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  1. #1
    samu Gast

    Standard Die Gleichnisreden Jesu

    Die Gleichnisreden Jesu

    1. Einführung in die Thematik

    Jesus sprach in Gleichnissen. Diese simple Feststellung begegnet uns aus den Berichten der Evangelien, die einen kleinen Einblick über die Erzählkunst Jesu liefern. Doch was sind Gleichnisse und wo kommen sie her?

    Klar ist, Gleichnisse sind eine Erzählgattung, die Jesus nicht erfunden hat, sondern seinen Ursprung schon bei den Propheten hat. Zur eigentlichen Blüte der Gleichniserzählungen kam es unter den frühen Rabbbinen der Makkabäerzeit bis hinein in die Zeit Jesu. Hundertfach sind uns diese Gleichnisse überliefert und bildeten eine feste Gattung in der sog. Volksbildung.

    Gleichnisse sind volkstümliche Geschichten, die oftmals auf wahren Hintergründen beruhen (ähnlich wie Märchen) und aus denen ein Lehrstoff, der für die Menschen leicht verständlich ist, gestaltet wurde. Wir kennen viele Gleichnisse, die auf einen gleichen historischen Hintergrund beruhen und im Verlauf der Zeit verschiedenste Interpretationen und inhaltliche Veränderungen erfuhren (z.B. verlorener Sohn, verlorenes Schaf, verlorener Schekel). Gleichnisse sind also in sich nicht starr, sondern wurden der jeweiligen Erzählsituation angepasst. Aus diesem Hintergrund heraus erklärt sich, warum es zur relativ späten schriftlichen Abfassung von Gleichniserzählungen kam und warum wir eine solch unglaubliche Vielfalt an Gleichnissen besitzen.

    Gleichniserzählungen hatten jedoch nicht nur ausschließlich einen lehrhaften Charakter. Sie wurden zur Informationsübermittlung zu heiklen politischen Themen ebenso verwendet, wie zur Familienfreude am heimischen Herd. Insbesondere Gleichnisse für Kinder sind literarisch gesehen, die Vorstufe zu Märchenerzählungen gewesen.

    Doch vornehmlich galt die Gleichniserzählung der richtigen religiösen Deutung des menschlichen Lebens und des Handelns, des Menschen vor Gott.

    Dazu einmal ein Beispiel eines Zeitgenossen Jesu: „Einst lud ein König seine Knechte zum Mahl und setzte ihnen keine feste Zeit. Die Klugen unter ihnen schmückten sich und setzten sich vor die Tür des Königshauses. Sie sagten sich: Fehlt denn etwas dem Haus des Königs? Die Törichten unter ihnen gingen an ihre Arbeit und sagten zu sich: Gibt es denn ein Mahl ohne Vorbereitung?
    Plötzlich verlangte der König nach seinen Knechten. Die Klugen unter ihnen traten geschmückt vor den König. Die Törichten aber traten in ihrem Schmutz vor ihn hin. Da freute sich der König über die Klugen und zürnte über die Toren. Er sprach: Diese da, die sich zum Mahle geschmückt haben, mögen sich setzen und essen und trinken, jene aber, die sich zum Mahle nicht geschmückt haben, sollen stehen und zuschauen.“(bBer.61b)

    Hintergrund dieses Gleichnisses ist ganz ähnlich wie bei den 10 Jungfrauen, der Ruf, für den König bereit zu sein.

    Alle Gleichnisse Jesu aus dem synoptischen Schriftgut finden ihr Spiegelbild in der Frührabbinischen Literatur, teilweise bei der Spätrabbinischen Literatur und vor allem bei den Essenern wieder. Das man dabei kaum wortwörtliche Gleichnisse finden wird liegt daran, dass jedes Gleichnis Situationsabhängig und in Eigeninterpretation vorgetragen wurde. Doch die Gattungsstruktur und der Inhaltsumfang ist einer Quelle zu zuordnen und symptomatisch für frührabbinische und essenische Gleichniserzählungen. Die Motive, die Erzählart, die vermittelten Lehraussagen und die Metaphern sind immer der gleichen Struktur zu zuordnen und machen somit eine Bestimmung der Gleichnisform sehr leicht.

