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  1. #1

    Standard "Ein" Herr, "ein" Glaube, "eine" Taufe... Alles zersplittert?

    Ihr Lieben,

    das Christentum ist keine einheitliche Lehre, im Gegenteil begegnen uns die unterschiedlichsten Meinungen und Ansichten unter den Christen und doch berufen sich alle darauf, vom Heiligen Geist geleitet und mit Gott persönlich verknüpft zu sein. Streift man allerdings durch christliche Foren, fällt einem vor allem eines auf, nämlich die beständige Uneinigkeit in Fragen der Interpretation der Schrift. Warum herrscht diese Unklarheit? Wie kann es sein, daß Christen sogar völlig gegensätzlicher Meinung sind? Sind die Worte der Bibel entweder nicht klar genug? Führt der Heilige Geist die Gläubigen individuell? Oder hat Gott mit der Bibel eine ganz andere Absicht? Will er uns etwa im Streit über Worte prüfen, ob uns Worte oder der Mensch wichtiger ist?

    Wie empfindet Ihr die von vielen Christen doch recht schmerzhaft empfundene Zertrennung unter den Christen?

    Liebe Grüße, Plueschmors.

  2. #2

    Standard

    "Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist;
    ein Herr, ein Glaube, eine Taufe,
    ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist." (Eph. 4:4-6)

    Hier haben wir sieben Punkten. Betrachten wir sie mal Punkt für Punkt:

    1. Ein Leib. Die Idee einer neuen Gesellschaftsform, einer Gemeinschaft, die ein Organismus ist, und keine Ogranisation nach der Art dieser Welt.
    Denn diese Gemeinschaft soll das Reich Gottes sein, von dem Jesus sagte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt."
    Seltsamerweise wird diese seine Aussage so verstanden, daß das Reich Gottes nicht auf dieser Erde sein wird. Aber das hat Jesus hier nicht gesagt, sondern daß die Idee des Reiches Gottes nicht von dieser Welt ist.
    Daß dieses Reich Gottes aber auf dieser Erde sein soll und wird, sehen wir aus dem Gebet "Vater unser": "Dein Reich komme". Wohin? Auf diese Erde, was folgende Worte auch zum Ausdruck bringen: "Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde."
    Das Reich Gottes ist da wo der Wille Gotes geschieht.
    Im Himmel geschieht der Wille Gottes immer. Selbst Satan tut nichts ohne Gottes Erlaubnis.
    Jetzt muß der Mensch noch dazu gebracht werden.
    Und dazu hat Gott die Gemeinde, den Leib Christi ins Leben gerufen, als eine neue Schöpfung. Etwas komplett Neues, was früher noch nie gab. Eine Gemeinschaft der Heiligen, der Kinder Gottes, in der es keine Rassen- Kasten- Stände- Klassen- und Geschlechtsunterschiede mehr gibt, sondern alle sind Brüder (und Schwestern). Eine Gemeinschaft, die wie ein Organismus, wie ein Leib funktioniert.

    Ein Auto z.B. besteht aus Teilen, die extra für dieses Auto gefertigt wurden.
    So besteht auch der Leib Christi, die Gemeinschaft der Heiligen, aus Heiligen, die extra zu diesem Zweck geheiligt wurden. Vollkommen.
    Etwas, was keiner verdient, sondern aus Gnade empfangen hat, als Geschenk.
    Jetzt heißt es, unsere alte Position aufgeben, verleugnen, und sich der neuen bewußt sein, sich dafür halten, darin feststehen.
    Und den Leib Christi aufbauen.

    Aber aufbauen nicht nach der Art dieser Welt oder eigenem Gutdünken, sondern streng nach dem Wort Gottes.
    Die Stiftshütte, die ein Schattenbild auf die Gemeinde war, wurde nach den vorgegebenen Maßen gebaut.
    So hat Gott auch für die Gemeinde in seinem Wort "Maßen" vorgegeben. Alles, was diesen "Maßen" nicht entspricht, wird abgebrochen.
    Ein Archtekt plant das ganze Haus vor seinem Bau. Und der Baumeister muß sich an den Plan halten, sonnst gibt es Probleme.

