Hallo Raven, ich möchte einmal gerade zu Ijob einiges Anmerken. Denn gerade die
Schrift Ijob wird fälschlicher Weise oftmals für die böse Macht Satans als Bezugsquelle genannt. Bei näherem Hinschauen zeigt sich jedoch, dass Satan in dieser Geschichte fast keine Rolle spielt.
Ijob trifft das Leid in einem unerwarteten Moment und Ausmaß. Gott – nicht Satan(!) schlägt Ijob (Jb. 23/16 Gott macht mein Herz verzagt, / der Allmächtige versetzt mich in Schrecken.) Gott lässt es zu, Gott ist es im Endeffekt, der Macht über Ijobs Dasein hat. Ijob selbst erkennt Gott als Ursache seines Leidens und sucht bei ihm eine Erklärung dazu. Seine Freunde geben Ijob Erklärungsmodelle, die jedoch Ijob von sich verweißt und uns davor warnen, nur all zu schnell eine Sündendiagnose für unser Schicksal zu erstellen. Ijob sucht verzweifelt nach einem Ausweg und einer Erklärung und genau hier liegt die eigentliche Dramatik der ganzen Geschichte. In diesem entscheidenden Sätzen zeigt sich das ganze Ausmaß der Katastrophe für Ijob: "Wüsste ich doch, wie ich ihn finden könnte, gelangen könnte zu seiner Stätte" + „Geh ich nach Osten, so ist er nicht da, / nach Westen, so merke ich ihn nicht, nach Norden, sein Tun erblicke ich nicht; / bieg ich nach Süden, sehe ich ihn nicht.“ (Jb. 23/3 + 8-9)
Ijob, der Mann Gottes weiß nicht wo er Gott finden kann, er der Gerechte an der Tora, weiß nicht wo er diesen Gott, dem er so aufrecht folgt, suchen soll? Satan weiß es! Hier genau an diesem Punkt zeigt sich all unser elendes Versagen, unser Vater unsere Mutter ist uns fremd oder um mit Bonhoefer zu sprechen: „Vor und mit Gott leben wir ohne Gott.“
Nach der Lehrstunde Gottes an Ijob, erklärt Ijob selbst: 42/ 5: „Vom Hörensagen nur hatte ich von dir vernommen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut.“
Was hier zum Ausdruck kommt ist ein regelrechter Generalangriff auf Gottes Urabsicht, nämlich mit dem Menschen eine liebevolle Gemeinschaft zu haben. Gott wird ohne innige Beziehung gefolgt, gleich wie ein Esel seinem Herrn folgt weil er Futter und Wasser von seinem Herrn bekommt. Doch genau hier setzt Gott an und er lässt an diesem Trennungszustand Ijob mitleiden, ja er zeigt erst Ijob auf, was es heißt aus der so frommen Geborgenheit in die Realitäten Gottes geworfen zu werden. Gottes leiden an der Abwendung des Menschen zu ihm, wird für Ijob zur erfahrbaren Realität, weil sich Gott von ihm abwendet und den Chaosmächten überlässt. Gott ließ Ijob nicht strafen, auch wenn es für Ijob so empfunden wurde, Gott lies Ijob anteilhaftig werden an dem, was Gott durch treue Menschendiener erfährt!
Wir lassen Gott leiden und dadurch leiden wir! Das Schweigen Gottes ist die Antwort auf unser Schweigen auf ihn!
Dieser Ambivalenz Gottes, die Schattenseiten und Sonnenseiten hat, müssen wir uns stellen und deren Geheimnisvolles Wirken wird uns wohl ewig in seiner Fülle verschlossen bleiben.
Jes. 45/ 7 Ich erschaffe das Licht und mache das Dunkel, / ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil. / Ich bin der Herr, der das alles vollbringt.
Hier hilft es nicht einen Satan oder „Widersacher“ vorzuschieben, Gott selbst ist die Ursache und er hat seine Vollstrecker für diese Taten.
Im Übrigen, laut ibel (A.T.) hat Gott keinen Widersacher! Wie auch, er ist einzig und niemand könnte sich mit ihm messen. Zudem wäre es schon ziemlich paradox, wenn Gott erlauben würde, dass ein Geschöpf auch Gott sein darf.
Auch am N.T. zumindest an etlichen Aussagen Jesu wird sehr deutlich, dass wir selbst auch Satan sein können. Nicht nur in Bezug auf die Titulierung des Petrus zeigt das, sondern gerade die sog. Versuchungsgeschichte Jesu zeigt, dass der innere „Schweinehund“ auch Satan sein kann.
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