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Thema: Abstand

  1. #41
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    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Das was du mit 7 oder -7 als Ergebnisvarianten beschreibst, entspricht wohl inhaltlich etwa dem, was ich damit ausdrücken wollte, als ich von dem Problem mit der Vorwärts-/Rückwärtsrechnung sprach. Das geht halt auch beides auf und trotzdem ist es unterschiedlich. An dem Punkt muss man sich entscheiden, was man für vorwärts, was für rückwärts hält. Da scheiden sich dann auch die Geister.
    Bezüglich der Vorwärts- Rückwärtsrechnung hattest du ja geschrieben:

    Problematischer erscheint mir, wenn jemand die Rückwärtsrechnung für die Vorwärtsrechnung hält, weil er erkannt hat, dass sein Weg tatsächlich aufgeht und sich dann nicht mehr von der Idee lösen kann, das Böse sei die finale Wahrheit der Welt. Gibt es leider auch.
    Also wenn ich das richtig verstehe, dann ist "deine Welt" eine dualistische, oder? Also auf der einen Seite ist das Gute/Gott und auf der gegenüberliegenden Seite ist dann das Böse/Satan?

    Was mir dabei aber nicht klar ist, ist die Frage danach, wo denn das Böse überhaupt herkommen soll? Also warum muss es denn das Böse geben, wenn es das Gute gibt? Denn wenn Gott der Ursprung von allem ist und wir einmal behaupten wollen, dass er vollkommen gut sei, dann kann in Gott doch unmöglich etwas Böses sein und dann kann es das Böse doch eigentlich gar nicht geben, oder? Es kann dann zwar durchaus einen Mangel an Gutem geben, weil etwas eben sehr weit von Gott entfernt ist, aber böse ist es deshalb doch noch lange nicht. Böse würde doch in dieser Vorstellung bedeuten, dass etwas oder jemand vollkommen gottlos wäre und wie könnte es etwas losgelöst von Gott geben, wo er doch der Schöpfer von allem ist?

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Korrekt, darum bin ich ja so abhängig von der Offenbarung Gottes durch sein Wort ;)
    Ja aber da entsteht dann aber doch ein Problem. Wenn du einerseits sagst, dass es nicht im Auge des Betrachters liegen kann, ob ein Weg der richtige ist oder nicht, sondern dass das allein im Auge des Schöpfers liegt, dann aber wiederum sagst, dass im Wort Gottes der richtige und einzige Weg aufgezeigt wird, dann ist doch sowohl die Behauptung, dass das Wort Gottes (also die Bibel) den rechten Weg beschreibt eine Aussage, die in deinem Auge liegt, als auch die jeweilige Interpretation des Wortes, eine in deinem Auge liegende Überzeugung. So oder so liegt dass also alles im Auge des jeweiligen Betrachters und nicht im Auge Gottes. Verstehst du was ich meine?

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Vielfältige Wege ja, vielfältige Ergebnisse nein. Meiner Ansicht nach. Da gibt es dann in letzter Konsequenz nur entweder plus oder minus, entweder vorwärts oder rückwärts. Wie gesagt: In letzter Konsequenz. Natürlich gibt es dazwischen auch viel Unschlüssiges.
    Aber rein biblisch betrachtet kommt es doch zur Wiederherstellung aller Dinge (Apostelgeschichte 3,21) und damit gerade nicht zu plus oder minus, sondern alles ist in Gott geborgen. Und wenn es unterschiedliche Wege gibt, dann ist man doch auch in diesen unterschiedlichen Wegen letztlich immer in Gott geborgen, oder?

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Nope. Ich sage es, weil Gottes Wort es sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." (Joh14,6). Das ist nicht MEINE Perspektive/die Perspektive des Betrachters, sondern die Perspektive dessen, der da spicht. Ich glaube ihm nur, was er sagt.
    Ne, ich finde so kannst du das nicht umdrehen. Es bleibt letztlich doch ganz alleine deine Perspektive, deine Interpretation dieser Worte, oder dieses speziellen Bibelverses.

    Die Aussage Jesu, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben sei, ist ja zunächst einmal nichts anderes als eine Aussage, eine Behauptung, die man auch noch unterschiedlich interpretieren kann. Du interpretierst diese Aussage nun so, dass du glaubst, dass hier Gott spricht und kein x-beliebiger Mensch. Das ist selbstverständlich auch völlig ok, aber du musst doch zugeben, dass das allein in deiner persönlichen Vorstellung so ist und das man das auch ganz anders sehen kann. Auch hier liegt es also im Auge des Betrachters, oder?

    Weißt du, am Ende ist das doch alles reine Glaubenssache und da sind wir als Betrachter grundsätzlich immer gefragt. Wir können uns zwar zurücknehmen, all unsere Vorstellungen auch immer wieder mal in Zweifel ziehen, aber so ganz und völlig kommen wir von unserem Auge der Betrachtung doch gar nicht los, oder? Sicher können wir der Bibel vertrauen und uns auf deren Grundlage ein Bild, eine Vorstellung von Gott und dem Weg machen, den er für uns vorgezeichnet hat (wenn er es denn getan haben sollte...;-)), aber dabei müssen wir doch zugeben, dass das immer und ausschließlich aus unserer menschlichen und individuellen Perspektive heraus geschieht und verstanden wird und das wir uns also auch irren könnten.

    Wenn wir also von Wahrheit sprechen und von Ergebnissen, dann sprechen wir doch immer von subjektiven Wahrheiten und Ergebnissen und die kann man doch dann gar nicht so einfach verallgemeinern, oder?

    LG
    Provisorium

    PS: Wenn dir das mit dem vielen Schreiben derzeit zuviel ist, dann kann ich das wirklich gut verstehen. Es ist wirklich nicht einfach gleich auf zwei User und deren Aussagen einzugehen, ich kenne das zur Genüge! Also lass dich bitte mal nicht von den Gnadenkindern aus deinem Lebensrhythmus bringen und antworte einfach nur dann, wenn du Zeit und Lust dazu hast. Der Austausch soll bitte keinen Druck ausüben!

    Ich wünsche dir einen wunderschönen Wochenanfang und Gottes reichen Segen!

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #42

    Standard

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Meiner Überzeugung nach gibt es nur einen einzigen Gott und das ist der, der sich selbst in der Bibel offenbart.
    Manche Religionen haben aber keine Bibel, sie haben andere Schriften von denen sie meinen, dass sie Gottes Vorstellungen und Worte enthalten.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ich halte alle anderen Gottesbilder für Missverständnisse dieses einen Gottes.
    Was, wenn andere mit ihrem Gottesbild es auch so handhaben, es genauso sehen? Das ist ziemlich wahrscheinlich so. Meinst nicht, ein Gott, der ausschließlich *ein* Gottesbild wollte, hätte das locker so einfädeln können, dass es tatsächlich nur eines gibt?

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Bevor jetzt aber wieder faule Eier und Tomaten fliegen,...
    Ich sah die bisher nirgends fliegen.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Auch das gängige christliche Gottesbild halte ich für ein Missverständnis dieses einen Gottes (wie du vielleicht schon gemerkt hast) und selbst mein eigenes Gottesbild ist noch immer voller Missverständnisse dieses einen Gottes. Das merke ich daran, dass ich keine Seite in der Bibel lesen kann, ohne dabei zu denken "Häh, Gott, wie bist´n du?" oder "Häh, wie bin´n ich?". Aber gerade darin, diese Missverständnisse zwischen mir und Gott zu klären, indem ich sein Wort festhaltend hinterfrage, bis ich´s von seinem Wesen (= vom Wesen der Liebe) her kapiert hab, besteht mein Lebenssinn.
    Das ist deine Sicht und deine Vorgehensweise. Das, was du daraus machst, ohne dass es irgendwo genau so stehen muss und gerade deshalb sehe ich es auch so, dass Glaube aus / mit den Augen des Betrachters gelebt wird. Er wird nach gewissen Verständnissen davon konstruiert - von Einzelnen, von Menschen in Organisationen, usw. ...

