New Catholic Encyclopedia: „Die Lehre, daß die Menschenseele unsterblich ist und nach dem Tod des Menschen und der Auflösung seines Leibes weiterexistiert, ist einer der Ecksteine der christlichen Philosophie und Theologie“. Dasselbe Nachschlagewerk räumt jedoch ein: „Die Vorstellung, daß die Seele nach demTod weiterlebt, ist in der Bibel nicht ohne weiteres erkennbar.“
Was lehrt die Bibel also tatsächlich in bezug darauf, was mit der Seele beim Tod geschieht? In welchem Zustand sich die Toten befinden, geht deutlich aus Prediger hervor:
Prediger 9:5:„Denn die Lebenden sind sich bewußt, daß sie sterben werden; was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewußt, auch haben sie keinen Lohn mehr, denn die Erinnerung an sie ist vergessen.“
Prediger 9:10: „Alles, was deine Hand zu tun findet, das tu mit all deiner Kraft, denn es gibt weder Wirken noch Planen, noch Erkenntnis, noch Weisheit in dem Scheol, dem Ort, wohin du gehst.“
DER TOD IST EIN ZUSTAND DER NICHTEXISTENZ.
Wie der Psalmist schrieb, geschieht folgendes, wenn jemand stirbt: „Er kehrt zurück zu seinem Erdboden; an jenem Tag vergehen seine Gedanken tatsächlich“.
Die Toten sind somit ohne Bewußtsein, untätig. Als Gott über Adam das Urteil sprach, erklärte er: „Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren“. Bevor Gott ihn aus dem Staub des Erdbodens bildete und ihm Leben gab, existierte Adam nicht. Als Adam starb, kehrte er zu diesem Zustand zurück. Seine Strafe war der Tod — nicht ein Übergang in einen anderen Bereich.
Was geschah mit Adams Seele, als er starb? Denken wir daran, daß der biblische Begriff „Seele“ häufig einfach eine Person bezeichnet. Wenn wir also sagen, daß Adam starb, ist damit gemeint, daß die Seele namens Adam starb. Das mag für jemand, der an die Unsterblichkeit der Seele glaubt, seltsam klingen, doch in der Bibel heißt es: „Die Seele, die sündigt — sie selbst wird sterben“. In 3. Mose 21:1 wird auf „eine verstorbene Seele“ (eine „Leiche“, Neue Jerusalemer Bibel) Bezug genommen. Und Nasiräern wurde befohlen, „zu keiner toten Seele“ („zu keinem Toten“, Lutherbibel) zu kommen.
Eine ähnliche Bezugnahme auf die Seele ist in 1. Könige 19:4 zu finden. Der völlig erschöpfte Elia „begann zu bitten, daß seine Seele sterbe“. Auch Jona „bat fortwährend, daß seine Seele sterbe“ und er sagte wiederholt: „Daß ich dahinsterbe, ist besser, als daß ich am Leben bin“. Und Jesus gebrauchte die Redewendung „eine Seele töten“, die in der Guten Nachricht Bibel einfach mit „einen Menschen . . . umkommen lassen“ wiedergegeben wird.
MIT DEM TOD DER SEELE IST EINFACH DER TOD DER PERSON GEMEINT.
Doch wie verhielt es sich mit dem tragischen Tod Rahels bei der Geburt ihres zweiten Sohnes? Wir lesen in 1. Mose 35:18: „Als ihre Seele ausging (weil sie starb), gab sie ihm demzufolge den Namen Ben-Oni; aber sein Vater nannte ihn Benjamin.“ Wird in dieser Passage angedeutet, daß bei Rahels Tod ein ihr innewohnendes Wesen aus ihr ausfuhr? Keineswegs. Denken wir daran, daß sich das Wort „Seele“ auch auf das Leben einer Person beziehen kann.Somit bedeutet in Rahels Fall ihre „Seele“ einfach ihr „Leben“. Deshalb wird in anderen Bibelübersetzungen der Satzteil „als ihre Seele ausging“ wiedergegeben mit „als aber ihr Leben abnahm“ (Zink); „während ihr das Leben entfloh“ (Einheitsübersetzung) oder: „Rahel spürte, daß es mit ihr zu Ende ging“ (Die Gute Nachricht).
Es gibt keinen Hinweis darauf, daß bei Rahels Tod ein geheimnisvoller Teil von ihr weiterlebte.
Ähnlich verhält es sich mit der Auferweckung des Sohnes einer Witwe, von der in 1. Könige, Kapitel 17 berichtet wird. Elia betete über dem Jungen, und daraufhin „hörte Gott auf die Stimme Elias, so daß die Seele des Kindes in ihn zurückkam, und er lebte auf“, wie wir in Vers 22 lesen. Auch in diesem Fall bedeutet das Wort „Seele“ einfach „Leben“. Daher heißt es in der Einheitsübersetzung: „Das Leben kehrte in den Knaben zurück, und er lebte wieder auf.“ Es war das Leben, das in den Jungen zurückkehrte, nicht irgendeine schattenhafte Gestalt. Das ist im Einklang mit dem, was Elia zur Mutter des Jungen sagte: „Siehe, dein Sohn die ganze Person lebt“.