn man als Mensch etwas bestimmtes tun, oder denken, oder bekennen müsste, um Teil dieser Einheit werden zu können, wäre es notwendig andere Menschen davon überzeugen zu müssen, sie müssten das genauso sehen. Aber man muss nach Eckhart weder etwas tun, noch denken, noch bekennen um Teil dieser Einheit zu sein.

    So wie für gewöhnlich z.B. das Christentum "interpretiert" wird, muss immer etwas Bestimmtes bekannt und dann auch getan, oder nicht getan werden, um in Gottes Reich aufgenommen werden zu können. In Eckharts Philosophie des Christentums ist das nicht nötig. Die Einheit ist bereits substantiell.

    Aber den Menschen ist das nicht automatisch bewusst und Eckhart zeigt einen möglichen Weg auf, wie einem dies bewusst werden könnte, um hier auf Erden Trost, Kraft, Freude, Liebe, Mut, Gewissheit, Hoffnung und noch so vieles mehr zu erlangen. Der Mensch ist ein bedürftiges, ein sinnsuchendes Wesen. Die Not der Menschen war nicht nur zu Eckharts Lebzeiten, im 14. Jahrhundert, groß, sie ist es noch immer. Im Buddhismus sagt man "alles Leben ist Leiden" und Eckhart weist einen möglichen Weg aus diesem Leid, wie auch der ZEN-Buddhismus einen möglichen Weg aufzeigt.

    Aber niemand muss darin mit ihm übereinstimmen, er lädt nur dazu ein, so wie Jesus auch nur eingeladen hat.
    Im Gegenteil, für Eckhart ist es wichtig, dass sich der Mensch nichts überstülpen lässt, sondern seinem Wesen folgt, seinen Weg geht. Er wünscht sich das, weil er daran glaubt, dass jedes Wesen substantiell mit Gott in der Einheit ist und jeder Weg zurück in die Einheit führt. Der spirituelle Weg den Eckhart beschreibt ,spricht die Vernunft und das Herz des Menschen an, aber er zwängt sich nicht auf. Es ist gar nicht nötig ihn aufzuzwängen. Denn ist das Geschaffene und Kreatürliche am Menschen irgendwann einmal vergangen, dann verharrt das Substantielle an ihm dort, wo es immer schon gewesen ist und es immer sein wird - in Gott. Das ist es, was Eckhart lehrt und woran er glaubt.

    Wollte man den spirituellen Weg den Eckhart beschreibt anderen Menschen aufzuzwängen, dann käme dies einem Überstülpen gleich und das ist mit den Grundsätzen der negativen Theologie nicht vereinbar. Es ist immer möglich das man sich irrt. Das hat Eckhart in seiner Verteidigungsrede, nachdem er der Ketzerei angeklagt wurde, auch klar eingestanden.

    Zitat Zitat von Effi Beitrag anzeigen
    Die Frage ist, könnte man mit seinem Gottes- und Weltbild als gemeinsame Voraussetzung unterschiedliche Religionsrichtungen leben?
    Eckhart definiert überhaupt keine Voraussetzungen. Jeder Mensch ist im Glauben Eckharts voraussetzungslos mit Gott in der Einheit.

    Jeder gläubige Mensch, ganz egal welcher Religion und Anschauung, glaubt mit seinem Herzen. Wahrscheinlich wird es in dieser Welt nicht einmal zwei Menschen geben, die tatsächlich völlig den gleichen Glauben haben. Die Überzeugung, wir müssten alle den gleichen Glauben haben entstammt der positiven Theologie, in der Gott mit ganz bestimmten Bildern fest identifiziert wird. Eckhart tut dies nicht und deshalb stellt er nicht die Religion, sondern die Seele des Gläubigen in den Mittelpunkt.

    Ich habe in meinem Leben nicht wenige Menschen kennen lernen dürfen, die z.B. aufgrund der Aussage "Gott ist Liebe" dem Glauben den Rücken gekehrt haben. Ich kann das gut verstehen, denn angesichts der Übel und Greueltaten in dieser Welt, ist es nicht eben leicht vorstellbar, dass ein liebender Gott, der allmächtig und allgütig ist, all das furchtbare Leid zulässt, wenn er es doch eigentlich gar nicht will und außerdem ja auch noch die Liebe ist.