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Menschenleben sind alle gleich viel wert. Es gibt kein besseres oder schlechteres, richtigeres oder falscheres Missverständnis von Gott. Missverständnis ist Missverständnis und Wahrheit ist Wahrheit. Solange wir die Bibel noch nicht vollumfassend vom Wesen Gottes (der Liebe) her kapiert haben, befinden wir uns im Bereich der Missverständnisse, und ich denke, dass trifft auf uns alle gleichermaßen zu. Mit einer Ausnahme: Jesus Christus.
    Wobei du das, was du für wahr hältst vorher - als wahr - definiert hast. Du erachtest für wahr, was du für wahr halten möchtest, was du zuvor zur Wahrheit erklärt hast. Auch irgendwie ein Zirkelschluss. Du studierst die Bibel also so lange bis du in allen Inhalten Gottes Liebe finden kannst? Dein Ziel ist die Liebe Gottes in den Inhalten der Bibel zu finden und deshalb richtest du alle Interpretationen darauf aus.
    Wenn dich das erfüllt, dann soll das so sein, keine Frage!! :-) Viel Freude damit! :-)
    Religionen, so auch der christliche Glaube an Gott, sind mächtige natürliche Phänomene. Mich fasziniert die Hingabe, die sie auslösen und ich spüre zunehmend das Bedürfnis, mich mit der wissenschaftlichen Erforschung von Religion auseinanderzusetzen. Religionen bergen Kräfte in sich, mit denen einiges zu bewegen ist. Sie helfen Millionen Menschen mit ihrem Leben besser zurechtzukommen. Menschen finden durch ihren Glauben die Kraft Entscheidungen zu treffen und zu ihnen zu stehen. Viele Menschen tragen mit dem Bemühen um das Einhalten der Gebote, mit den Anstregungen um ein anständigeres, tugendhafteres und aufrichtigeres Leben zu einer besser werdenen Welt bei.
    Religionen können bestimmt das Beste im Menschen zum Vorschein bringen, keine Frage, aber sind sie mit dieser Eigenschaft alleine?
    Als alltägliche Stütze ist Religion (= Glaube) gewiss effektiv. So macht sie z.B. starke und talentierte Menschen demütiger und geduldiger, lässt durchschnittlich begabte Menschen über sich hinauswachsen und bietet vielen Unterstützung, die nicht ohne fremde Hilfe von irgendwelchen Süchten oder Verbrechen oder dergleichen loskommen. Menschen, deren Verhaltensweisen auf sich bezogen, oberflächlich, grob oder feige wären, können diese durch Religion verfeinern und eine Lebensperspektive für sich entdecken.
    Wie du siehst sehe ich Sinn in Religionen, ich wehre mich lediglich gegen Absolutheitskonstruktionen, da sie oft unnötiges Unheil bringen und darin sehe ich im besten Willen keinen Sinn.
    Religion kann durch entsprechende Zukunftsvisionen Angst vor dem Tod nehmen. Es gibt sie, weil sie genutzt wird und sie hat ihre Berechtigung.
    Für mich wird Glaube eben dann schwierig und fragwürdig, wenn er als allein richtige Lebensstrategie verstanden wird. Was ist dann mit all den klugen, engagierten, moralisch und ethisch bewusst und aufrichtig lebenden Atheisten oder Agnostikern? Sie setzen sich ja dennoch mit ihrem Leben und dem der anderen auseinander. Sie befassen sich auf andere Weise mit der Welt und können andere gute Umgangsmöglichkeiten damit entwickeln. Es geht auch ohne Religion, davon bin ich ebenso überzeugt wie von der effektiven Unterstützung durch Religion.
    Hierbei geht es meines Erachtens überhaupt nicht um Missverständnisse, sondern um unterschiedliche Herangehensweisen. Dies sehe ich auch so bezüglich unterschiedlicher Glaubensstrategien / Glaubenskonstruktionen.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Auf gar keinen Fall hat Gott schlechte Menschen erschaffen. 1. Mose 1,31: "Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war SEHR GUT". Das Schlechte im Menschen ist entstanden. Das möchte ich dir gern veranschaulichen: Nimm ein Blatt Papier, schreib deinen Namen drauf, halte es ins Licht - und dann dreh es um. Was liest du? Hast du nun etwa eine "Epep" geschaffen? Nein. Du hast eine "Pepe" geschaffen. Und Pepe ist in Gottes Augen "sehr gut". Das Potenzial unserer "verkehrten Identität" ist zwar automatisch in uns enthalten, aber solange das Gute in Existenz bleibt und das Verkehrte in Potenzial, ist doch alles in bester Ordnung. Verkehrt der Mensch jedoch seine Identität und bringt das Gute in Potenzial und das Verkehrte in Existenz, dann ist er "sehr schlecht"; einfach weil die Verkehrung von "sehr gut" nun mal "sehr schlecht" ist.

    Damit teilst du Menschen auf. In gut und böse. So einfach und extrem gefällt mir das nicht ;-). Ich bin mir diesbezüglich unsicher.
    Ich meine ja schon, dass Gegensätze sich bedingen und brauchen, so wie ohne Licht kein Schatten... Wie wüsste ich was laut ist, wenn ich keine Ahnung von leise hätte. Wie hätte ich ein Verständnis von gut, wenn ich keines von böse hätte? Im Gegensatz erklären sich Begrifflichkeiten. Doch ob diese Bedeutung der Gegensätze im Kleinen auf eine Weltinterpretation zu übertragen sind, hm... Eher nicht, denke ich.
    Unser Denken teilt und interpretiert... siehe unten...Zitat Wiki...
    Außerdem, Licht schließt Schatten ja auch nicht aus und meine Fehlerfreundlichkeit bedeutet mir deshalb so viel, weil ich Fehler nicht ausschließen möchte, sondern sie als herausfordernde Chance sehen möchte. Von daher integriere ich "Negatives", um es positiv zu nutzen.

    Dazu habe ich in Wikipedia gefunden:

    Auf die Problematik und notwendigerweise Unvollkommenheit der dualistischen Weltinterpretation und eines dualistischen Erkennens insgesamt hat auch Ken Wilber einer der führenden Vertreter der Neuen Psychologie und Integralen Theorie, hingewiesen. Er warnt zudem vor den Gefahren des primären Dualismus, der lediglich dazu führe, dass die Welt für uns zur Bedrohung werde, weil er den Sein-Nichtsein-Konflikt aufbrechen lasse mit der Folge, dass der Mensch den Tod verdränge, ein Leben lang gegen die Welt ankämpfe und stets eine möglichst große Distanz, genannt „Sicherheit“, zwischen sich und seiner Umwelt zu schaffen bemüht sei. Jeder dieser Dualismen zerstöre zudem eine Ganzheit, unterdrücke ihre Nicht-Dualität und projiziere sie als scheinbare Gegensatzpaare, „halbiere“ so praktisch den Menschen und erzeuge zudem dessen Unbewusstes. „An sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken macht es erst dazu“ (Hamlet 2, 2)


