Hi Sarandanon,
selbstverständlich musst Du jetzt nicht auf meine Fragen antworten, wenn Du nun lieber bisschen Abstand haben magst, aber mich würde wirklich einmal ernsthaft interessieren, inwiefern Du Dich in Deinen Glaubensansichten nicht toleriert fühlst? Also wenn es dabei weiterhin um die Frage nach der Abgrenzung geht, dann haben wir doch bis jetzt noch immer nicht so richtig geklärt, inwieweit Abgrenzungen für Dich überhaupt von Bedeutung sind und es ist auch mit keinem Wort gesagt worden, dass es falsch sei, oder das man es nicht tolerieren würde, wenn Dein Glaube Abgrenzungen beinhaltet. Du hattest in dem anderen Thread ja mal geschrieben:
3. Welcher fehlender Aspekt ist für mich ein ausschlaggebender bezogen auf 2. damit jemand definitiv kein "Christ" ist?
a) Wenn jemand nicht an Jesus als den Messias, den Gesalbten (Christus/Nachkomme Davids und Erlöser) glaubt.
b) Wenn jemand Jesus lediglich als Prophet oder Prediger bezeichnet, der nur einen Märtyrertod gestorben ist.
Die Grenze, die du hier ziehst ist ja nun wirklich nicht ungewöhnlich, sondern im Gegenteil, es ist die Grenze die im Christentum für gewöhnlich immer gezogen wird.
Wenn ich das richtig verstehe, also richtig verstehe auch auf Deinen persönlichen Glauben hin, dann ist Erlösung für den Menschen, unmittelbar und einzig(?) nur durch Jesus möglich, nur durch seinen Tod und seiner Auferstehung überhaupt möglich geworden? Also Jesus starb am Kreuz für(?)/wegen(?) unseren Sünden und Sündenvergebung ist deshalb allein durch...ja, durch was eigentlich möglich?
Bedarf es Deiner Überzeugung nach einer Art "Gebetsformel", einer "Lebensübergabe", muss man aussprechen, dass man glaubt, dass Jesus für die eigenen Sünden gestorben ist und explizit Jesus bitten, dass er die Sünden vergeben möge? Oder steht die Sündenvergebung vielleicht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Sakrament der Taufe, oder der Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche?
Oder ist vielleicht auch aufrichtige und echte Reue, ohne die Verknüpfung mit dem Kreuzestod Jesu "ausreichend", um die Sünden vergeben zu bekommen, um "erlöst zu werden", was ich persönlich glaube?
In Lukas 18, 9-14 spricht Jesus einmal folgendes Gleichnis, das mich persönlich zu der Überzeugung kommen ließ, dass schon aufrichtige Reue, ohne ein spezielles Bekenntnis, zur Sündenvergebung ausreicht:
Jesus sprach zu einigen, die auf sich selbst vertrauten, daß sie gerecht seien, und die übrigen verachteten, dieses Gleichnis: Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer und der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe. Der Zöllner aber stand weitab und wollte sogar die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus im Gegensatz zu jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Weißt Du, mir ist sozusagen die Bedeutung des Kreuzes nicht wirklich klar, oder die Bedeutung eines speziellen Bekenntnises. Also warum Vergebung der Sünden und Erlösung nur mit dem Bekenntnis zu, dem Glauben an den Kreuzestod Jesu erfolgen sollte? Warum sollte Gott die Sünden nicht direkt vergeben, wenn man aufrichtig bereut? Warum war dieses Opfer nötig, dass Jesus am Kreuz sterben musste?
Das sind halt einfach Fragen die ich mir stelle, was aber nicht bedeutet, dass ich es nicht tolerieren würde, wenn ein gläubiger Mensch den Kreuzestod Jesu und das Bekenntnis dazu, für sich als Voraussetzung betrachtet, dass ihm seine Sünden vergeben werden können und er Erlösung "erlangen" kann.
Für mich persönlich ist eben aufrichtige Reue und Umkehr von großer Bedeutung und die wird ein Mensch, der zusätzlich noch den Kreuzestod und das Bekenntnis zu Jesus für absolut notwendig erachtet, genauso empfinden, weshalb da gar nichts Falsches dran ist. Jedoch ist da halt der Unterschied, dass ich Reue und Umkehr für ausreichend halte und in dem anderen Fall halt noch das Bekenntnis dazukommt, bzw. dazukommen muss.
Verstehe ich Dich deshalb richtig, dass für Dich persönlich das Bekenntnis eine absolute Notwendigkeit für die Sündenvergebung ist? Und falls ja, was passiert dann mit den Menschen, die dieses Bekenntnis nicht haben? Können die dann die Sünden nicht vergeben bekommen, selbst wenn sie bereuen sollten, können die nicht erlöst werden?
Ich will das nochmal ganz klar sagen und betonen, dass ich diese Fragen nicht mit Hintergedanken stelle! Mich interessiert tatsächlich nur, weshalb man glaubt, dass ein bestimmtes Bekenntnis nötig ist, eben weil ich mir persönlich vorstelle, dass Gott uns in unsere Herzen schaut und nicht so sehr auf unsere Worte, oder auf unsere Bekenntnisse.
Aber ich toleriere diesen Glauben und diese Vorstellung absolut und mehr noch, ich bin davon überzeugt, dass sie die "erhoffte Erlösung" zu "bewirken" vermag, jedoch glaube ich dies nicht aufgrund des Bekenntnisses, sondern aufgrund der aufrichtigen Reue, weshalb ich dieses Bekenntnis sozusagen nur als persönlichen Zusatz für den einzelnen Gläubigen betrachte, nicht aber als absolute Notwendigkeit.
Ich hoffe jetzt ist ein bisschen deutlicher geworden, inwiefern mich das Thema Abgrenzungen interessiert? Ich verbinde damit wirklich keine Hintergedanken und keine Anklage, wenn man das anders sehen sollte, als ich es sehe.
Und wenn Du nun nicht antworten magst und nur Deinen Abstand haben möchtest, dann ist das für mich selbstverständlich absolut in Ordnung und ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe und Gottes reichen Segen für alle Zeit, die Du Dir nehmen magst!
LG
Provisorium
Geändert von Provisorium (27.06.2014 um 01:21 Uhr)
Grund: kurze Ergänzung
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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