    2. Ein Geist.
    "Und auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht des Herrn." (Jes. 11:2)
    "... und ich werde von dem Geist nehmen, der auf dir ist, und auf sie legen ..." (Num. 11:17)
    "Und ich werde ihnen ein Herz geben und werde einen neuen Geist in ihr Inneres geben, und ich werde das steinerne Herz aus ihrem Fleisch entfernen und ihnen ein fleischernes Herz geben,
    damit sie in meinen Ordnungen leben und meine Rechtsbestimmungen bewahren und sie befolgen." (Hes. 11:19-20)

    Der Heilige Geist ist also nicht dazu gegeben um die Schrift zu ersetzen, sondern um sie zu verstehen und zu befolgen.
    Es ist der Geist der Weisheit und des Verstandes, des Rates und der Kraft, der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.
    Wir bekommen das alles aber nicht auf Fingerschnips, sondern nur wenn wir danach suchen. Wer suchet der findet. Wo? Im Wort Gottes mit Gebet.
    "Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst und meine Gebote beherzigst,
    der Weisheit Gehör schenkst, dein Herz der Einsicht zuneigst,
    wenn du nach Erkenntnis rufst, mit lauter Stimme um Einsicht bittest,
    wenn du sie suchst wie Silber, nach ihr forschst wie nach Schätzen,
    dann wirst du die Gottesfurcht begreifen und Gotteserkenntnis finden.
    Denn der Herr gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht." (Spr. 2:1-6)

    3. Eine gemeinsame Hoffnung. Gemeinsame! Nur gemeinsam können wir erreichen, was wir hoffen. Getrennt niemals.
    Und was erhoffen wir? Einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt. Eine Welt, in der es keine Sünde mehr geben wird.
    Und diese jetzige Erde, soll zu der neuen Erde werden.
    "Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde." (Ps. 104:30)
    "Nun gehört die Herrschaft über die Welt unserem Herrn und seinem Gesalbten; und sie werden herrschen in alle Ewigkeit." (Off. 11:15)

    Und wenn in Off. 6:14 steht, daß der Himmel verschwand wie eine Buchrolle, dann bedeutet das, daß die Erneuerung mit der Schrift zu tun hat.
    Durch die Schrift wird die Denkweise geändert, und die alten Vorstellungen verschwinden.

    4. Ein Herr.
    Eigentlich will Gott selbst unser Herr sein, und ist es auch. Aber da der Mensch für die Zeit der Erneuerung etwas Greifbares braucht, was er verstehen kann, hat Gott einen Mensch zum Herrn und Messias gemacht. Und zum Haupt der Gemeinde eingesetzt. Auf den wir alle hören, von dem wir alle lernen, und mit dem wir uns alle identifizieren sollen. Damit wir zu der Gemeinschaft werden, die wir sein sollen.

    5. Ein Glaube.
    Was Jesus vollbracht hat, sein Tod und seine Auferstehung, reichen vollkommen aus, nicht nur um uns vor der ewigen Verdammnis zu retten, sondern auch um uns jetzt zu neuen Menschen zu machen, die nicht mehr sündigen, zu einer neuen Schöpfung.
    Dieser Glaube, dieses Vertrauen rettet jetzt "aus dieser verdorbenen Generation." (Apg. 2:40)

    6. Eine Taufe. Als Teilnahme am Tod Christi, als Verbindung mit ihm in der Gleichheit seines Todes, "damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln." (Röm. 6:4)
    Als der Grenzübergang zwischen dieser Welt und der Welt Gottes.

