Hallo Ed,
ich habe deine Ausführung mit großem Interesse gelesen, möchte aber doch noch zum besseren Verstehen ein, zwei Fragen stellen. Du schreibst am Anfang steht die Taufe. Diese ist – sofern ich dich richtig verstehe - zugleich der entscheidende Moment in dem man einen, in deinen Worten, juristischen Vertrag mit Jesus eingeht und dem Menschen einen „neuen Status“, nicht aber eine neue Natur verleiht. Und wenn ich dich richtig verstehe, dann erfordert dies nichts weiter als Glauben, aber nicht zwingend Liebe, und damit – insofern eine Liebe nicht vorausgesetzt wird, wohl aber eng damit verbunden wäre – wohl auch (noch) keine Begeisterung für ein Leben in der Nachfolge Jesu. Und erst in einem zweiten Schritt kommt dann der Heilige Geist über den Menschen, der ihn zur Einsicht in das Wort Gottes bringt, und schließlich in einem dritten Schritt dann die Befähigung zur Liebe.
Daraus resultierend ergeben sich für mich folgende Fragen.
1. Sofern Liebe erst an dritter Stelle und infolge des Heiligen Geistes ausgegossen wird – meint dies explizit die Liebe Gott gegenüber, oder umfasst dies jede Form der Liebe. Oder anders gefragt, zu welcher Liebe ist ein Mensch ohne den Heiligen Geist nicht fähig?
2. Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist die Taufe selbst keine Wiedergeburt, aber eine notwendige Voraussetzung, um diese überhaupt erhalten zu können. D.h. Du vertrittst auch jene Position, nach der eine Hinwendung zu Jesus ohne Taufe ebenso ohne Wirkung bleiben wird, wie eine Taufe ohne echte Begeisterung für eine Nachfolge Jesu? Aber wenn ich dich richtig verstehe, dann im ersteren Fall weil die juristische Voraussetzung (die Taufe) fehlt, in zweitem Fall, weil die gegebene Voraussetzung nicht genutzt wird. Was ist dann für die Taufe als Akt deiner Auffassung nach notwendig? Gilt es besondere "Formalien" einzuhalten?
3. Da die Kenntnis Gottes erst und allein aus der Schrift möglich ist, zum Verständnis der Schrift aber allein der Heilige Geist befähigt, dieser aber wiederum erst die Folge der Taufe ist, welche bei dir ein juristischer Akt ist, bedeutet das unterm Strich doch auch, dass ich - überspitzt formuliert - einen „juristischen“ und „rechtsverbindlichen“ Vertrag eingehen muss, ohne den Vertragspartner, den genauen Vertragswortlaut und damit ohne meine vertraglichen Verpflichtungen genau zu kennen.... kurz es wäre also ein „kindliches“ Vertrauen vorauszusetzen, oder?
4. Folgt nicht weiter, dass selbst ein (fiktiv angenommener) antichristlichen Attentäter, der zum Zwecke der Infiltration sich in einer christlichen Gemeinde taufen lässt und als antichristlicher Mensch zwar an Jesus glaubt, ihn und seine Jünger aber hasst, mit der Taufe zwar ein (wechselseitiges) „gesetzliches Verfügungsrecht“ über Jesus haben würde, (weil ja allein der Glaube entscheidet?) dennoch aber nicht wiedergeboren wird, weil er keine persönliche Beziehung mit Jesus eingehen will?
5. Wenn dieser „rechtliche Anspruch“ wechselseitig ist, also wie du schreibst mit der Taufe auch Jesus das Recht auf „uns“ hat, was beinhaltet dieses Recht genau? Und welche Rechte hat Jesus gegenüber Nicht-Getauften nicht bzw. welches Recht "fehlt" ihm hier?
Und abschließend noch eine Frage mit Blick auf einen früheren Post: In diesem schreibst du, dass es einen Unterscheid zwischen Bekehrung und Wiedergeburt gibt, bzw. dass eine Bekehrung noch keine Wiedergeburt darstellt. Und weiter schreibst du, dass „Wir (...) bei der Wiedergeburt eine neue Natur bekommen (haben), die Natur Gottes. Wir sind fähig zu lernen dieser Natur entsprechend zu leben. Dazu muß man aber entsprechende Nahrung haben. Und diese Nahrung ist das Wort Gottes.“
Wenn ich nun versuchen würde deine Vorstellung mit eigenen Worten zu formulieren, dann käme ich auf folgende Reihenfolge:
1. Taufe aus Glauben (=Bekehrung)
2. Wunsch nach einer persönlichen Beziehung zu Jesus
3. Dankbarkeit (ggf. verbunden mit der Einsicht, dass Vergebung nicht länger notwendig weil bereits gegeben ist)
4. Ausschüttung des Heiligen Geistes (=Verleihen der neuen Natur) als Gnadenakt Gottes
5. Verstehen der Bibel
6. Nähren der neuen Natur durch Lektüre der (nun richtig verstandenen) Schrift
7. Einsicht in den eigenen Stand als Heiliger (=Annahme der neuen Natur)
8. Apotheose
Ist dies so ungefähr richtig? Und nur zum besseren Verständnis – von dem Wunsch nach einer persönlichen (aber recht undefinierten) Beziehung zu Jesus abgesehen, inwiefern spielt Jesus hier eine entscheidende Rolle?
Viele Grüße
Kaspar
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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