    Das die Gleichnisse Jesu, in heutiger Form, allerdings nicht in jedem Fall in dieses Bild passen haben schon früh christliche und jüdische Forscher erkannt. Denn so manche der heutigen Gleichnisse tragen in sich eine sog. stoische Erzählstruktur. Und in der Tat ist es so, dass Gleichnisse nicht nur im damaligen Judentum zur Lehrvermittlung benutzt wurden. Auch die antiken Philosophenschulen nutzten Gleichniserzählungen für die Übermittlung moralischer und ethischer Werte. Von allen großen Philosophen sind Gleichnisse überliefert, die jedoch in ihrer Struktur doch deutliche Unterschiede zur israelitischen Gleichnisform aufweist. Zum einen sind die griechischen Gleichnisse nur wenig auf das realitätsnahe Leben bezogen und nur wenig „farbenprächtig ausgemalt“ und zum anderen auf Kurzformsätze reduziert. Das widerstrebt der orientalischen Erzählform, die eher sehr ausweitend und tiefschürfend sich einem Thema zuwendet. Hier dürfen wir zu Recht die Hand der Endredakteure vermuten, die allein schon aus redaktionellen Platzgründen gewisse Gleichnisse auf ein „stoisches Minimum“ reduzierten. Belegbar wird diese Aussage am Gleichnis vom Haus und Felsen, dass uns fast Sinnwörtlich aus der rabbinischen Literatur überliefert ist. Zum anderen liefert uns die Synopse das gleiche Bild, wenn wir Gleichnisse zwischen Lukas, Markus und Matthäus vergleichen. Da jeder Schreiber andere Schwerpunkte setzte, sind auch Art und Umfang der Gleichnisse ganz eigen gewählt und entsprechen lediglich der redaktionellen Wertung und nicht dem eigentlichen historischen Sachverhalt.
    Besonders deutlich wird dieser Tatbestand an einem Verglich zwischen Lukas und Matthäus, die nicht nur die Gleichnisse in andere Rahmenhandlungen einbauen, sondern auch die Gleichnisse verschieden wieder geben.

    Ein besonderer Wesenszug der Gleichnisse ist, sie unabhängig vom ursprünglichen Handlungsort in die gegenwärtige Situation zu transportieren. Die Wandelbarkeit zeigt sich besonders an der Einfügung von Pflanzen und Tierarten, die Ortsansässig sind. Lilien oder Palmen sind hier ein klassisches Beispiel, die zugleich auch eine Ortbestimmung der Gleichnisrede erlauben. Noch deutlicher wird es, wenn von Wüste, Wasser oder Acker gesprochen wird. Nur schwerlich lässt sich ein Fischergleichnis auf eine Ackerbaugesellschaft legen, wohl aber ein Ackergleichnis auf einen vergrabenen Schatz, ein Netzgleichnis auf Fischer. Wir können also aus den Gleichnissen sehr wohl erkennen, wer die Zuhörer waren und sogar in gewisser Weise örtliche Rahmenhandlungen erkennen. Dieses Eingehen der Gleichniserzähler auf das zuhörende Publikum ist ein ganz deutlicher Indiz dafür, wie Volksnah die Rabbinen und so auch Jesus ihre Lehren vermittelten. Das ist zudem ein deutlicher Hinweis darauf, dass wir es hier auf keinen Fall mit stoischem Lehrgut zutun haben. Die literarische Gattung schließt diesen Hintergrund aus.


    Was können wir aus dieser kleinen Einführung festhalten. Jesu lehrte in Gleichnissen, die den örtlichen Gegebenheiten, der Zuhörerschaft und entsprechenden Situationen angepasst war. Er benutzte Gleichnisreden, die in ihrem Wesen der Zuhörerschaft bekannt waren und er benutzte gleich seinen rabbinischen Kollegen und den Essenern eine Bildersprache, die leicht verständlich und einprägsam war.

    Bleibt noch ein Punkt offen, die eschatologische Bedeutung der Gleichnisse. Auch hier sind sich rabbinische Gleichnisse und die Gleichnisse Jesu völlig gleich. Der Hintergrund aller Gleichnisse ist nicht nur darauf aus, auf aktuelle Lebensfragen verständliche Antworten zu geben, sondern immer auch einen weiterreichenden Verweis auf die Königsherrschaft Gottes aufzuzeigen.