    7. Ein Gott und Vater aller.
    Es gibt nur einen Gott, den Vater.
    "Der selige und einzige Herrscher, der König der Könige und Herr der Herren,
    der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag: Ihm gebührt die Ehre und ewige Macht." (1Tim. 6:15-16)
    "So haben wir doch nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles und wir leben auf ihn hin." (1Kor. 8:6)
    Geändert von ed (19.12.2014 um 10:35 Uhr)

  3. #3

    Standard

    Die ersten Christen kannten eine solche "Teilung" auch schon.
    Und ich denke, die Ursachen damals waren auch nicht viel anders als heute.

    1Kor 1,13 Wie? Ist Christus etwa zerteilt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?

    Wenn die Menschen sich auf das Trennende konzentrieren, auf das, worin sie sich unterscheiden, dann geht die Einheit verloren.
    Wie bei einem Organismus (auch dieses Bild wird von Paulus an anderer Stelle gebraucht).
    Wenn die Hand zum Fuss sagt: "Mit dir hab ich nichts zu schaffen, du läufst mir zu viel im Dreck herum." dann bricht der ganz Organismus immer mehr auseinander.

    Da hilft nur der Blick und die Ausrichtung auf das gemeinsame Haupt und die Unterordnung unter dieses Haupt - dann funktioniert jedes Einzelelement so, wie es soll. Geleitet und koordiniert vom Haupt.
    Dann ist in aller Vielfalt die Einheit da, ohne Gleichmachherei und ohne Kampf darum, wer die richtigeren Christen sind, die Hände oder die Füsse oder ein anderes Körperteil.
    lg
    Padma

  4. #4
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    Standard

    Lieber Plueschmors,
    ich will gerne mal auf deinen Thread antworten, obschon ich nur bedingt sinnvoll auf deine Fragen eingehen kann, da ich zwangsläufig eine etwas „weltliche“ Sichtweise habe.
    Zitat Zitat von Plueschmors Beitrag anzeigen
    Wie empfindet Ihr die von vielen Christen doch recht schmerzhaft empfundene Zertrennung unter den Christen?
    Um die Antwort vorweg zu nehmen.... nun, ich fühle mich aus naheliegenden Gründen davon nicht betroffen. Und es überrascht mich nicht. Gleichwohl finde ich darf man auch auf den Umstand schauen, dass die großen Gemeinschaften der Christen immer wieder auch eine Ebene des gemeinsamen Dialoges finden.
    Zitat Zitat von Plueschmors Beitrag anzeigen
    Warum herrscht diese Unklarheit? Wie kann es sein, daß Christen sogar völlig gegensätzlicher Meinung sind?
    Die Antwort auf diese Frage scheint mir offensichtlich. Denn Menschen unterscheiden sich nun mal, haben unterschiedliche Erfahrungen, unterschiedliche Werte, unterschiedliche kulturelle Prägungen, unterschiedliches Wissen und unterschiedliche sprachliche Ausdrucks- und Denkmuster.
    Damit will ich nicht sagen, dass im Verstehen der Schrift nicht auch im Großen und Ganzen eine gewisse Einigkeit möglich wäre. Aber es erfordert meiner Meinung nach ein umfangreiches Wissen, um ein Buch, das in einer uns sehr fremden Zeit und Kultur geschrieben wurde, richtig und in seinem Kontext zu verstehen.
    Zitat Zitat von Plueschmors Beitrag anzeigen
    Sind die Worte der Bibel entweder nicht klar genug?
    Meine persönliche Meinung? Nicht so klar, wie manche Christen manchmal zu glauben meinen. Keiner würde beispielsweise erwarten, dass der deutsche Ausdruck „etwas auf die lange Bank schieben“ wörtlich in die Muttersprache eines anderen übersetzt von diesem richtig verstanden wird, wenn er denn die Aussage wörtlich zu verstehen versucht. Und wo die meisten heute beim Lesen von Geboten wie „macht euch die Welt untertan“ am ehesten ein kulturgeschichtlich geprägtes Verständnis von „Untertan machen“ im Kontext der absolutistischen Monarchie haben, darf nicht ignoriert werden, dass frühere Kulturen hier ganz andere Vorstellungen von Herrschaft gehabt haben, die z.B. in der Wahrung der kosmischen Ordnung die wesentliche Aufgabe des Herrschers sahen. Davon also zu sprechen, dass die Worte der Bibel „klar“ sind, scheint mir in Anbetracht der Vielzahl an für das Verständnis zu berücksichtigenden Faktoren bei kultur- und zeitgeschichtlich fremden Texten vorsichtig formuliert etwas sehr optimistisch.