    Zitat Zitat von Effi Beitrag anzeigen
    Ja, dem ist dann so.
    Es macht mich traurig und betroffen, dass hier kommentarlos Aussagen hingenommen werden, in denen behauptet wird, der Mensch habe göttliche Eigenschaften und das sei so, weil es eben dieser User behauptet. Und wenn ich dann sage, dass wir Menschen gar nicht wissen können, was göttliche Eigenschaften eigentlich konkret sein sollen, weil wir Gott gar nicht begreifen, oder definieren können, ist man sich schnell einig, dass ich rechthaberisch und verbissen sei.

    Die Zukunft der Religionen ist damit klar vorgezeichnet. Einer gibt das Kommando und erklärt was Gott für Eigenschaften habe und dementsprechend für Eigenschaften von uns erwarte und alle anderen folgen. Freiheit ade....Und nichts Neues unter Gottes Himmel!

    LG
    Provisorium
    Geändert von Provisorium (24.03.2013 um 10:02 Uhr)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2
    Effi Gast

    Standard

    Zunächst hierzu:
    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Es macht mich traurig und betroffen, dass hier kommentarlos Aussagen hingenommen werden, in denen behauptet wird, der Mensch habe göttliche Eigenschaften und das sei so, weil es eben dieser User behauptet. Und wenn ich dann sage, dass wir Menschen gar nicht wissen können, was göttliche Eigenschaften eigentlich konkret sein sollen, weil wir Gott gar nicht begreifen, oder definieren können, ist man sich schnell einig, dass ich rechthaberisch und verbissen sei.
    Zitat von Alef
    Wenn Philosophie keinen Widerspruch duldet und beleidigt ist, ist sie rechthaberisch und verbissen in sich selbst.

    Darauf ich:
    Zitat von Effi
    Ja, dem ist dann so.

    Damit bestätigte ich, dass wenn Philosophie keinen Widerspruch duldet, dass sie dann rechthaberisch und verbissen in sich selbst ist.

    Wir reden hier über Glauben. Manche glauben so und andere anders. Manche sehen in den Menschen göttliche Eigenschaften, weil sie aufgrund ihres Glaubens Eindrücke davon haben. Andere sehen das anders, weil sie glauben, dass Menschen
    gar nicht wissen können, was göttliche Eigenschaften eigentlich konkret sein sollen, weil sie Gott gar nicht begreifen, oder definieren können.

    Die Einen glauben an einen Gott, von dem sie über verschiedene Quellen und Zugänge (Tenach, Bibel) Vorstellungen haben und die anderen an einen, von dem sie sich bewusst keine Vorstellungen machen, weil diese eh nicht beweisbar sind. Gott ist weder beweis- noch widerlegbar. Er ist immer eine Glaubenssache.

    Was ich mir schon vorstellen könnte,Provisorium, ist, dass dein Weg, die "Identität", das Wesen Gottes offen zu lassen, ihm also keine Eigenschaften zuzuschreiben, zu weniger Konkurrenzdenken führen könnte. Es ging weniger um besser oder schlechter, um richtiger oder falscher, sondern mehr um individuelle Gottesbeziehungen.
    Geändert von Effi (24.03.2013 um 11:02 Uhr) Grund: verbessert...

  3. #3
    Registriert seit
    23.07.2012
    Ort
    Wiesbaden
    Beiträge
    1.523

    Standard

    Zitat Zitat von Effi Beitrag anzeigen
    Zunächst hierzu
    Zitat von Alef
    Wenn Philosophie keinen Widerspruch duldet und beleidigt ist, ist sie rechthaberisch und verbissen in sich selbst.

    Darauf ich:
    Zitat von Effi
    Ja, dem ist dann so.

    Damit bestätigte ich, dass wenn Philosophie keinen Widerspruch duldet, dass sie dann rechthaberisch und verbissen in sich selbst ist.
    Ja, das hatte ich auch so verstanden. Aber wo duldet Philosophie denn keinen Widerspruch, wo wird das von mir behauptet?

    Alef konstruiert das aus meinen Sätzen heraus, aber es steht da nirgends drin. Genau so könnte ich dann in diesem Thread sagen: "Zuviel Semmelbrösel lassen die Frikadellen hart werden". Das kann schon stimmen. Aber was hat das mit dem Thema zu tun?
    Es wird ja nicht nur behauptet das Philosophie rechthaberisch und verbissen sein kann, sondern das wurde auf meine Aussagen hin bezogen. Es wird einfach mal so behauptet und fertig und dann Beifall geklatscht, weil die Aussage sinngemäß irgendwo ja schon richtig sein kann? Aber was hat die Aussage denn mit meinen Beiträgen zu tun? Ist das egal?

