Hallo saved,
was meinst Du mit "vollkommener Zuverlässigkeit"? Die Bibel ist bezüglich der Heilsaussagen vollkommen zuverlässig, schert sich aber nur wenig um historische Irrtumsfreiheit oder ein logisches Gesamtkonzept im Sinne eines Glaubenssystems. Warum sollte ich mich drum scheren und auf Krampf die Bibel glätten und anpassen wollen, wie es Fundamentalisten um jeden Preis versuchen, weil ansonsten ihre ganze Ideologie in sich zusammenfällt? Ich brauche keine perfekte Bibel, sondern die Gnade Gottes.Zitat von saved
Du hast völlig recht, wie gesagt, es geht mir eben nur um den Fundamentalismus. Ich zähle Dir gerne mal auf, anhand der sog. "Chicago-Erklärung", was mich am fundamentalistischen Verständnis stört:Zitat von saved
Persönlich lehne ich die Chicago-Erklärung als unnützes und gefährliches Erzeugnis evangelikaler US-Theologen in vielen Punkten ab. Ich befürchte, daß durch derartige Betonierungen der Bibel die Ehre Jesu Christi in Frage gestellt und gemindert wird. Nichts, keine Engel, keine Bibel, keine Kirche, keine Heiligen, darf die Ehre unseres Herrn Jesus Christus mindern. Auch die Bibel hat sich in den Schatten Jesu Christi zu stellen und darf ihm nicht als ebenbürtig bezeichnet werden, denn Jesus Christus selber ist das Wort Gottes schlechthin. Das verschweigt die Chicago-Erklärung geschickt, ein Schelm, der Böses dabei denkt. Meiner Meinung nach wird in dieser Erklärung zu wenig auf die Einzigartigkeit und Unantastbarkeit Jesu Christi Bezug genommen und stattdessen die Bibel als eine Art Ersatz verkündigt.
Woran mache ich das fest? An Aussagen wie diesen:
1."Wer sich zum Glauben an Jesus Christus als Herrn und Retter bekennt, ist aufgerufen, die Wirklichkeit seiner Jüngerschaft durch demütigen und treuen Gehorsam gegenüber Gottes geschriebenem Wort zu erweisen". - Wirkliche Christen scheinen demnach besonders selten zu sein...
2. "In Glauben oder Leben von der Schrift abzuirren ist Untreue unserem Herrn gegenüber." - Untreue gegen die Bibel ist also Untreue gegen Gott... Hier wird die Bibel m.E. unzulässig an Gottes Stelle gesetzt.
3. "Wir sind davon überzeugt, daß ihre Verwerfung bedeutet, daß man das Zeugnis Jesu Christi und des Heiligen Geistes übergeht und die Unterwerfung unter die Forderungen von Gottes eigenem Wort verweigert, die doch Kennzeichen wahren christlichen Glaubens sind." - Aha, Unterwerfung kenne ich eher als Kennzeichen islamischen Glaubens...
4. "Wir bekennen, daß die Heilige Schrift als das autoritative Wort Gottes anzunehmen ist." - Ich bekenne, daß Jesus Christus als das autoritative Wort Gottes anzunehmen ist...
5. "Wir bekennen, daß die Schrift in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen ist." - Da bekennen die Fundamentalisten mehr, als die Bibel von sich selbst bekennt.
Summa: Diese Erklärung erscheint mir als eine Anbetung der Bibel, die in starre Anweisungen und Regeln gegossen wird, das ist zumindest für mich inakzeptabel. Darum geht es, nicht um irgendeine Form von Bibelkritik, sondern um fundamentalistische Bibliolatrie, die ich für Gotteslästerung halte.
Nichts für ungut, anscheinend haben wir aneinander vorbeigeredet. Es ist niemals leicht, gerade im Internet, daß ein Mensch den anderen auf Anhieb versteht.Zitat von saved
Beste Grüße, Plueschmors.
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