    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Genau das Gegenteil will ich: Dass der bedeutsame Wert, die ureigenste Persönlichkeit des Menschen, freigelegt wird von den Mustern und Prägungen seiner Vergangenheit.
    Freigelegt im Sinne von bewusst werden? Sich aufgrund von Reflexionen der Muster und Prägungen bewusst zu werden? Ok, das führt zu einem guten Umgang damit und Entwicklungschancen zu erkennen.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Es geht ja nicht darum, bloß keine individuellen Lebenswegmarkierungen mehr an sich zu tragen, sondern darum, sie in Freiheit an sich zu tragen und nicht in Zwang. Lebenswegmarkierungen in Freiheit an sich zu tragen, führt dazu, dass man sagen kann: Ich habe das und das erlebt, es hat mich geprägt, aber mein Handeln und Entscheiden ist davon unabhängig. Ich kann die Erfahrung als reines Wissensgut in mein Handeln und Entscheiden mit einbeziehen, werde aber von dieser (Negativ-)Erfahrung nicht emotional durch mein Leben geritten. Lebenswegmarkierungen in Zwang an sich zu tragen, führt dazu, dass man z.B. sagt: Ich habe das und das erlelbt, es hat mich geprägt und deshalb bin ich da und da eingeschränkt.
    Ja, da bin ich bei dir :-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ich selbst habe zum Beispiel die autoritäre Unterwerfung meiner Persönlichkeit erlebt. Das führte zunächst dazu, dass ich gegen Autoritäten rebelliert habe (inklusive gegen Gott! Mit 18/19 hab ich z.B. das Vaterunser umgeschrieben: MEIN Wille geschehe, MEIN Reich komme, mein tägliches Brot verdiene ich mir selber ;)). Später - mit etwas mehr "Reife" (hahaa, es darf gelacht werden!!) - habe ich es dann "umgewandelt" und die Autoritäten, gegen die ich vorher rebelliert habe, zu spannungsreichen Liaisons verführt (vom Lehrer bis zum Vorgesetzten und alle Nuancen dazwischen). Ich dachte jedesmal, ich wäre jetzt frei. Und klar: Als ich rebelliert hab, war ich frei von der Unterwerfung meiner Persönlichkeit, dafür aber umso unfreier von Streitereien. Als ich verführt hab, war ich frei von der Rebellion gegen Autoritäten, dafür aber umso unfreier in meiner Partnerwahl und Beziehungsführung. Wirklich frei war ich also nicht. Wie auch immer es sich (verändernderweise) Ausdruck verschaffte, es war doch eins wie das andere: erzwungen aus meiner Unerlöstheit, Teil meiner "verkehrten Identität". All diesem wohnte durchaus auch das in mir angelegte "sehr Gute" inne. Aber es musste erlöst werden. Unter anderem an diesem Punkt ist die Erlösung in Christus in meinem Leben sehr praktisch geworden (danach hattest du ja an einer anderen Stelle gefragt): Heute kann ich mich Autoritäten unterordnen, wenn es richtig ist, und gegen Autoritäten aufstehen, wenn es richtig ist.
    Der christliche Glaube war hier deine Möglichkeit, dein Leben zu verändern. Andere machen es anders und dennoch nicht mit "verkehrter Identität". Das ist mir wichtig zu beachten.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ich hoffe, du kannst mich jetzt ein bisschen besser greifen und hältst meine Gesinnung nicht mehr für die "Härte" oder "Feindschaft gegen mich selbst", die du vermutet hattest. Ich glaub, das wäre ein Missverständnis.
    Danke dir für deine Erklärungen und Konkretisierungen. Aufgrund deiner Ausführungen habe ich den Eindruck, dass du früher wie heute sehr intensiv und gerne spannngsreich gelebt hast und lebst, aber eben anders, auf unterschiedlich Weise. Du hast dein Leben radikal geändert. Das kann man so tun, klar. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass man auch Schritt für Schritt lernen kann aus dem, was man so erfährt und erlebt. Du scheinst jedenfalls spannungsreiche Lebenswege zu mögen oder? :)

    Liebe Grüße,
    Pepe
    Geändert von anonym013 (07.07.2014 um 13:41 Uhr) Grund: verbessert...

  3. #43

    Standard

    Müsste dieser Austausch ab Beitrag #11 nicht als eigenständiger Thread ausgelagert werden? Lieber Admin Alpha, was meinst du?
    Eher unter Glaubensfragen oder? Und dann unter einem eigenständigen Threadthema... wie z.B.: Austausch über Glaubensziele und Glaubenswege. Mir fällt gerade nichts Passenderes ein. Was meint ihr?

  4. #44
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    Edit.
    Geändert von Jamy (08.07.2014 um 15:19 Uhr)

  5. #45
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    Pepe - MICH hast du schon eliminiert, was dich freuen wird.
    Aber mach BITTE nicht ALLE hier platt.....
    DAS ist echt NICHT in Gottes Sinne.....

    Ich wünsche dir Frieden in deiner Seele.

    Ade

    Jamy

  6. #46

    Standard

    Jamy, du bist und bleibst hier auf dem Forum noch immer herzlich willkommen.
    Hast du gesehen, wie viele Beiträge ich, Uwe, geschrieben habe in diesen hoch gebildeten Diskussionen. Vielleicht 1 oder 2.
    Lass doch all das, was du für dich unangenehm empfindest, aussen an dir herablaufen wie Wasser.
    Halte Mund und Nase geschlossen, und manchmal ist es auch gut, die Ohren zu verschliessen vor Dingen, die einem nicht gut tun.
    Du hast ja deine Freunde/Innen trotzdem noch, kannst sie per PN kontaktieren oder sie dich - aber nur wenn du angemeldet bleibst.
    Bitte tu uns das nicht an und bleibe wenigstens unseretwegen.
    Hast du irgend einen Wunsch? Kann ich, können wir etwas tun, das dir Freude macht?
    Liebe Grüsse
    Uwe

  7. #47

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    Zitat Zitat von Jamy Beitrag anzeigen
    Pepe - MICH hast du schon eliminiert, was dich freuen wird.
    Aber mach BITTE nicht ALLE hier platt.....
    DAS ist echt NICHT in Gottes Sinne.....

    Ich wünsche dir Frieden in deiner Seele.

    Ade

    Jamy
    Jamy, ich bin entsetzt, traurig und fassungslos. Glaubst du im Ernst, dass ich Dich eliminieren wollte??? Passt das zu meinem Verhalten? Mir würde dieses Wort im Kontext mit Menschen niemals einfallen.

    Ich war getroffen von der Nörgelei an den komplexeren Diskussionen, ja, das war ich. Ich habe hier noch niemals auf diese Weise genörgelt. Jamy, es gibt noch genug Forenstränge, die nicht so komplex gestaltet sind. Keiner von uns Diskussionsfreudigen hat dort in irgendeiner Form die Threads mit "intellektuellem Gefasel" zerhauen. Niemand.

    Mich traf und trifft, wenn man öffentlich kundtun muss, dass man vor meiner Neugier und Leidenschaft, mich auszutauschen, flüchten möchte, obwohl doch wirklich niemand gezwungen ist, meine Gedanken zu lesen. Es trifft mich, wenn jemand meine Gedanken, ohne zu hinterfragen, einfach pauschal als unnütz bezeichnet, ins Leere laufend (sinngemäß, ich hab die konkreten Worte jetzt nicht mehr im Kopf). Ja, ohne mich zu fragen, was sie mir bringen... unfassbar... ohne zu erspüren oder zu erfragen wie die anderen an der Diskussion Beteiligten dazu stehen...

    Dann gehe ich und es ist dann auch in Ordnung für mich.

    Meinst du, es ist in Gottes Sinne so zu reden? Ich solle nicht alle plattmachen... ich bin echt fassungslos!!!

    Und dann wünschst du mir Frieden in meiner Seele? Du, den habe ich. Ich lebe mein Leben sehr bewusst und achtsam, Menschen, Tieren und Pflanzen gegenüber. Ohne Frieden ging das so nicht und ich habe kein einfaches Leben, ganz und gar nicht, aber das tut hier gar nichts zur Sache. Ich liebe dieses Leben, das mir ermöglicht mich vielfältig und sinnvoll an Vielem zu beteiligen.
    Geändert von anonym013 (08.07.2014 um 17:21 Uhr) Grund: erweitert...

  8. #48

    Standard

    Krass ... wie hier immer wieder irgendwelche Bomben einschlagen und die Gespräche in die Luft sprengen ... wie im Krieg. Gerade war da noch eine Landschaft, auf einmal ist alles wüst und leer. Wie die Gerichte, die über Israel und Juda hereinbrachen, weil sich das Volk einfach nicht gewandelt hat. Das Hoffnungsvollste, was am Ende übrig blieb, war mal wieder Gott, der zu Jeremia sagte, er möge doch jetzt bitte (mitten in diesem Zerfall!!) einen Acker kaufen. I-n-v-e-s-t-i-e-r-e-n sollte der auch noch!! Nun gut, was will man machen, wenn es der Wille des Herrn ist ... Also Provisorium, wo waren wir stehen geblieben?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Meinst du es gibt Menschen die das wirklich wollen? "He, kommt mal alle her, ich will missioniert werden..."
    Bewusst will das niemand, aber unbewusst wollen das sehr viele. Sehr, sehr viele. Ich glaube, dass ausnahmslos jeder, der Diskussion sucht, worüber auch immer, entweder überzeugen oder überzeugt werden möchte. Und ich kenne extrem viele Menschen, die von ihren eigenen Überzeugungen nicht restlos überzeugt sind und trotzdem - oder gerade darum - Diskussion suchen, bis hin zu Streit. In all diesen Menschen steckt aus meiner Sicht das Bedürfnis, überzeugt zu werden (wovon auch immer ... wenn sie Diskussion mit bibeltreuen Christen suchen, dann vielleicht von der Bibel; wenn sie Diskussion mit überzeugten Persil-Nutzern suchen, dann vielleicht von einem Waschmittel).

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Kann ich mir fast nicht vorstellen. Wie missionierst du denn? Allein dadurch, dass du von deinem Glauben erzählst, oder schon irgendwie organisierter?
    Ha ha, ich und organisiert! ;) Ich finde menschlich organisierte Mission ganz schrecklich. Ich schäme mich für die marktschreierischen Straßenmissionare mit ihren "Jesus lebt"-Flyern. Ich distanziere mich allerdings nur von der Form, nicht vom Inhalt. Ich selbst "missioniere" nur, wenn die Person selbst mir einen Auftrag dazu erteilt. Das gehört für mich zum freien Willen mit dazu, den Gott dem Menschen gegeben hat. Manche halten ja den Missionsauftrag von Jesus für ausreichend, um Hans Wurst, den Nachbarn, ungefragt zuzupredigen. Ich glaube eher, dass dieser Auftrag von Jesus ein allgemein erteilter Auftrag war und für mich als Christ erst mal nur bedeutet, dass ich einen Teil meiner Ressourcen freihalten muss, damit, wenn Hans Wurst, der Nachbar, kommt und den Auftrag abfragt, ich bereit bin, mich auf ihn einzulassen. Musst dir mal die ersten Kriege bei der Landnahme anschauen (zuerst noch unter Mose: König Og/König Sihon): Gott hat gesagt "Ihr sollt kämpfen, ich gebe sie in eure Hand!" und Israel hat was getan? ... nichts. Bis der Gegner angriff. Ja ganz Recht: Israel bekam den Auftrag zu kämpfen und daraufhin hat der Gegner angegriffen! Genauso halte ich es auch mit meiner "Mission": Ich bekam von Jesus den Auftrag zu überzeugen, und wer überzeugt werden will, wird mich angreifen. :)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ich denke er hat das gefragt, weil man nur dann gesund werden kann, wenn man es auch wirklich will. Wollte jemand nicht gesund werden, dann kann man da gar nix machen, fürchte ich.
    Ist doch mit Erlösung genau das gleiche, darum habe ich das Beispiel ja gewählt: Man kann nur erlöst werden, wenn man erlöst werden will. Es nicht zu wollen, ist zwar absurd (so absurd wie nicht gesund werden zu wollen), aber ja: wenn es jemand nicht will, kann man da nix machen. Mir ist tatsächlich mal jemand begegnet, der fortwährend seine Glaubensfragen an mich richtete, aber vehement nicht "missioniert" werden wollte. Er fühlte sich angezogen von meiner Erlösung, so schien mir, wollte aber ausdrücklich nichts von meinem Erlöser wissen. Nun, was soll ich da machen? Ich habe seine Glaubensfragen irgendwann fallen gelassen, obwohl ich sie vielleicht noch ein Stück weit hätte beantworten können. Aber was soll ich meine Zeit verplempern mit "Interessenten", die immer wieder Angebote von mir einholen, aber ausdrücklich gar nicht haben wollen, was ich anbiete!? Es ist ihre Verwirrung, nicht meine. Mögen sie doch ihre eigene Zeit damit vergeuden.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Au ja! Wobei ich ja eigentlich "modifiziert neuplatonisch" glaube, also so, wie Eckhart es gelehrt hat. Das ist zwar in weiten Teilen neuplatonisch, aber eben immer im christlichen Kontext, also eine christliche Philosophie.
    Okay, dann bist du jetzt der "modifiziert neuplatonische Philosoph", sehr gerne. Du bist allerdings bisher der Einzige in dieser Schublade. Ich kenne sonst keinen modifiziert neuplatonischen Philosophen. Aber das macht dich für mich zumindest schon mal unvergleichbar. ;)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Also ich habe mich tatsächlich mit dieser Frage noch nicht eingehender beschäftigt, aber war es nicht so, dass Saul gar nicht so richtig wusste was er tat? Ich meine er hat doch ein Brandopfer gegegeben, woraufhin Samuel dann sauer auf ihn war und Saul meinte, er hätte das nur auf Verdacht getan, weil er nicht genau wusste wann Samuel kommen würde.

    In 1.Samuel 13, 11-13 heißt es:
    Und Samuel sprach: Was hast du getan! Saul antwortete: Weil ich sah, dass das Volk von mir auseinanderlief, und du kamst nicht zur bestimmten Zeit, während die Philister sich schon bei Michmas versammelt hatten, da dachte ich: Jetzt werden die Philister zu mir nach Gilgal herabkommen, und ich habe das Angesicht des HERRN noch nicht gesucht. Da wagte ich es und opferte das Brandopfer. Und Samuel sprach zu Saul: Du hast töricht gehandelt! Du hast das Gebot des HERRN, deines Gottes, nicht gehalten, das er dir geboten hat. Denn gerade jetzt hätte der HERR dein Königtum über Israel für immer bestätigt;

    Kann das was damit zu tun haben, oder bin ich gerade völlig falsch?
    Du gefällst mir, Provisorium! Du hast dich hier gerade angreifbar und verletzbar gemacht vor mir. Ich habe nun den Eindruck, dass du gute Absichten hast - und für diesen Eindruck hat es sich gelohnt, dir diese Frage zu stellen. Er bedeutet mir in diesem aktuellen Moment tatsächlich mehr als der passende Schlüssel für meine Frage.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Aber wieso soll man sich denn langweilen, wenn man das Leben als Selbstzweck betrachtet? Das verstehe ich nicht. Ich lebe ja wirklich gerne, nur halt ohne Warum. Das muss doch nicht zwangsläufig langweilig sein.
    Das glaub ich dir ja. Ich versteh es nur nicht. Mir wäre abgrundtief langweilig, wenn das hier (der Kaffee, den ich gerade trinke ... das Flugzeug, das gerade über mir fliegt ... der sanfte Wind in meinem Nacken ... das Gespräch, dass ich gerade mit einem Unbekannten führe) wirklich alles wäre und alles einfach nur so, ohne Sinn. Das wäre für mich eigentlich das Hoffnungsloseste, was ich über diese Situation denken könnte. Ich denke über die Situation anders: Ich bin sehr gespannt, was wir beide uns im Rückblick auf unser Leben zu erzählen haben, wenn wir uns als Auferstandene in der himmlischen Stadt begegnen. Was ich dir rückblickend wohl gegeben habe und du mir? So ganz vom Ende aus betrachtet, meine ich; wenn der Gesamtzusammenhang des eigenen Lebens klar ist. Wie groß wird dann wohl die Auswirkung sein, die wir - im Rückblick erkennend - auf das Leben des anderen hatten durch diese flüchtige, unbedeutend scheinende, niemals außerhalb eines Internetforums stattgefundene Begegnung? Ich freue mich total auf diesen Rückblick auf mein Leben! Es wird sein, wie wenn ich ein Buch lese, das genau von meinen persönlichen Lebensthemen handelt und das ganz viele überraschende Details und Perspektiven enthält und perfekt geschnürte Zusammenhänge, die beim Lesen erst mal völlig wirr erscheinen, aber am Ende zu einem riesengroßen Ganzen aufgehen - und ich werde stolz sein, weil ich selbst dieses Buch geschrieben haben werde mit meinem Leben ... ohne zu wissen, was ich eigentlich genau tue. Und dann werde ich Leuten begegnen, die in mein Buch verwickelt waren - dir zum Bespiel - und du hast selbst ein Buch, in das ich verwickelt war, und wir reden ... jahrelang ... über unsere Bücher, übers Bücherschreiben an sich, über das Buch Gottes, in das wir alle verwickelt waren ... wir reden einfach und beten Gott an für sein allumfassendes (uns alle umfassendes) Meisterwerk. Willst du nicht auch lieber einen Sinn haben?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Möchtest du da irgendwas Konkretes wissen? Also wenn man ohne Warum lebt, dann lebt man mit der Einstellung, dass alles was einem geschieht, so geschehen muss/darf/soll. Ich bete zum Beispiel immer wieder, dass mir Gott nichts anderes geben soll, als was er will und ganz egal was mir dann in meinem Leben auch immer geschehen mag, betrachte ich sozusagen als Gottes Wille für mein persönliches Leben.
    Wow! Du hast mir gerade gesagt, dass du es als Gottes Wille für dein persönliches Leben und als Gebetserhörung betrachtest, dass ich deinen Weg gekreuzt habe und dir meine bibelfundamentalistischen Ansichten näherzubringen versuche. Nachdem ich meinerseits ja zu der persönlichen Überzeugung gelangt bin, dass du an den gleichen Gott glaubst wie ich und dir lediglich dessen Offenbarung abwesend erscheint (die ich genau in dem sehe, was ich dir näherzubringen versuche), halte ich das tatsächlich auch für möglich. (PS: Du willst nicht wissen, was ich immer wieder bete ... ;))

    Ich weiß und respektiere, dass du meine persönliche Überzeugung über dich nicht teilst, aber du musst doch zugeben, dass sie schlüssig ist und aufgrund ihrer Schlüssigkeit auch irgendwie rechtfertigt, dass ich an ihr festhalte, oder?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ich brauche also nicht mehr zu fragen, "warum geschieht das jetzt!" Es geschieht, weil es geschieht und das reicht mir persönlich.
    Reicht es dir immer noch? Dann habe ich vielleicht die Schönheit der Warum-Frage noch nicht gut genug herausgestellt. :)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Aber das Nichts ist doch lediglich nur ein Nichts für unser Denken. Wenn wir Menschen uns zum Beispiel das Nichts vorstellen wollen, dann denken wir dabei für gewöhnlich an sowas wie einen leeren Raum. Also der Mensch denkt immer in den Kategorien Zeit und Raum. Er kann nichts denken, was keine Zeit und keinen Raum haben soll. Zeit und Raum sind unsere Erkenntnisstrukturen. Aber sie taugen nicht, wenn wir Gott damit identifizieren möchten. Meister Eckhart hat einmal gesagt: ... Das ist das Paradox. Gegenüber Gott sind wir ein Nichts, aber für unser Denken ist Gott ein Nichts. Wir sind zu beschränkt, um Gott denken zu können, um verstehen zu können was oder wer Gott ist.
    Darum ist Gott doch extra Mensch geworden, Provisorium! Damit wir "erlöst" werden von unserer Beschränktheit, ihn nicht erkennen zu können: "Wer mich sieht, der sieht den Vater!" (Joh14,9). Genau darum sagt Jesus meiner Meinung nach auch: "Niemand kommt zum Vater denn durch mich!" (Joh14,16). Es kommt niemand zum Vater (mit seinen Gedanken) außer indem er dem Gedankengang "Jesus Christus" (dessen Leben/Sterben/Auferstehen das Wesen Gottes abbildet) bis zum Ende folgt. Ich gebe dir Recht: Wir können Gott von uns aus nicht denken. Darum ja gerade dieses ganze Offenbarungstheater mit dem Buch und dem Menschen, in denen Gott sein Wesen für uns abbildete.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Deshalb folge ich persönlich der negativen Theologie und möchte gerne alle Attribute von Gott fernhalten. Und deshalb nenne ich ihn am redlichsten ein Nichts, also ein Nichts für unser Denken und für unsere Erkenntnis.
    Mit dem, was ich von dir verstanden hab, kann ich das guten Gewissens stehen lassen. Dennoch hoffe ich, dass das Nichts in deinem Denken im Laufe der nächsten Zeit mit Erkenntnis ausgefüllt, ja, voll erfüllt wird. Ich stelle mir vor bzw. rechne mir aus, dass der tiefste Frieden, den jemand kennt, der Gott als "überseiende Nichtheit" erlebt, dementsprechend in völliger Leere besteht. Und diesen Frieden halte ich auch tatsächlich für viiiel besser als den "Frieden", den die "Fülle dieser Welt" zu bieten hat. Aber angesichts der Fülle des Reiches Gottes eben trotzdem nur für die zweitbeste Wahl. Und dir, Provisorium, wünsche ich nach diesen Gesprächen das Beste, das Allerbeste; nicht das Zweitbeste.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    So ist's fein christlich! Also so haben das die Theologen der Scholastik auch gemacht und so kann man das auch machen. Das was die Griechen mit z.B. Nous bezeichneten, wird dann z.B. zum Sohn, weil er ja das Wort ist und Wort ist auf griechisch der Logos und der Logos ist der Ideenkosmos, also der Nous. Siehste, so einfach ist das! :-)
    Dann haste mich jetzt also umgeschichtet von der Fundamentalistenschublade in die Scholastikschublade? Oder ist das bei dir alles die "große graue Tonne"? Wie lange hab ich Zeit, bis bei euch der Müll abgeholt wird? ;)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Uiii, du schlimme Sünderin! ;-) Platon überflüssig? Also da bekomme ich ja gleich einen Herzkasper! Aber wenn du meinst.... Jetzt weiß ich zumindest wie es sich für euch anfühlt, wenn ich Paulus kritisiere, bzw. ihn für überflüssig erkläre! :-).
    Oh. Das war nicht meine Absicht. Das ist ein zwielichtiges Gefühl, gell?: Vom Herzen her fühlt man sich regelrecht persönlich verletzt, vom Kopf her sieht man, wie wenig der andere doch von dem verstanden hat, was er kritisiert. Ein bisschen, wie man sich als Erwachsener fühlt, wenn ein pubertierender Jugendlicher den Punkt, gegen den er aufsteht, gar nicht im größeren Zusammenhang erkannt hat. Ich kann das sehr gut verstehen. Man kann darauf entweder mit einem verletzten Herz reagieren (emotional) oder mit dem nüchternen Verstand (überheblich) oder mit einem verständigen Herz. Letzteres - das Verstandsherz oder den Herzensverstand - kennen wir gar nicht, ja schon die Vokabel ist uns fremd. Die Bibel hat dafür aber eine Vokabel, eine Hebräische: lebab. Es ist das Wort, das von den Übersetzern mit "ganzes, Herz, ganze Seele, ganzer Verstand, ganze Kraft" wiedergegeben wurde. Das Wort, mit dem wir laut dem ersten und wichtigsten Gebot Gott lieben sollen (und unseren Nächsten wie uns selbst).

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Trotzdem kann ich mir eins nicht verkneifen: Platon hat noch soooo viel mehr gesagt und gedacht, da kommt der gute Mose aber nicht mehr mit...
    Es sei dir gestattet; ich könnte es mir wahrscheinlich auch nicht verkneifen, wenn ich du wäre. :) Wenn du willst, leg mir ruhig den nächsten Platon-Brocken vor! Piece-by-piece beiße ich mich mit meiner Bibel da schon durch. Oder besser: peace-by-peace. Nur nicht zuviel auf einmal, sonst verliere ich die Lust.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ja schön, gell! Aber die "überseiende Nichtheit" drückt in meiner persönlichen Vorstellung nicht die Abwesenheit der Offenbarung Jahwes aus, sondern ist halt nur ein Hilfsbegriff, um irgendwie über Gott sprechen zu können. Aber du darfst das natürlich auch gerne so verstehen, wie du es verstehen magst.
    Das ist vollkommen logisch. Wie könnte die überseiende Nichtheit ohne Offenbarung Jahwes auch als Abwesenheit der Offenbarung Jahwes erkannt werden? Das wäre ja, wie wenn man ohne die Offenbarung des Lichts die Dunkelheit als Dunkelheit erkennen könnte. Das kann gar nicht funktionieren. Ja, ich mag es jetzt erst mal so verstehen. Vielleicht verwerfe ich es wieder, aber aktuell ist mir dieses Verständnis als gemeinsame Gesprächsgrundlage nützlich.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ja gut, kein Problem. Deshalb habe ich ja gefragt, ob da überhaupt ein Interesse besteht. Allerdings muss ich noch kurz darauf aufmerksam machen, dass man z.B. den Johannesprolog nur dann richtig verstehen kann, wenn man Platon verstanden hat. Das ist nämlich reinster Platonismus und Johannes denkt da überdeutlich platonisch! Das hat der Kerl recht häufig getan...
    Du sagst hier gerade sowas wie "der Vater kommt ganz nach dem Sohn" oder "der Baum fällt nicht weit vom Apfel". Aber ich versteh dein Kauderwelsch einigermaßen. Ich bin Fremdsprachensekretärin ;)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Nö gar nicht. Meine Eltern sind zwar katholisch und evangelisch, haben aber mit Glauben nicht soviel am Hut. Also meine Mutter schon ein bisschen, aber das ist rein gar nicht in die Erziehung eingeflossen, da habe ich gar nichts von Gott oder der Bibel erfahren. Das habe ich alles für mich selbst entdeckt.
    Ich möchte jetzt gern die Frage stellen, die es für dich nicht gibt. Darf ich sie trotzdem stellen? Ich stelle sie jetzt: "_______?"

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ich muss bisschen arbeiten. Aber schlaf du doch gut und ein bisschen für mich mit...:-)
    Hab ich gemacht. Hab ich dich ausgeschlafen?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Wie kommst du denn jetzt darauf? Wieso sollte er die provisorische Welt platt machen? Ich steh' gerade auf dem Schlauch. Und was für einen Tempel meinst du denn? Der Tempel ist doch nach christlicher Vorstellung die Seele des Menschen.
    Keine Ahnung, was der Tempel nach christlicher Vorstellung ist. Du kennst die christliche Vorstellung besser als ich :) Meinem persönlichen Verständnis nach ist der Tempel nicht die Seele des Menschen, sondern Jesus Christus in der Seele des Menschen. ER wurde in drei Tagen wieder aufgebaut, nachdem er abgerissen wurde und ER wird auch in der Menschenseele wieder aufgebaut, nachdem er dort niedergerissen wurde. Und letztlich wird auch ER in der Menschheit insgesamt wieder aufgebaut, nachdem Gott in ihr niedergerissen wurde. "Jedes Knie wird sich beugen, jede Zunge wird bekennen" - ich hatte gerade dieses Lied im Ohr. Ich habe angefangen, für dich zu glauben und freue mich jetzt schon an dem, was noch nicht ist.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Bekomme ich da etwa eine neue? Hast du da exklusive Informationen, die ich noch nicht habe? Dann erzähl mal bitte...
    Lies doch selbst: 2. Korinther 5,17. Meine Informationen sind nicht exklusiv. Sie wurden in aller Öffentlichkeit bekannt gegeben. :)

    Liebe Grüße
    Frau Shane

  9. #49

    Standard

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Hallo Stella,

    ich bin eine christliche Fundamentalistin der evangelikalen Fraktion.
    Liebe Grüße
    Frau Shane
    Hallo Frau Shane,

    herzlich willkommen im Forum! Ich habe eben Deine Beiträge hier mit Sympathie gelesen. Ich möchte aber nicht auf Einzelheiten eingehen. Ich denke, dass mit Dir ein wirklich fruchtbares Gespräch möglich ist, da Du nicht nur die Bibel ernst nimmst, sondern auch einen wachen Verstand hast und über die Probleme des Christseins und des Lebens Dir Gedanken machst - etwas, was man eigentlich bei "Fundamentalisten" selten erlebt. Da heißt es immer in der Bibel steht...

    Fang doch einfach mal in einem gesonderten thread mit Deinen Fragen/Anliegen über Du Dich austauschen möchtest, an.

    Liebe Grüße,

    Digido

  10. #50
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    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Bewusst will das niemand, aber unbewusst wollen das sehr viele. Sehr, sehr viele. Ich glaube, dass ausnahmslos jeder, der Diskussion sucht, worüber auch immer, entweder überzeugen oder überzeugt werden möchte.
    Das wird es sicher geben, aber das dies ausnahmslos der Fall sein soll halte ich für nicht sehr realistisch. Und spätestens im Zusammenhang mit Mission, also religiösen Überzeugungen, wollen ganz viele Menschen erst gar nicht eine Diskussion beginnen. Frag' mal die Zeugen Jehovas...;-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Und ich kenne extrem viele Menschen, die von ihren eigenen Überzeugungen nicht restlos überzeugt sind und trotzdem - oder gerade darum - Diskussion suchen, bis hin zu Streit. In all diesen Menschen steckt aus meiner Sicht das Bedürfnis, überzeugt zu werden (wovon auch immer ... wenn sie Diskussion mit bibeltreuen Christen suchen, dann vielleicht von der Bibel; wenn sie Diskussion mit überzeugten Persil-Nutzern suchen, dann vielleicht von einem Waschmittel).
    Das ist ja grundsätzlich auch eine feine Sache, wenn man in seinem Leben Raum für Zweifel lässt, also nicht restlos überzeugt ist. In meinem Leben gab es recht viele Überzeugungen, die dann irgendwann doch wieder in Zweifel gezogen wurden. Mittlerweile habe ich aber gelernt, nicht alles ganz genau wissen zu können und also auch immer ein Stückweit im Zweifel zu leben und finde das gar nicht so schlimm.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ha ha, ich und organisiert! ;)
    Ich wusste gar nicht, dass das so ein Brüller ist...Bist du so unordentlich?

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ich finde menschlich organisierte Mission ganz schrecklich. Ich schäme mich für die marktschreierischen Straßenmissionare mit ihren "Jesus lebt"-Flyern. Ich distanziere mich allerdings nur von der Form, nicht vom Inhalt. Ich selbst "missioniere" nur, wenn die Person selbst mir einen Auftrag dazu erteilt. Das gehört für mich zum freien Willen mit dazu, den Gott dem Menschen gegeben hat.
    Verstehe ich dich also richtig, dass du glaubst, dass der Mensch einen freien Willen hat und es also keine Prädestination gibt? Ich frage, weil ich doch so einige Christen kenne, die nicht daran glauben, dass sich der Mensch frei für oder gegen Gott entscheiden kann, weil er eben prädestiniert ist, also eventuell nicht dafür vorherbestimmt ist, sich für Gott entscheiden zu können.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Manche halten ja den Missionsauftrag von Jesus für ausreichend, um Hans Wurst, den Nachbarn, ungefragt zuzupredigen. Ich glaube eher, dass dieser Auftrag von Jesus ein allgemein erteilter Auftrag war und für mich als Christ erst mal nur bedeutet, dass ich einen Teil meiner Ressourcen freihalten muss, damit, wenn Hans Wurst, der Nachbar, kommt und den Auftrag abfragt, ich bereit bin, mich auf ihn einzulassen. Musst dir mal die ersten Kriege bei der Landnahme anschauen (zuerst noch unter Mose: König Og/König Sihon): Gott hat gesagt "Ihr sollt kämpfen, ich gebe sie in eure Hand!" und Israel hat was getan? ... nichts. Bis der Gegner angriff. Ja ganz Recht: Israel bekam den Auftrag zu kämpfen und daraufhin hat der Gegner angegriffen! Genauso halte ich es auch mit meiner "Mission": Ich bekam von Jesus den Auftrag zu überzeugen, und wer überzeugt werden will, wird mich angreifen. :)
    Aha? Na dann hoffe ich aber, dass du meine Worte nicht als Angriff betrachtest! :-) Also ich will ganz sicher bitte nicht missioniert, noch von irgendwas überzeugt werden und ich will auch niemanden von meinen Vorstellungen überzeugen. Ich suche hier lediglich Austausch.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ist doch mit Erlösung genau das gleiche, darum habe ich das Beispiel ja gewählt: Man kann nur erlöst werden, wenn man erlöst werden will. Es nicht zu wollen, ist zwar absurd (so absurd wie nicht gesund werden zu wollen), aber ja: wenn es jemand nicht will, kann man da nix machen. Mir ist tatsächlich mal jemand begegnet, der fortwährend seine Glaubensfragen an mich richtete, aber vehement nicht "missioniert" werden wollte. Er fühlte sich angezogen von meiner Erlösung, so schien mir, wollte aber ausdrücklich nichts von meinem Erlöser wissen. Nun, was soll ich da machen? Ich habe seine Glaubensfragen irgendwann fallen gelassen, obwohl ich sie vielleicht noch ein Stück weit hätte beantworten können. Aber was soll ich meine Zeit verplempern mit "Interessenten", die immer wieder Angebote von mir einholen, aber ausdrücklich gar nicht haben wollen, was ich anbiete!? Es ist ihre Verwirrung, nicht meine. Mögen sie doch ihre eigene Zeit damit vergeuden.
    Na vielleicht hättest du in diesem Fall einmal deine persönlichen Überzeugungen hinterfragen sollen? Der gute Mensch wollte vielleicht nur wissen, wie so ein Christ tickt und aber gar nicht missioniert werden?

    Weißt du, Mission hat etwas Manipulatives, oder kann es zumindest haben. Für gewöhnlich will der Missionierende ja etwas ganz Bestimmtes erreichen und wenn das dann aber nicht klappt, dann wird der Missionierende sauer. So wie du wohl auch in deinem Beispiel? Nebenbei, hast du innerlich große Freude daran andere Menschen von deinen Überzeugungen zu überzeugen? Und ist es für dich sehr unangenehm, wenn es mal nicht klappt?

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Okay, dann bist du jetzt der "modifiziert neuplatonische Philosoph", sehr gerne. Du bist allerdings bisher der Einzige in dieser Schublade. Ich kenne sonst keinen modifiziert neuplatonischen Philosophen. Aber das macht dich für mich zumindest schon mal unvergleichbar. ;)
    Ja fein, aber ich bin kein Philosoph. Ich bin nur ein gläubiger Mensch in der Tradition des modifizierten Neuplatonismus. :-) Ach nenn mich einfach Provisorium, oder auch gerne Bruder! Meiner persönlichen Überzeugung nach sind wir nämlich tatsächlich Geschwister, selbst wenn du ganz anders glauben solltest. Geschwister wird man nämlich nicht aufgrund seiner persönlichen Überzeugungen, sondern aufgrund der Herkunft und die ist bei allen gleich - Homo Divinus...;-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Du gefällst mir, Provisorium! Du hast dich hier gerade angreifbar und verletzbar gemacht vor mir. Ich habe nun den Eindruck, dass du gute Absichten hast - und für diesen Eindruck hat es sich gelohnt, dir diese Frage zu stellen. Er bedeutet mir in diesem aktuellen Moment tatsächlich mehr als der passende Schlüssel für meine Frage.
    Ich versichere dir, dass ich keine schlechten Absichten habe und verletzlich bin ich grundsätzlich. Das ist eine meiner großen Stärken. :-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Das glaub ich dir ja. Ich versteh es nur nicht. Mir wäre abgrundtief langweilig, wenn das hier (der Kaffee, den ich gerade trinke ... das Flugzeug, das gerade über mir fliegt ... der sanfte Wind in meinem Nacken ... das Gespräch, dass ich gerade mit einem Unbekannten führe) wirklich alles wäre und alles einfach nur so, ohne Sinn. Das wäre für mich eigentlich das Hoffnungsloseste, was ich über diese Situation denken könnte.
    Aber wieso denn? Wenn das Leben ohne Warum ist, ist es ja nicht völlig sinnlos, sondern es hat seinen Sinn in sich selbst - das Leben ist Selbstzweck.

    Weißt du, das Ideal das ich anstrebe ist die Gelassenheit, der Gleichmut. Ich will das Leben nicht anhand meiner Emotionen und persönlichen Befindlichkeiten bewerten. Ich will das Leben um des Lebens Willen lieben, ganz egal welche Gefühle es momentan in mir auslöst. Das ist nicht langweilig, das ist tief empfundene Dankbarkeit, dass ich leben darf...

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ich denke über die Situation anders: Ich bin sehr gespannt, was wir beide uns im Rückblick auf unser Leben zu erzählen haben, wenn wir uns als Auferstandene in der himmlischen Stadt begegnen. Was ich dir rückblickend wohl gegeben habe und du mir? So ganz vom Ende aus betrachtet, meine ich; wenn der Gesamtzusammenhang des eigenen Lebens klar ist. Wie groß wird dann wohl die Auswirkung sein, die wir - im Rückblick erkennend - auf das Leben des anderen hatten durch diese flüchtige, unbedeutend scheinende, niemals außerhalb eines Internetforums stattgefundene Begegnung? Ich freue mich total auf diesen Rückblick auf mein Leben! Es wird sein, wie wenn ich ein Buch lese, das genau von meinen persönlichen Lebensthemen handelt und das ganz viele überraschende Details und Perspektiven enthält und perfekt geschnürte Zusammenhänge, die beim Lesen erst mal völlig wirr erscheinen, aber am Ende zu einem riesengroßen Ganzen aufgehen - und ich werde stolz sein, weil ich selbst dieses Buch geschrieben haben werde mit meinem Leben ... ohne zu wissen, was ich eigentlich genau tue. Und dann werde ich Leuten begegnen, die in mein Buch verwickelt waren - dir zum Bespiel - und du hast selbst ein Buch, in das ich verwickelt war, und wir reden ... jahrelang ... über unsere Bücher, übers Bücherschreiben an sich, über das Buch Gottes, in das wir alle verwickelt waren ... wir reden einfach und beten Gott an für sein allumfassendes (uns alle umfassendes) Meisterwerk. Willst du nicht auch lieber einen Sinn haben?
    Ich wünsche dir wirklich von Herzen, dass für dich am Ende alles in einem riesengroßen Ganzen aufgeht und alles seinen Sinn haben wird, aber für mich persönlich ist es das Nun, der Moment, der Augenblick der seinen Sinn in sich selbst trägt und ich glaube nicht an eine Rückschau.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Wow! Du hast mir gerade gesagt, dass du es als Gottes Wille für dein persönliches Leben und als Gebetserhörung betrachtest, dass ich deinen Weg gekreuzt habe und dir meine bibelfundamentalistischen Ansichten näherzubringen versuche. Nachdem ich meinerseits ja zu der persönlichen Überzeugung gelangt bin, dass du an den gleichen Gott glaubst wie ich und dir lediglich dessen Offenbarung abwesend erscheint (die ich genau in dem sehe, was ich dir näherzubringen versuche), halte ich das tatsächlich auch für möglich. (PS: Du willst nicht wissen, was ich immer wieder bete ... ;))
    Ja selbstverständlich! Wollte Gott nicht, dass wir uns hier unterhalten, dann würden wir uns nicht unterhalten. Ich persönlich sehe das wirklich so. Aber man darf das sehr gerne auch anders sehen! Ich kann das schon verstehen wenn jemand sagt, dass das und das, was geschehen ist, niemals Gottes Willen sein konnte. Sowas kann man meiner Meinung nach immer nur für sich persönlich sagen und nicht verallgemeinern.

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    Ich weiß und respektiere, dass du meine persönliche Überzeugung über dich nicht teilst, aber du musst doch zugeben, dass sie schlüssig ist und aufgrund ihrer Schlüssigkeit auch irgendwie rechtfertigt, dass ich an ihr festhalte, oder?
    Was ist denn deine Überzeugung über mich? Das habe ich leider noch nicht ganz verstanden?

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    Reicht es dir immer noch? Dann habe ich vielleicht die Schönheit der Warum-Frage noch nicht gut genug herausgestellt. :)
    Ja, mir reicht es! Bzw. ich bin persönlich restlos davon überzeugt, dass das Leben ohne Warum ist, dass es Selbstzweck ist.

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    Darum ist Gott doch extra Mensch geworden, Provisorium! Damit wir "erlöst" werden von unserer Beschränktheit, ihn nicht erkennen zu können: "Wer mich sieht, der sieht den Vater!" (Joh14,9). Genau darum sagt Jesus meiner Meinung nach auch: "Niemand kommt zum Vater denn durch mich!" (Joh14,16). Es kommt niemand zum Vater (mit seinen Gedanken) außer indem er dem Gedankengang "Jesus Christus" (dessen Leben/Sterben/Auferstehen das Wesen Gottes abbildet) bis zum Ende folgt. Ich gebe dir Recht: Wir können Gott von uns aus nicht denken. Darum ja gerade dieses ganze Offenbarungstheater mit dem Buch und dem Menschen, in denen Gott sein Wesen für uns abbildete.
    Ne, das überzeugt mich so gar nicht! Diese ganze Vermenschlichung Gottes ist mir ausgesprochen suspekt, ich weiß nicht was das soll. Ist es nicht viel überzeugender, dass grundsätzlich in jedem Menschen "etwas Göttliches steckt", das dem einen mehr und dem anderen weniger zu Bewusstsein kommt und er dann entsprechend seines individuellen Bewusstseins sein Leben lebt? Jesus hat sich mit Gott in der Einheit betrachtet, aber ist das wirklich so außergewöhnlich und einmalig? Ist es nicht vielmehr der "Normalzustand" für einen spirituellen Menschen?

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Mit dem, was ich von dir verstanden hab, kann ich das guten Gewissens stehen lassen. Dennoch hoffe ich, dass das Nichts in deinem Denken im Laufe der nächsten Zeit mit Erkenntnis ausgefüllt, ja, voll erfüllt wird. Ich stelle mir vor bzw. rechne mir aus, dass der tiefste Frieden, den jemand kennt, der Gott als "überseiende Nichtheit" erlebt, dementsprechend in völliger Leere besteht. Und diesen Frieden halte ich auch tatsächlich für viiiel besser als den "Frieden", den die "Fülle dieser Welt" zu bieten hat. Aber angesichts der Fülle des Reiches Gottes eben trotzdem nur für die zweitbeste Wahl. Und dir, Provisorium, wünsche ich nach diesen Gesprächen das Beste, das Allerbeste; nicht das Zweitbeste.
    Das ist sehr lieb von dir! Aber es ist nicht die völlige Leere, die ich suche, sondern die Seligkeit und da es heißt, dass die geistig Armen selig sein werden, will ich geistig arm sein. Geistige Armut ist etwas anderes als völlige Leere, sie ist vielmehr ein zurückgehen zum Ursprung, in dem ich war was ich war, ich weiß nicht was. Und als ich war was ich war, da wollte ich auch nichts, da wusste ich nichts, da hatte ich nichts - nichts, als was ich war. Dementsprechend mag ich nur wieder nach Hause!

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Dann haste mich jetzt also umgeschichtet von der Fundamentalistenschublade in die Scholastikschublade? Oder ist das bei dir alles die "große graue Tonne"? Wie lange hab ich Zeit, bis bei euch der Müll abgeholt wird? ;)
    Ne, du bist immer noch in der Fundi-Schublade, aber ich wollte dir nur sagen, das du wohl teilweise auch scholastisch denkst!

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Oh. Das war nicht meine Absicht. Das ist ein zwielichtiges Gefühl, gell?: Vom Herzen her fühlt man sich regelrecht persönlich verletzt, vom Kopf her sieht man, wie wenig der andere doch von dem verstanden hat, was er kritisiert. Ein bisschen, wie man sich als Erwachsener fühlt, wenn ein pubertierender Jugendlicher den Punkt, gegen den er aufsteht, gar nicht im größeren Zusammenhang erkannt hat. Ich kann das sehr gut verstehen. Man kann darauf entweder mit einem verletzten Herz reagieren (emotional) oder mit dem nüchternen Verstand (überheblich) oder mit einem verständigen Herz. Letzteres - das Verstandsherz oder den Herzensverstand - kennen wir gar nicht, ja schon die Vokabel ist uns fremd. Die Bibel hat dafür aber eine Vokabel, eine Hebräische: lebab. Es ist das Wort, das von den Übersetzern mit "ganzes, Herz, ganze Seele, ganzer Verstand, ganze Kraft" wiedergegeben wurde. Das Wort, mit dem wir laut dem ersten und wichtigsten Gebot Gott lieben sollen (und unseren Nächsten wie uns selbst).
    Das hast du sehr schön gesagt! Aber mir geht es dabei um etwas anderes. Das Christentum ist eine Melange aus jüdischem Geist und griechischen Geist, eine gar wilde Mischung. Ohne Platon geht da aber gar nix. Wer zum Beispiel den Johannesprolog ohne Platon verstehen will, der wird ihn nicht richtig verstehen. Dieser Tatsache sollte man sich meiner Meinung als Christ stellen, aber viele Christen wollen von Platon gar nix wissen und das verstehe ich nicht!

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Es sei dir gestattet; ich könnte es mir wahrscheinlich auch nicht verkneifen, wenn ich du wäre. :) Wenn du willst, leg mir ruhig den nächsten Platon-Brocken vor! Piece-by-piece beiße ich mich mit meiner Bibel da schon durch. Oder besser: peace-by-peace. Nur nicht zuviel auf einmal, sonst verliere ich die Lust.
    Keine Sorge, ich lass ihn soweit möglich einfach draußen!

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Das ist vollkommen logisch. Wie könnte die überseiende Nichtheit ohne Offenbarung Jahwes auch als Abwesenheit der Offenbarung Jahwes erkannt werden? Das wäre ja, wie wenn man ohne die Offenbarung des Lichts die Dunkelheit als Dunkelheit erkennen könnte. Das kann gar nicht funktionieren. Ja, ich mag es jetzt erst mal so verstehen. Vielleicht verwerfe ich es wieder, aber aktuell ist mir dieses Verständnis als gemeinsame Gesprächsgrundlage nützlich.
    Na wenn es dir nützlich ist, dann solltest du es auch nicht verwerfen!

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Du sagst hier gerade sowas wie "der Vater kommt ganz nach dem Sohn" oder "der Baum fällt nicht weit vom Apfel". Aber ich versteh dein Kauderwelsch einigermaßen. Ich bin Fremdsprachensekretärin ;)
    Ne, was ich sagte war, dass man große Teile der Bibel nur dann richtig verstehen kann, wenn man sie platonisch versteht! Das ist auch immer so gemacht worden, nur wissen das heutzutage ganz viele Menschen nicht, dass sie da platonisch denken. Das Christentum hat Platon vereinnahmt und irgendwie zurechtgedeutet und heute wähnen dann manche Gläubige, dass sie es mit einer Offenbarung zu tun haben, aber das ist ein Irrtum! Es ist keine Offenbarung, es ist natürliche Evolution!

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ich möchte jetzt gern die Frage stellen, die es für dich nicht gibt. Darf ich sie trotzdem stellen? Ich stelle sie jetzt: "_______?"
    _________! :-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Hab ich gemacht. Hab ich dich ausgeschlafen?
    Ja, hattest du fein gemacht! Dankeschön!

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Keine Ahnung, was der Tempel nach christlicher Vorstellung ist. Du kennst die christliche Vorstellung besser als ich :) Meinem persönlichen Verständnis nach ist der Tempel nicht die Seele des Menschen, sondern Jesus Christus in der Seele des Menschen. ER wurde in drei Tagen wieder aufgebaut, nachdem er abgerissen wurde und ER wird auch in der Menschenseele wieder aufgebaut, nachdem er dort niedergerissen wurde. Und letztlich wird auch ER in der Menschheit insgesamt wieder aufgebaut, nachdem Gott in ihr niedergerissen wurde. "Jedes Knie wird sich beugen, jede Zunge wird bekennen" - ich hatte gerade dieses Lied im Ohr. Ich habe angefangen, für dich zu glauben und freue mich jetzt schon an dem, was noch nicht ist.
    Wo ist da jetzt der Unterschied? Wenn für dich Jesus Christus in der Seele der Tempel ist, dann ist doch erst einmal ganz grundsätzlich die Seele der Tempel, oder? Also die Seele ist der Tempel und dann wohnt da jemand oder etwas drin. In dir wohnt Jesus in diesem Tempel, aber für andere wohnt vielleicht jemand anderes in dem Tempel, Jahwe zum Beispiel? Dadurch das Jahwe in der Seele wohnt und nicht Jesus wird der Mensch ja nicht seelenlos, oder? ;-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Lies doch selbst: 2. Korinther 5,17. Meine Informationen sind nicht exklusiv. Sie wurden in aller Öffentlichkeit bekannt gegeben
    Ach das paulinische "Christus in mir". Was muss sich der alte Paulus doch selbst verabscheut haben, dass er es nötig hatte zu einer neuen Kreatur zu werden? Also das fällt mir persönlich dazu ein! Konnte er es so schwer mit sich selbst aushalten? Scheinbar!

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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