    Die Menschensohngleichnisse, Gerichtsgleichnisse oder Himmelsgleichnisse sind alle samt in der rabbinischen Literatur beispielhaft enthalten und gehören zu den ältesten (noch von Propheten beeinflussten) Gleichnisreden. Hier greift Jesus diese Gleichnisse auf und stellt sie gleich seinen Zeitgenossen in die aktuelle politische Situation. Entkleidet man die Gleichnisse der tiefgründigen israelitischen Bilder- und Symbolsprache und achtet vor allem auf die symbolhaft beinhaltete Gematrie, die damaligen Israeliten sehr geläufig war, dann erkennt man den wahrlich „hochexplosiven politischen Sprengstoff“, den Jesu Gleichnisreden zugrunde liegen. Ganz besonders wird dies am Tauchergleichnis (Jochanan der Taucher) deutlich. Der Bezug zu Jesaja ist unübersehbar und in der rabbinischen Gleichniserzählung wird gerade dazu mehr als deutlich Bezug genommen.

    Es folgt Teil zwei (Thema: Gleichnisübersetzungen und inhaltliche Veränderungen)


    Samu
    Geändert von samu (25.07.2008 um 13:56 Uhr)

  2. #2
    Knudelchen Gast

    Standard Gleichnisse

    Hallo,gleichnisse sind doch, so das wir es besser verstehen sollen oder?
    Der Mensch lässt sich nicht gern belären,da ist schon die Rebelljon im gange.Wenn Jesus von gleichnissen gesprochen hatte wuste er schon,wie er es Vormulieren muste,so das die Person gestillt worden war.

    i

  3. #3
    samu Gast

    Standard

    Ja, Gleichnisse dienen dem besseren Verstehen.

  4. #4

    Standard

    sicher kann man es besser verstehen. hat mir auch schon weitergeholfen:-)

  5. #5
    Isaak Gast

    Standard

    Zitat Zitat von samu Beitrag anzeigen
    Die Gleichnisreden Jesu
    ...

    Die Menschensohngleichnisse, Gerichtsgleichnisse oder Himmelsgleichnisse sind alle samt in der rabbinischen Literatur beispielhaft enthalten und gehören zu den ältesten (noch von Propheten beeinflussten) Gleichnisreden. Hier greift Jesus diese Gleichnisse auf und stellt sie gleich seinen Zeitgenossen in die aktuelle politische Situation. Entkleidet man die Gleichnisse der tiefgründigen israelitischen Bilder- und Symbolsprache und achtet vor allem auf die symbolhaft beinhaltete Gematrie, die damaligen Israeliten sehr geläufig war, dann erkennt man den wahrlich „hochexplosiven politischen Sprengstoff“, den Jesu Gleichnisreden zugrunde liegen. Ganz besonders wird dies am Tauchergleichnis (Jochanan der Taucher) deutlich. Der Bezug zu Jesaja ist unübersehbar und in der rabbinischen Gleichniserzählung wird gerade dazu mehr als deutlich Bezug genommen.
    Bis auf diesen letzten Abschnitt stimme ich den Ausführungen samu's zu.

    Wieso stimme ich dem Letzten nicht zu?

    Weil dieser scheinbar nachweisen zu sucht was Jesus bezweckte und zwar eine damalige politische hochexplosiven politischen Situation auszuleben.

    Das ist eine Möglichkeit die Bibel zu interpretieren und auch eine die man nicht einfach von der Hand wischen kann und sollte. Aber letzten Endes ist es nur eine These und Interpretation.

    Auch wenn mir, als Jude, solch eine Interpretation der Bibel und ins besondere der darin enthaltenen Gleichnisreden Jesu, gefallen sollten, so kann ich diesen nicht zustimmen, weil eben dies nur eine vermutete Möglichkeit entspricht und viele völlig andere Möglichkeiten unangesprochen lassen.

    Gruß
    Isaak

  6. #6
    schikum Gast

    Standard

    es gab mehrere hörer der gleichnisse. und es gab auch mehrere aufgaben der gleichnissse. den einen wurden sie gegeben um zu verstehen, den anderen, um nicht zu verstehen. einige verlangen nach deutungen, andere wiederum nicht.
    die deutungen entsprechen einerseits der geläufigkeit, andererseits wiederum brauchte es eine gabe, um zu verstehen.
    wer wird nun das eine vom anderen unterscheiden?


 

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