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Cato
Deine Antwort hat mich erheitert ;-), ja ich musste schmunzeln und gar lachen. Das ist u.a. der Sinn vom Diskutieren, dass man Diskussionsinhalte näher beleuchtet und hinterfragt.
Das freut mich außerordentlich! Es ist schön mit Dir zu diskutieren, weil ich spüre, dass Du mir offen und vorurteilsfrei begegnest. Da musste ich manchmal leider schon andere Erfahrungen machen, so als gläubiger Mensch...

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Cato
Frau Wollrad wollte mit ihren Gedanken vermutlich nichts konkretes beschließen. Sie stand für mehr Toleranz ein, um Ausgrenzung zu vermeiden.
Das kann ich auch sehr gut verstehen und halte es auch für sehr wichtig, dass sich die Menschen z.B. ob ihrer Sexualität, nicht von der Kirche ausgegrenzt fühlen. Aber ich denke man muss auch verstehen, dass die Kirche hier eine nicht ganz einfache Gratwanderung hinbekommen soll, weil sie einerseits natürlich ihrer Tradition verbunden ist und ihr Selbstverständnis auf den Aussagen der Bibel fußt (zumindest die ev. Kirche), andererseits aber Antworten auf zeitgeistige Fragen finden muss, ohne dabei in Beliebigkeit zu verfallen. Und am Ende kann sie es sowieso nicht allen Recht machen.

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Cato
Sie wollte aufzeigen, dass außergewöhnliche Lebensweisen mit christlichen Werten und auch umgekehrt christliche Werte mit außergewöhnlichen Lebensweisen vereinbar sein sollten.
Für mich persönlich ist der Glauben nicht allein eine Frage der Moral. Ich glaube nicht, dass Gott uns zuvorderst zu besonders moralischen Wesen machen möchte, sondern das er in einer lebendigen Beziehung zu uns stehen mag. Um ein moralisches Wesen zu sein, brauche ich eigentlich keinen Gott und viele Atheisten sind sicher ganz hochanständige Menschen, von denen sich auch so mancher Christ sicher noch die ein oder andere Scheibe abschneiden könnte.
Es gibt da aber im Christentum so eine allgemeine Vorstellung, dass der Weg zu Gott über die Moral führen würde. Ich persönlich glaube aber, dass kein Mensch aufgrund seiner ausgezeichneten Moral vor Gott bestehen könnte.
Wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn treibt es uns alle in die Welt hinaus und wir müssen schauen, wie wir uns darin zurecht finden. Vielleicht verzocken wir am Ende tatsächlich unser ganzes Erbe und wachen irgendwann einmal unter Schweinen im Dreck auf, aber wenn wir unseren Blick auf den Vater lenken und in aufrichtiger Reue um Einlass in sein Haus bitten, dann dürfen wir auch auf seine Barmherzigkeit hoffen.
Es ist eben eine Frage der Herzenshaltung und auch eine Frage danach, ob man sich selbst und die Momente seines Lebens, in eine Beziehung zu Gott eingebunden sehen/wissen möchte. Werte und Moralität werden dann in einer solchen Beziehung sicher auch eine Rolle spielen, aber sie stehen meiner Meinung nach nicht am Anfang. Es beginnt vielmehr mit einem "Ja, ich will". Kein Wunder also, dass die Bibel die Gemeinde manchmal auch als Braut Christi bezeichnet...

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Cato
Ich hatte den Eindruck, du wolltest das polyamor lebenden Menschen ob ihrer Lebensart absprechen und das fand ich komisch. Für deine Beschreibungen muss man ja nicht unbedingt monogam leben und denken, ist Monogamie keine notwendige Voraussetzung, vermute ich.
Also ich will ganz grundsätzlich niemals irgendjemandem etwas absprechen. Ich weiß das mir das nicht zusteht und das ich mich um den Balken im eigenen Auge zu kümmern habe. Gleichwohl teile ich aber gerne meine Meinung und meine (Glaubens)Überzeugungen mit, wenn sie denn von Interesse sein sollten. Und die einzige Voraussetzung die ich kenne steht in Markus 12: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstande und aus deiner ganzen Kraft."

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Cato
In der Bibel allgemein gibt es unterschiedliche Beziehungsverständnisse. Du meintest hier explizit das Neue Testament oder?
Ganz explizit nicht, aber vor allem. In der Genesis wird ja der Mensch als Mann und Frau geschaffen und also sozusagen eine Zweierbeziehung als sehr gut betrachtet. Jesus nimmt dann in Markus 10 auch darauf Bezug, als er dazu aufgefordert wird, etwas zum Thema Scheidung zu sagen:
Von Anfang der Schöpfung an aber hat er sie als Mann und Frau geschaffen."Darum wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein"; daher sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.
Das darin zum Ausdruck kommende Beziehungsverständnis finde ich deshalb so interessant, weil es schlussendlich zu einem Einheitsgedanken führt und dadurch sehr schön das Besondere an der Beziehung zwischen Liebenden zum Ausdruck bringt. Aber luxdei hat in diesem Thread ja schon aufgezeigt, dass Monogamie im AT nicht die einzige Form menschlicher Beziehung ist.

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Cato
Mir bleibt dennoch wichtig: Nur weil ich etwas nicht nachvollziehen kann, möchte ich es anderen nicht absprechen.
Und das sehe ich ganz genauso.

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Cato
Dann bist du ja ein gutes Beispiel dafür, dass polyamoröse Beziehungen das Glaubensleben nicht beeinträchtigen müssen.
Das war mir zwar bis dato gar nicht bewusst, aber wenn ich mal so drüber nachdenke, dann kam es zu meinen WG-Zeiten an so manchen Videoabenden tatsächlich auch zu Gruppenkuscheln...;-)
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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