    Philosophie wird hier wiederholt als unredlich bezeichnet und es wird behauptet, sie würde sich quasi willkürlich die eigenen Massstäbe setzen. Warum? Wie kommt man denn auf sowas? Hier werden beständig ohne nähere Begründung Behauptungen aufgestellt und wenn ich dann meine Behauptungen argumentativ begründe, bin ich der rechthaberische und verbissene Philosoph, der sich seine eigenen Massstäbe setzt? Wo kommen denn eure Massstäbe her, wenn sie nicht vom denken kommen?

    Zitat Zitat von Effi Beitrag anzeigen
    Wir reden hier über Glauben. Manche glauben so und andere anders. Manche sehen in den Menschen göttliche Eigenschaften, weil sie aufgrund ihres Glaubens Eindrücke davon haben. Andere sehen das anders, weil sie glauben, dass Menschen gar nicht wissen können, was göttliche Eigenschaften eigentlich konkret sein sollen, weil sie Gott gar nicht begreifen, oder definieren können.

    Die Einen glauben an einen Gott, von dem sie über verschiedene Quellen und Zugänge (Tenach, Bibel) Vorstellungen haben und die anderen an einen, von dem sie sich bewusst keine Vorstellungen machen, weil diese eh nicht beweisbar sind. Gott ist weder beweis- noch widerlegbar. Er ist immer eine Glaubenssache.

    Was ich mir schon vorstellen könnte,Provisorium, ist, dass dein Weg, die "Identität", das Wesen Gottes offen zu lassen, ihm also keine Eigenschaften zuzuschreiben, zu weniger Konkurrenzdenken führen könnte. Es ging weniger um besser oder schlechter, um richtiger oder falscher, sondern mehr um individuelle Gottesbeziehungen.
    Eigentlich ging es hier ursprünglich mal um die Frage, wie man die zahlreichen Absolutzsetzungen in den einzelnen Religionen überwinden könnte. Dazu habe ich meine persönliche Meinung geäußert. Und der erste Schritt dazu ist meiner Überzeugung nach die Einsicht, dass wir Menschen immer nur einen gedachten Gott haben können und aber über Gott, was und wie er auch immer sein oder nichtsein möge, keine gültige Aussage treffen können. Es beginnt für mich also mit Demut. Über einen Gott aber, über den man keine gültige Aussage treffen kann, ist es sinnlos sich zu streiten.

    Man kann sich lediglich darüber streiten, ob die Aussage, dass man über Gott keine gültige Aussage machen kann, denn stimmt. Und das tun wir hier. Und das tut man seit Jahrtausenden. Ich sage man kann es nicht und versuche das zu begründen.

    Alles was Du sagst, stimmt. Es bleibt immer Glaubenssache. Aber wenn man sich die Frage stellt, wie man etwas, was man kritisiert (hier die Absolutsetzungen) überwinden kann, dann sollten, müssen und dürfen wir meiner Meinung nach auch gerne unseren Verstand gebrauchen und redlich versuchen der Sache auf den Grund gehen.

    Nichts anderes habe ich versucht. Das ich letztlich damit scheitere, ist nicht weiter verwunderlich und war eigentlich fast schon so zu erwarten. Alle Menschen, die die Absolutsetzungen überwinden wollten sind gescheitert, verurteilt, ausgelacht und nicht selten sogar getötet worden. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass ihr Anliegen und ihre Herangehensweise falsch gewesen sei. Und auch zuviel Semmelbrösel müssen noch lange nicht das Ende für eine gute Frikadelle bedeuten...

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

Ähnliche Themen

  1. Evolutionstheorie und Christentum
    Von Lumpenhund im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 68
    Letzter Beitrag: 04.03.2010, 21:35
  2. Christentum???
    Von Diego07 im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 9
    Letzter Beitrag: 13.02.2008, 16:34
  3. Was ist das Christentum
    Von Gerhardt im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 60
    Letzter Beitrag: 29.01.2007, 09:36
  4. Wohin Deutschland ?
    Von Victor im Forum Off-Topic
    Antworten: 12
    Letzter Beitrag: 11.10.2006, 17:16

 Besucher kamen mit folgenden Begriffen auf diese Seite:

content

todesstoß christentum

Stichworte

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •