Hallo Alef,
leider habe ich heute nicht die Zeit, auf deinen ganzen Beitrag zu antworten; doch so möchte ich auf ein grundlegendes Problem eingehen, von welchem ich glaube, dass Juden es haben - sie unterstellen den Christen eine Abweichung von den Lehren der Thora, tun im Grunde genommen aber nichts anderes.

Zitat von
Alef
Und Jesus lehrte deine trinitarische Formel nicht. Sie ist eindeutig Kirchenlehre.
Sicher ist es nach jüdischem Verständnis eine Abweichung von der Thora, wenn die Christen den Messias als ein Wesen göttlicher Abstammung betrachten. Doch wie sieht es mit gewissen jüdischen Lehren aus, die sich ebenfalls nicht in der Thora finden? Die Unsterblichkeit der Seele zum Beispiel?
Wenn Juden sagen, der Trinitätsbegriff sei heidnischen Ursprungs, müssen sie auch zugeben, dass der Ausdruck »Unsterblichkeit der Seele«, der die Existenz des menschlichen Ichs nach dem leiblichen Tod suggeriert, ebenso heidnischer Herkunft oder zumindest im Heidentum verbreitet ist. Und doch ist die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele dem Judentum nicht fremd. Jetzt frage ich, wo im ganzen Alten Testament dieser Begriff gebraucht bzw. definiert wird?
Der Jude, der an die jenseitige Bestrafung der Gottlosen bis zum Tag der Auferstehung glaubt, kann sich ausschließlich auf das Neue Testament berufen (Luk. 16, 19-31; 2. Petr. 2, 9), denn im Alten Testament ist ein solcher Gedanke nicht verankert. Auch die Lehre von der ewigen Verdammnis ist im Alten Testament nur wage angedeutet (Jes. 66, 24), und sie findet sich in voller Form erst im Neuen Testament (Matth. 5, 22. 29. 30; 10, 28; 18, 9; 23, 15. 33; 25, 46; Mark. 9, 43-47; Luk. 12, 5; Jak. 3, 6; Jud. 7). Trotz allem scheint die jüdische Eschatologie hinsichtlich dieser Themen der christlichen sehr nahe zu stehen. Weshalb ist das so? Könnte es sein, dass das Judentum dem Christentum deshalb nicht so fern ist, weil die Juden (a) entweder wie die Christen, denen sie es unterstellen, vom Heidentum beeinflusst wurden, (b) von christlichen Lehren abgeschrieben haben oder (c) eine allgemein bekannte Vorstellung übernommen haben, obwohl diese sich im Alten Testament nicht findet?
So sehen wir, dass (wenn die christliche Lehre falsch ist, weil sie nicht ausschließlich auf dem Alten Testament aufbaut, an das Jesus Christus geglaubt hat) das Judentum genau so falsch sein muss, denn grundlegende im Judentum verankerte Lehren finden sich weder in der Thora noch in den Propheten – wohl aber in einem kleinen schlauen Handbuch für Sektenführer, »Talmud« genannt …
Ganz liebe Grüße
Chrischi
"An die Gemeinde Gottes, ... den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn." (1. Kor. 1:2).
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