    Nun wird von vielen, gerade auch von den im Internet vertretenen Christen gerne der Heilige Geist als Garant für das rechte Verständnis angeführt, der die individuellen Unterschied des Menschen sozusagen vernachlässigbar macht. Nun, dies ist eine theologische Lehrmeinung, zu der ich mir kein Urteil erlauben will. Aber die Realität selbst bescheinigt die Tatsache, dass es so leicht möglicherweise nicht ist – es sei denn man spreche eben allen nicht gleichgeschalteten Christen echte Jesunachfolge ab.
    Für den Christen steht es außer Frage, dass in der Schrift der Geist Gottes wirkt. Aber auch hier hängt vieles davon ab, ob ich die Schrift als ein Buch verstehe, eben in dem der Geist Gottes wirkt, oder als ein Buch, aus dem heraus der Geist Gottes wirkt. Ob es mich bereichert und auf dem Weg zu tieferen Erkenntnissen in bestimmte Richtungen anleitet und zu bestimmten Gedanken führt, oder ob es mich gleich einem Gesetz zur wörtlichen Befolgung all des geschriebenen verpflichtet.

    Aber gerade mit Blick auf die Eskalation im Thema zum Fundamentsalisums, möchte ich hier einen Gedanken auch noch einmal aufgreifen. Ich finde es auch bedenklich, wie der Heilige Geist im fundamentalistischen Verständnis oftmals verwendet wird. Denn ohne den Heiligen Geist gelesen ist die Schrift wertlos, weil sie dem „Weltmenschen“ verschlossen bleibt. Wenn nun aber nicht der unvollkommene Mensch in seiner individuellen, unvollkommenen und damit zur Einsicht in die Vollkommenheit unfähigen Natur, sondern vielmehr allein der in ihm wirkende Heilige Geist die eigentliche Erkenntnis der Wahrheit bringt, und wenn in der Schrift der Wille Gottes niedergeschrieben ist, aber erst der Heilige Geist eben diesen Text richtig verstehen lässt stellt sich mir die Frage, wozu es dann noch eines so unvollkommenen Mediums wie das eines Buches bedarf. Denn wenn der Heilige Geist also eigentliches Medium in der Vermittlung von Gottes Willen ist, dann braucht es die Schrift nicht.
    Wie dem auch sei, in meinen Augen liegt hier (wenn auch nicht immer) ein eher esoterisches Denken vor, eine esoterisch-individuelle Verfügbarmachung der alleinigen Wahrheit der Bibel durch allein den Heiligen Geist bei gleichzeitiger Immunisierung gegen jedwede Möglichkeit zur Kritik. Insofern erscheint auch mir das fundamentalistisches Konzept in seiner Entstehung im Wesentlichen durch Angst und Abgrenzung bzw. die in der Abgrenzung einschränkende Verfügbarmachung und damit Vermeidung von Kritik bestimmt zu sein. Er ist damit in einer Zeit der Aufklärung und der zunehmenden Komplexität von Gedanken und Denkprozessen im Bemühen um erkenntnistheoretische Fragestellungen eine Alternative, die gerade für Menschen mit eigeschränktem Zugang an Bildung einen großen Reiz hatte, aber vielleicht auch eine gewisse Notwendigkeit darstellte.
    Aber spätestens wenn ich die Frage
    Zitat Zitat von Plueschmors Beitrag anzeigen
    Führt der Heilige Geist die Gläubigen individuell?
    für mich mit Ja beantworte, muss ich dann aber auch die Möglichkeit annehmen, dass eine fundamentalistische Denkart für manche Menschen eben eine zeitweilige Antwort darstellt – sei es (um nur ein paar Beispiele zu nennen) um Glaubenszweifeln zu begegnen, sei es um in erlebtem Leid einen Sinn zu finden oder eine wie auch immer geartete Krise zu bewältigen. Wo nun Fundamentalismus gefährlich ist, da mag es wünschenswert sein dem anderen die Augen zu öffnen, aber auch das kann nur in Wertschätzung gelingen. Das nur um nochmal zum Nachdenken über den teils doch etwas feindseligen Ton gegenüber dem fundamentalistischen Glauben anzuregen.

    Ich jedenfalls bin der Meinung, dass jede Gottesbeziehung etwas individuelles ist. Und unser Umgang mit Gott nicht nur durch IHN, sondern immer auch mit bestimmt ist von der Art, wie wir IHM begegnen können. Mag auch in Gott uns vielleicht ein Ziel vereinen, und mag es auch nur eine Richtung dorthin geben, so denke ich doch, dass ein jeder von uns auf seinem ganz persönlichen Weg geführt wird. Aber das ist nur meine Meinung.

    Liebe Grüße
    Kaspar
    Geändert von Lior (19.12.2014 um 13:39 Uhr)
    Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.

  5. #5

    Standard

    Zitat Zitat von Padma Beitrag anzeigen
    Die ersten Christen kannten eine solche "Teilung" auch schon.
    Und ich denke, die Ursachen damals waren auch nicht viel anders als heute.

    1Kor 1,13 Wie? Ist Christus etwa zerteilt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?
    Das waren noch keine Teilungen im Sinne Kirchenspaltungen, sondern nur Parteihungen innerhalb der Gemeinde.
    Die allerdings Vorläufer der späteren Spaltungen waren.
    Und der Grund der Spaltungen ist immer die Machtfrage. Entweder Machtmißbrauch, oder Machtgier.
    Entweder mißbrauchen die Führungskräfte ihre Macht, oder einige streben die Macht an.

    Das war, denke ich, auch der Grund für die babylonische Sprachenverwirrung.
    Über die natürliche, lingvistische Sprachenentwicklung steht im zehnten Kapitel Genesis geschrieben:
    "Von ihnen zweigten sich die Inselvölker in ihren verschiedenen Ländern ab, jedes nach seiner Sprache ...
    Das waren die Söhne Hams nach ihren Sippenverbänden, nach ihren Sprachen ...
    Das waren die Söhne Sems nach ihren Sippenverbänden, nach ihren Sprachen ..." (Gen. 10:5,20,31)

    Die babylonische Sprachenverwirrung aber war eine theologische. Man hatte verschiedene Meinungen über die Götter, b.z.w. welcher Gott der höchste sein soll.
    Bei den Griechen z.B. war Zeus, der Donnerer, der höchste Gott, und der Krigsgott war sein Sohn.
    Bei den Germanen aber war Odin, der eigentliche Kriegsgott (denn Krieg war sein Lieblingsschauspiel und er entschied über den Ausgang jedes Kampfes, wogegen Tyr nur ein Feldherr war), der höchste, und der Donnerer war sein Sohn.

