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Thema: Eva

Baum-Darstellung

  1. #1
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    Standard Eva



    Marc Chagall,

    "Eva wird von Gottt verdammt"
    Lithografie Mourlot 236
    1960,
    35,5 x 26,5 cm.


    Auf der Lithografie von Chagall sind 2 bildbestimmende Figuren zu erkennen:

    unten die rote Eva und oben der schwarz-grüne Gott. Um Eva herum ist eine Art helle Schutzhülle, die in eine wattige graue Wolke übergeht, welche die beiden Figuren verbindet.
    Keine der beiden Personen ist mit dem ganzen Körper abgebildet, wobei für die Gott-Vater-Figur ein noch kleinerer Ausschnitt gewählt wurde.
    In der verbindenden Schattenzone zwischen den beiden Figuren sind kleine Details zu erkennen: Zeichen, Haken, eine eselsartige Figur unten rechts.

    Vielfältige Kontraste in Farbe und Form heben den Konflikt zwischen den Figuren hervor:
    der Komplementärkontrast (Eva rot-Gott grün), der Hell-Dunkel-Kontrast (Schutzhülle hell, Gottes Arm hell, Schattenzone dunkel), die weiche, halbrunde,weibliche C-Form der Eva, der die spitze, kurze, männliche Form des Gottes gegenübersteht.

    Besonders auffallend ist die Hautfarbe der Eva, die wie rohes Fleisch anmutet und ein beunruhigendes Gefühl erzeugt. (Erinnert fast an Bilder von Francis Bacon..)

    Ihr Kopf ist geneigt, als ob sie sich schämt, und auch ihr Gesicht zeigt eine tiefe Röte.
    Chagall stellt die Attribute ihrer Weiblichkeit besonders dar (Brüste..), während er auf Details wie Hände/Finger und Füße verzichtet.

    In der Verlängerung von Evas Kopf und Oberkörper, auf der dynamischen Diagonalen, liegt der anklagende Arm Gottes, mit grünen Fingern und einem (zornes?)grünen Gesicht. Die zweite Hand Gottes, die man erst bei genauerem Hinsehen erkennt, tätschelt dagegen väterlich ihr schuldbewußtes Haupt.

    Die rote Eva hat mich sofort angesprochen, als ich das Bild zum ersten Mal gesehen habe.
    Scham, Schuld, Sexualität, Verführung- all diese inneren Dinge hat Chagall in seiner Darstellung sichtbar gemacht.

    Ihr "Es tut mir so leid", "Vergib mir Vater" oder "Das hab ich nicht gewollt", ist fast schon hörbar.

    Zugleich frage ich mich, wo denn der verführte Adam abgeblieben ist?

    Warum wird Eva hier als die allein Schuldige dargestellt?

    Und wie sieht das heute aus?

    Das grüne, unregelmäßige Gesicht Gottes schwebt in der Dunkelheit, die über die Welt gekommen ist, wie das Corpus Delicti selbst: der angebissene Apfel.
    Geändert von Leandriis (05.08.2008 um 11:07 Uhr)


 

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