Gerne möchte ich auf einen Teilaspekt hinweisen, der mir wichtig erscheint:

Im Verlauf der Diskussionen sagte jemand, dass

Paulus möglicherweise Formulierungen nicht so meinte, wie er sie schrieb.

Von dieser Ansicht distanziere ich mich, weil der Apostel einen klaren Kopf oder zumindest einen klaren Geist hatte, als er seine Briefe schrieb.

Und dann wird gerätselt, warum Paulus so diskrimierend über die Stellung der Frauen schrieb.
Und dies nur, weil Teile seiner griechischen Texte umformuliert - um-sinn-iert wurden.

Sollte obiges zutreffen, stimmt es dann überhaupt, dass er etwas gegen Frauen hatte ?
Und wenn, hat er damit alle Frauen zu jener Zeit bis 2000 Jahre später damit angesprochen und ihnen oder den Männern Anweisungen gegeben, wie sie ihre Frauen zum Gehorsam und zur Unterordnung erziehen sollten ?

Oder haben die Übersetzer den griechischen Text, der ja ohne Satzzeichen und Vers-Einteilung vorlag, einfach teilweise nach ihrer persönlichen vorgefassten Meinung und Gutdünken in einzelne Verse und Kapitel zerlegt ?
Und dabei möglicherweise z.B. den letzten Teil eines Satzes dem folgenden Vers zugeteilt ? Obwohl dieser Teil sinngemäss zum vorhergehenden Vers, bzw. Satz gehörte.

Ich möchte dieses Phänomen anhand eines Beispiels aus dem Korintherbrief erläutern (Zitat aus einem Post), von dem viele wort-wörtlich Glaubende unter Berufung auf die Unfehlbarkeit der Schrift (also auch Briefe) zwingend und keine Widerrede duldend, ableiten, dass Frauen grundsätzlich bei einem Treffen von Gläubigen (Gottesdienst oder Versammlung) genannt, schlicht und einfach zu schweigen hätten:

Verhalten der Frauen in der Gemeinde von Korinth

Wie wollen wir dann aber 1. Kor. 14, 33 ff verstehen? Bedauerlicherweise wird in den meisten (falsch interpretierenden) Übersetzungen folgende Version präsentiert:
Richtig übernommene Texte sind in BLAU - falsche Interpretationen in ROT

32 Und die Geister der Propheten sind den Propheten untertan.
33 Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens . . .

34 . . . wie in allen Gemeinden der Heiligen . . .


Dieser Teil von Vers 34 gehört korrekterweise zu Vers 33. Dann zitiert Paulus eine Frage, bzw. eine Forderung, welche die Korinther (auch Juden dabei) an ihn stellten:

34 . . . und ihr meint: . . . Eure Frauen hätten in den Gemeindeversammlungen zu schweigen ?? Denn es sei ihnen nicht erlaubt, zu reden ?? Sondern sie sollten sich unterordnen, wie auch das Gesetz sage ??

Das mosaische Gesetz kennt kein solches Gebot, nur der Talmud (= menschliche Satzungen!!

35 Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen ?? Denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden ??

Weil die Bibel ursprünglich ohne jegliche Zeichensetzung geschrieben ist, ist die tatsächliche Bedeutung nicht zweifelsfrei klar sichtbar, sondern kann sogar in einen totalen Widerspruch verdreht werden. Sobald jedoch nur die fehlenden Anführungszeichen (für Zitate) und Satzzeichen (für Versunterteilungen) hinzukommen, klärt sich alles sofort auf.
Tatsache ist also, dass Paulus die unerhörten Forderungen der Korinther bestreitet, die (nicht mit dem Wort von Gott), sondern mit dem Talmud der Juden begründet werden, wo u.a. steht:
Es ist eine Schande für eine Frau. ihre Stimme unter Männern vernehmen zu lassen.
Die korinthischen Männer wollten dem Paulus weismachen, dass die Frauen in ihrer Gemeinde aufgrund jüdischer Überlieferungen in ihrer Gemeinde zu schweigen hätten. Also überhaupt nichts sagen dürften.
Darum ist Paulus so entrüstet und kontert ab Vers 36, indem er die Korinther rügt und hinterfragt in folgendem Sinn:

36 Was fällt euch da ein ? Seid ihr der Ursprung des Wortes Gottes ? Oder ist es ausschliesslich nur zu euch nach Korinth gekommen ?

D.h.: Ist das, was da von euch ausgeht, vielleicht Gottes Wort? Ist das Wort Gottes denn nur zu euch Männern allein gekommen und überhaupt nicht zu den Frauen, dass die Männer nun das Monopol darüber haben wollen, was seine Verkündigung betrifft?

Hier ist es also nicht Paulus, der den Frauen verbietet, in der Gemeinde öffentlich aufzutreten, wie das fälschlicherweise verstanden wird, sondern er versetzt mit dem Satz in Vers 36 den Bemühungen der Judaisten, die Frauen aus der öffentlichen Gemeindearbeit auszuschliessen, einen tödlichen Hieb.

Mit den richtigen Satzzeichen versehen, lauten die obigen Verse richtigerweise also wie folgt:

32 ... denn die Geister der Propheten sind den Propheten untertan.
33 Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Gemeinden der Heiligen.

34
Vorwurfsvolle Frage betr. Zitat aus Talmud: Eure Frauen sollen In den Gemeinden schweigen, denn es wird ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt?
35
Vorwurfsvolle Frage betr. Zitat aus Talmud: Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen, denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden?"

36 Was ?
(masst ihr euch hier an?) Ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Oder ist es zu euch allein gelangt?
37 Wenn jemand meint, ein Prophet oder [sonst] ein Geistbegabter zu sein, so erkenne er, daß das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist.
38 Wenn aber jemand das nicht erkennt, so wird er auch von Gott nicht erkannt.
39 Daher, Brüder
(damit sind im NT alle Gläubigen gemeint, inkl. Frauen), eifert danach, zu weissagen, und hindert das Reden in Sprachen nicht.
40 Alles aber geschehe anständig und in Ordnung.


Und die Ordnung wird nicht durch das Schweigen der Frauen hergestellt, sondern durch die koordinierte Ausübung der Geistesgaben - inklusive der Gaben, die auch Frauen von Gott erhalten haben, genauso oder keinesfalls weniger als die Männer !!
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Sarandanon schrieb:
Also ich für meinen Teil tue dies. Ich habe auch nicht vor die Bibel umzuschreiben. Mir geht es nur darum, dass nicht alles, was in den Briefen steht, vollumfänglich Gottes Wort ist.
Da haben wir eben genau dieses Problem. Wenn möglicherweise einige Verse sinnverdrehend übersetzt wurden, wie wollen wir erkennen können, was Gottes Wort ist und was nicht ?
Nicht die Bibel muss umgeschrieben werden, sondern nur richtig und im Gesamtsinn in eine andere Sprache übersetzt werden.
Das ist keine leichte Aufgabe und ich verurteile keinen der aufrichtigen Übersetzer, die viel, viel Zeit dafür aufgewendet haben.

Uwe