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Alef
Ich vermute mal, dass Eckart schon ähnliches sagen wollte, aber mit seiner „Philosophie“, seinen "Worten". Wenn man aber nichts mehr Wissen darf, sollte man dann auch die Philosophie beiseite legen, denn diese kann das grösste Hindernis der Demut sein.
Im Grunde sind wir uns da glaube ich völlig einig, denn wahre Demut äußert sich ja im "nichts wissen, wollen, haben". Wenn man also Eckharts Armut mit dem Bild der Demut fassen möchte, sehr gerne!
Aber es ist doch auch wichtig dieses Armuts- oder Demutsdenken genauer zu Begründen, bzw. es zu erklären. Nichts anderes muss ein Theologe tun. Es ist ganz einfach sein Job.
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Alef
Es mündet in einer Kapitulation vor Gott, denn nicht ich im Zentrum, sondern DU einziger Gott JHWH. Aber vor diesem Gott ist der Mensch kein „Nichts“ sondern ein DU:
Hier, in der weltlichen Struktur sind wir ein Ich und dementsprechend auch ein Du. Das ist doch völlig klar. Aber wenn wir aus der weltlichen Perspektive heraus Einheit, oder Gott bestimmen wollten, dann müssten wir redlicher Weise zugeben, dass wir das nicht denken können, nicht wissen können was das oder er ist. Und insofern ist er uns ein Nichts und uns als ursprünglich in der Einheit, in Gott befindlich denkend, sind wir deshalb ebenfalls ein Nichts. Ein Nichts für unser Denken. Mehr sagt Eckhart gar nicht aus und z.B. im Buddhismus wird das exakt genauso gesehen.
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Alef
„Du, ich habe dich lieb“, ein Mitfühlen mit mir. Dieser "kalte", ja fast unpersönliche Gott, der nicht mitfühlt, ist dem "biblischen" weit entfernt. Es wird Überschneidungspunkte geben, aber auch Dinge, die sich diametral gegenüberstehen.
Eckharts Gott ist nicht kalt! Er überträgt ganz einfach nur keine menschlichen Eigenschaften auf ihn. Das verbietet ihm die Redlichkeit und eben die Erkenntnis, dass man als Mensch keine gültige Aussage über Gott treffen kann.
Natürlich wird uns Gott lieben, wenn man es denn so sagen möchte. Jedenfalls mutet er uns keine schlimmere Hölle zu als die, die wir uns hier auf Erden selbst bereiten. Und selbst wenn wir es hier auf Erden völlig verzocken, bleiben wir trotzdem mit ihm verbunden. Meinetwegen mag man das als Liebe bezeichnen.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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