2. Teil:


Wir wanderten weiter, als wir an dem Ende eines Abgrunds ankamen. Dort saß ein alter Navajo- Mann, angemalt und mit Federn geschmückt. Als ich zusah, schien er sich in einen Adler zu verwandeln und loszufliegen und wir flogen mit ihm, hoch in die Luft, und die Wüste tief unter uns. Gott, in der Form des Adlers schien uns zu führen, über Berge und Täler bis wir zu einer Gruppe Männer kamen. Und ich sah, wie der alte Navajo- Mann nicht mehr alt war, sondern ein kleiner Junge. Er saß vor den alten Männern und hörte ihren Weisheiten zu.
Und wir waren plötzlich wieder auf unserem Weg. Wir liefen ein Stück, als wir zu einer Lichtung kamen. Ich kannte diesen Platz. Es war ein bekannter Ort für Teufelsbeschwörer und böse. In der Mitte brannte ein großes Lagerfeuer, und Fackeln zeichneten einen Kreis drum herum. In diesem Kreis, auch in einen Kreis angeordnet, standen sieben Männer und sechs Frauen, in verschiedenfarbigen, langen Gewändern, ihre Arme zum Mond ausgestreckt. War die eine Frau Mary-Ann?
Ich konnte mir nicht sicher sein. Gott lief durch den Kreis und berührte alle Personen. Er war kein alter Mann, sondern als er jeden Kreis vollendete, erst ein junges Mädchen, das voller Energie steckt, dann eine Frau mittleren Alters, mit einem liebevollen Lächeln für alle, ihre Kinder und zum Schluss eine alte Frau, mit gebeugtem Körper, aber mit hocherhobenen Kopf und stolzem Gesichtausdruck. Eine Frau trat aus dem Kreis und ja, es war Mary-Ann. Sie
schaute zum Himmel hoch. "Danke, große Göttin, Mutter aller, Danke dass du heute Abend mit uns warst. Bleibe, wenn du willst. Geh', wenn du musst. Sei dir bewusst, dass DU in unseren Herzen immer willkommen bist. Sei gesegnet". Und wir waren wieder auf unserem Weg.
Als wir weitergingen sah ich in der Ferne den allerschönsten Mann, obwohl ich
normalerweise nie einen Mann als schön bezeichnen würde. Mit seinen londen Haaren, dem goldenen langen Gewand schien es, als ob Sonnenstrahlen aus ihm leuchten. Gott und der goldene Mann nickten sich lächelnd zu, als sie sich begegneten. "Mein Herr", fragte ich "war das ein Engel?" "Na ja, schon, er ist manchen als solcher bekannt. Er wird auch von anderen als Gott angebeten. Das war Luzifer." Seine Worte brachten mich zum stolpern. Ich konnte es nicht glauben, dass wir gerade dem Bösen selbst begegnet sind. Gott sah mich an und kannte meine Gedanken. Er kicherte ein wenig. " Denke logisch, mein Sohn. Der Luzifer, der dir bekannt ist, ist ein gefallener Engel. Aus dem Himmel verbannt, da er mich herausgefordert hat. Falls ich das allmächtige Wesen bin, das über allen steht, wie könnte er das tun? Wie könnte ich das erlauben?" " Aber in der Bibel... " stammelte ich.“ Die Bibel ist ein wunderschönes Buch, wie der Koran, die Thora und viele andere, aber sie sind nur Bücher von Menschenhänden geschaffen und nicht von mir. Und es wäre ein wenig verwirrend, wenn die Wahrheit bekannt wäre, aber es ist nicht meine Aufgabe das richtig zustellen. Diese Bücher sind wunderbar, aber nur als Anleitung, denn jeder Mann und jede Frau muss für sich selbst denken." Und ich denke er hatte recht.
"Nun komm mit, wir müssen noch ein wenig weitereisen bevor du zurückgehst." Und er nahm mich wieder bei der Hand. Als wir dem Weg folgten, flogen wir durch die Sterne, hörten der Musik des Himmels zu; und wir verwandelten uns in eine kleine Blume, und eine mächtige Eiche, wir waren ein rauschender Bach, und ein mächtiger Ozean. Wir flogen von Blume zu Blume als eine kleine Biene, und rannten über die Prärie als ein mächtiger Hengst.
Und schon viel zu früh ging der Weg zu meinem Zuhause zurück. Gott hielt meine Hand noch einen Augenblick länger und lächelte in mein Gesicht. "Mein Sohn, du hast um eine wahre Vision von mir gebeten, Du musst nur deine Augen öffnen und sehen, was zu sehen gibt. Gute Nacht!" Und dann war er weg und ich war wieder in meinem Bett. Ein Traum, nur ein Traum, dachte ich, das konnte nicht wahr sei. Im selben Augenblick erleuchtete ein Blitz mein
Zimmer und Donner krachte am Himmel, und ich hatte das Gefühl von weitem eine Stimme zu hören. "Erinnere dich, der Herr arbeitet in der wunderlichsten Art und Weise, mein Sohn."
Am Morgen als ich ins Büro kam, ging ich zur Kaffeemaschine, um mir eine Tasse Kaffee zu holen und als ich dort stand, erspähte ich Mary Ann. Als ich auf sie zuging, bemerkte ich wie sie leicht zusammenzuckte und ich erkannte an ihren Gesichtszügen, dass sie eine weitere Attacke von mir und "meinem Buch" erwartete. Sie suchte mit ihren Augen nach einem Fluchtweg, aber es gab keinen. Ich ging zu ihr und lächelte sie an. "Ich glaube ich schulde dir eine Entschuldigung", sagte ich. "Ich war in letzter Zeit sehr intolerant und ich hatte kein Recht dich in dieser Art zu belehren. Es ist nicht meine Aufgabe, dir vorzuschreiben, wie du den Weg zu deinem Geist finden kannst. Es war falsch von mir zu denken, dass ich dich belehren muss." Mary Ann stand nur da und wusste nicht, was sie sagen sollte. "Ich wollte mich nur entschuldigen, und ich hoffe du vergibst mir meine Aufdringlichkeit. Gott segne
Dich Mary Ann, und... äh...? sei auch gesegnet!" (blessed be) Ich dachte, immer wenn Leute davon reden, dass jemanden der Unterkiefer auf den Boden
fällt, dann ist das nur eine Redewendung; aber Mary Ann schaffte es fast mich zu überzeugen, dass es möglich ist.
Ende