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Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Noch ein kurzer Nachtrag: Eckhart hatte an sich selbst den Anspruch gestellt, das Alte und das Neue Testament mit den natürlichen Gründen der Philosophie auszulegen. Die Philosophie die er meint, ist der Neuplatonismus. Im Neuplatonismus wurde das Eine als das Absolute gedacht, weil das Eine gegensatzlos ist und alles Denken bedingt. Es gibt kein Denken ohne Einheit, weil wir das Nichts nicht denken können. Eckhart identifiziert das Eine nun mit Gott und versucht anhand von Bibeltexten die neuplatonische Philosophie, in eine Philosophie des Christentums zu "transportieren".

    Ziel ist nicht die Missionierung zu einem bestimmten Glauben, sondern einfach nur der Versuch, die Bibel neuplatonisch zu lesen. Im Judentum hat Philon von Alexandria ähnliches versucht. Es ist philosophische Spekulation innerhalb bereits bestehender Glaubensvorstellungen. Nicht mehr, nicht weniger. Und niemand muss da nun irgendwas verstehen, oder annehmen, oder glauben, so wie Eckhart das verstanden und geglaubt hat.

    Wenn man substantiell mit Gott verbunden ist, dann kann er nicht näher sein, als er bereits nah ist. Wenn alles Sein in einem ewigen "Nun" aus Gott ausfließt, dann begegnet einem Gott auch in allem Sein. Nichts muss also getan werden und jeder kann und darf gehen wie er will. Man kann also ganz entspannt seinen individuellen Glaubensweg gehen und muss keine Angst haben dafür eines Tages in die Hölle oder sonstwas zu kommen. Eckharts Philosophie sagt "fürchte dich nicht". Wo also ist dann da ein Problem? Wieso muss man gegen meinen Glauben Opposition ergreifen und ihn eine gefährliche Ideologie schimpfen?

    Ich sehe und erlebe das so, wie ich es erlebe und ihr seht und erlebt das so, wie ihr es eben erlebt. Ich sage nur noch zusätzlich dazu, dass euer Weg nicht richtiger, oder falscher als mein Weg ist. Mein Weg hingegen wird wohl als falsch und weniger Wert als eine Dummheit betrachtet. Aber das gibt man nicht einmal zu, sondern ergeht sich lediglich in Anspielungen. Das ist traurig.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2
    luxdei Gast

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Mein Weg hingegen wird wohl als falsch und weniger Wert als eine Dummheit betrachtet. Aber das gibt man nicht einmal zu, sondern ergeht sich lediglich in Anspielungen. Das ist traurig.
    Ach ja, der Habitus des Unverstandenen, Misachteten ...

  3. #3
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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ziel ist nicht die Missionierung zu einem bestimmten Glauben, sondern einfach nur der Versuch, die Bibel neuplatonisch zu lesen. Im Judentum hat Philon von Alexandria ähnliches versucht. Es ist philosophische Spekulation innerhalb bereits bestehender Glaubensvorstellungen. Nicht mehr, nicht weniger.
    Klar, Philon war auch nicht der erste Schreiber, der sich mit hellenistischem Gedankengut beschäftigte, um fremdes, was wirklich nicht innerhalb des jüdischen ist, miteinzubeziehen, um den Griechen „näher“ zu kommen, um darlegen zu wollen, dass das Unterschiedliche angeblich doch das Gleiche sei. Sich durch Philon zu "rechtfertigen" kommt man dem jüdischen nicht näher, wohl aber jenen Verirrungen.

    Tja, und es hatte nunmal zu recht keinen Bestand....

  4. #4
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    Zitat Zitat von Alef Beitrag anzeigen
    Sich durch Philon zu "rechtfertigen" kommt man dem jüdischen nicht näher, wohl aber jenen Verirrungen.
    Na dann haben wir jetzt ja alles beisammen. Gefährliche Ideologie, Missionseifer, Verirrung. Komm' ich aus dieser Schublade nochmal raus, oder hast Du den Schlüssel schon weggeworfen?

    Philon ist eine wichtige Figur innerhalb der philosophischen und theologischen Geistesgeschichte und somit von wissenschaftlichen Interesse. Versuch's doch einmal so zu sehen. Das Judentum ist ja auch nicht vom Himmel gefallen und die Griechen haben sich halt auch so ihre Gedanken gemacht. Wahrheit muss Wahrheit bleiben und darf sich nicht widersprechen, sonst ist es keine Wahrheit mehr. Also darf Philon auch die Wahrheit seines jüdischen Glaubens mit der Wahrheit der Griechen in einem Gedankengebäude zu vereinen versuchen.

    Außerdem will ich mich hier nicht rechtfertigen und auch nicht rechtfertigen müssen. Ich habe nur von meinem Glauben erzählt und als Befürworter der Toleranz sollte Dir das doch eigentlich keine großen Probleme bereiten. Deshalb kannst Du Aussprüche wie "Verirrung" doch mal bitte weg lassen. Willst ja sicher auch nicht als verirrt dargestellt werden und Deinen Glauben leben und davon erzählen dürfen, wie Du magst.

    Denk' vielleicht mal über die Maßstäbe nach, mit denen Du andere Menschen misst und die Du dann an Dich selbst anlegst. Andere verirrt zu schimpfen, weil sie ihren Glauben mit aller Kraft und aus ganzer Seele leben, ist nämlich immer dann nicht mehr so lustig, wenn man für sich selbst und seinen Glauben Toleranz einfordert und auf Toleranz angewiesen ist, ohne dabei aber selbst wirklich tolerant zu sein.

    Wenn wir wissen wollten wohin sich das Christentum entwickelt, dann wissen wir nämlich spätestens jetzt, dass es egal wohin es sich auch immer entwickeln mag, nicht auf Toleranz hoffen kann. Toleranz bleibt nur ein Wort, wenn man sie nicht in der Auseinandersetzung mit anderen Menschen lebt.
    Tolerante Menschen reiten aber nicht auf einzelnen Reizworten rum und machen jedesmal ein Fass auf, wenn sie die Begriffe "griechische Weisheit", "Philosophie", oder sonstwas hören.

    Echt traurig was hier läuft und stillschweigend toleriert wird. Aber da kann man ja mal sehen, von welcher Art Toleranz hier die ganze Zeit gesprochen wird...
    Wie gesagt, für mich hat sich der Kreis geschlossen.

    Wünsche allen, ach so toleranten, Lesern noch ein schönes Osterfest.

    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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