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Alef
Klar ist es philosophische Verdrehung, wenn man Aussagen aus dem Kontext reisst, anders übersetzt, und sie in einen dem ursprünglichen fremden Zusammenhang stellt, welcher so nicht gedacht war.
Es ist eben keine philosophische Verdrehung, sondern einfach nur christliche Sichtweise, christliche Exegese. Die einleitenden Worte in Psalm 110 der BasisBibel sind eigentlich überhaupt nicht in dem Text enthalten. Sie sollen einfach nur deutlich machen, dass es sich nach christlichen Verständnis um eine Prophezeiung handelt.
Jesus nimmt in Matthäus 22,41-46 z.B. auch Bezug auf diesen Psalm (es geht in der Matthäusstelle um die Frage, wessen Sohn ist der Christus):
"Als nun die Pharisäer versammelt waren, fragte sie Jesus und sprach: Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sagten zu ihm: Davids. Er spricht zu ihnen: Wieso nennt ihn denn David im Geist »Herr«, indem er spricht: »Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße«?Wenn also David ihn Herr nennt, wie kann er dann sein Sohn sein? Und niemand konnte ihm ein Wort erwidern. Auch getraute sich von jenem Tag an niemand mehr, ihn zu fragen."
In der Apostelgeschichte werden diese Worte dann auf Christus bezogen (Apg 2,30-36):
"Ihr Männer und Brüder, es sei mir erlaubt, freimütig zu euch zu reden von dem Stammvater David: Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist unter uns bis zu diesem Tag.Da er nun ein Prophet war und wußte, daß Gott ihm mit einem Eid verheißen hatte, daß er aus der Frucht seiner Lenden, dem Fleisch nach, den Christus erwecken werde, damit er auf seinem Thron sitze, hat er vorausschauend von der Auferstehung des Christus geredet, daß seine Seele nicht dem Totenreich preisgegeben worden ist und auch sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen hat. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dafür sind wir alle Zeugen. Nachdem er nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes empfangen hat von dem Vater, hat er dies ausgegossen, was ihr jetzt seht und hört. Denn nicht David ist in den Himmel aufgefahren, sondern er sagt selbst: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße.« So soll nun das ganze Haus Israel mit Gewißheit erkennen, daß Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt!"
Es geht hier also nicht um Philosophie, sondern um christliche Vorstellungen, um Exegese.
Zitat von
Alef
Und nein, so werden keine Zusammenhänge bewusst gemacht, sondern eine falsche Darlegung gemacht um die eine eigene neue Lehre zu begründen. Dies mag im Wissen oder Unwissen geschehen sein, aber irgendwann sollte man Fehler einfach eingestehen können, dass verschiedenes halt nicht so geschrieben wurde, wie es aus so genannter christlicher Sicht so gerne verstanden worden ist.
Was geschrieben ist, ist geschrieben, was interpretiert ist, ist interpretiert. Deshalb gibt es halt einfach diese Zusammenhänge, sie stehen in der Bibel und die Christen glauben nun einmal daran, dass im Psalm 110 von Jesus die Rede ist.
Es gibt den christlichen Glauben und im christlichen Glauben gibt es nun einmal diese Vorstellung. Das ist aufgrund der von mir zitierten Bibelstellen aus dem NT wohl auch nicht weiter verwunderlich, oder?
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Alef
Da ist in Psalm 110 nicht von Melkisedek die Rede, auch nicht von einem Jesus als Herr, weiter ist es ein Psalm AN David, und nicht von David usw….
Ich zitiere mal den Psalm 110 nach der Elberfelder Übersetzung:
"Von David. Ein Psalm. Spruch des HERRN für meinen Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße! Den Stab deiner Macht wird der HERR aus Zion ausstrecken. Herrsche inmitten deiner Feinde! Dein Volk ist voller Willigkeit am Tage deiner Macht. In heiliger Pracht, aus dem Schoß der Morgenröte habe ich dich wie Tau gezeugt. Geschworen hat der HERR, und es wird ihn nicht gereuen: "Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!" Der Herr zu deiner Rechten zerschmettert Könige am Tag seines Zorns. Er wird richten unter den Nationen, er füllt Täler mit Leichen. Das Haupt über ein großes Land zerschmettert er. Auf dem Weg wird er trinken aus dem Bach, darum wird er das Haupt erheben."
Zur Rechten des HERRN sitzt nach christlichen Verständnis Jesus, also ist nach christlichen Verständnis hier von Jesus (dem Herrn) die Rede. Laut Elberfelder steht da, dass der Psalm von David ist und Melchisedek wird auch erwähnt.
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Alef
Überzogen kann man von vielem sein, nur wenn man eine Uhr überzieht, dann bleibt sie stehen.
Da gebe ich Dir völlig Recht! Überzeugungen sind eine feine Sache, aber man sollte es damit nicht übertreiben, sonst läuft man Gefahr zum Eiferer zu werden...
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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