    Eine entscheidende Frage, die bei Individualisten immer im Vordergrund steht.
    Diese Frage beschäftigte auch die Jünger Jesu. Was Jesus kurzerhand unterbunden hat.
    Nur war sie damit für die spätere Christenheit nicht vom Tisch.
    Im Neuen Testament bezeichnet Bischof (episkopos) ebenso wie Ältester (griechisch πρεσβύτερος, presbytoros) und Diakon (griechisch διάκονος diakonos ‚Diener‘) eine rein informelle Führungsposition in der lokalen Gemeinde, wobei es noch keine Rangunterschiede zwischen Bischof und Ältesten gibt und die Ausdrücke oft austauschbar verwendet werden.
    Erst im Verlauf des 2 Jahrhunderts entwickelte sich das Amt des Bischofs neben dem des Ältesten (Presbyter, die Wurzel des Wortes „Priester“) und dem des Diakons mit je eigenen Amtsfunktionen. In dieser Zeit entstand also schrittweise und in regional sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit das so genannte monarchische Episkopat, in dem der Bischof alleine die Gemeinde führte und Diakon und Presbyter formal übergeordnet war.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bischof

    Damit hängt auch das Verschwinden der Prophetengabe (eigentlich aller Geistesgaben) in der Christenheit zusammen.
    Denn nach und nach wurde der Ablauf der Zusammenkünfte (Liturgie) festgelegt, und es gab für das Wirken des Geistes keinen Platz mehr.

    Ich hab auf einer Kassete eine sehr lehrreiche Predigt einer Quäkerin gehört zum Text 2Kön. 6:25: "... ein Eselkopf für achzig Schekel Silber und ein viertel Kab Taubenmist für fünf Schekel silber ..."
    Eselsköpfe wurden gegessen und Taubenmist nutzte man als Brennstoff um die Eselsköpfe zu bereiten.
    Taubenmist sind Rückstände einer Taube, die längst nicht mehr da ist.
    Taube ist der Sinnbild für den Heiligen Geist, der als Taube auf Jesus kam.
    Taubenmist sind Feiertage, die an den Heiligen Geist erinnern sollen, der irgenwann in der Kirche anwesend war.
    Und Eselsköpfe sind die Weisheit dieser Welt.
    Mit religiösen Feiertagen wird die Weisheit dieser Welt vorbereitet und als göttliche Nahrung ausgegeben.

    Weiter sagte die Quäkerin: Wenn in eurer Gemeinde Sonntag für Sonntag, Jahr für Jahr eins und dasselbe ist: Lied, Gebet, Predigt; Lied, Gebet, Predigt, dann vergißt es, der Heilige Geist ist da längst weg.

    Die Machthaber behindern auch den Wachstum in der Erkenntnis, indem sie ihr Verständnis dogmatisieren, allen vorschreiben.
    Da aber die Bibel ein lebendiges Wort Gottes ist, kommt es immer wieder zu neuen Erkenntnissen bei ernsthaft Suchenden. Und entstehen neue Strömungen
    Dann wird diese neue Strömung auch organisiert und dogmatisiert, und sie verliert an Lebenskraft.
    Und es entsteht eine neue.
    Denn der Heilige Geist und das Wort Gottes lassen sich nicht in, von Menschen ausgedachte, Formen und Dogmen ineinzwingen.

    Da hilft nur der Blick und die Ausrichtung auf das gemeinsame Haupt und die Unterordnung unter dieses Haupt - dann funktioniert jedes Einzelelement so, wie es soll. Geleitet und koordiniert vom Haupt.
    Dann ist in aller Vielfalt die Einheit da, ohne Gleichmachherei und ohne Kampf darum, wer die richtigeren Christen sind, die Hände oder die Füsse oder ein anderes Körperteil.
    Richtig. Aber wie soll es praktisch aussehen?
    Geändert von ed (19.12.2014 um 16:54 Uhr)

  6. #6

    Standard

    Zitat Zitat von Kasper Beitrag anzeigen
    Aber gerade mit Blick auf die Eskalation im Thema zum Fundamentsalisums, möchte ich hier einen Gedanken auch noch einmal aufgreifen. Ich finde es auch bedenklich, wie der Heilige Geist im fundamentalistischen Verständnis oftmals verwendet wird. Denn ohne den Heiligen Geist gelesen ist die Schrift wertlos, weil sie dem „Weltmenschen“ verschlossen bleibt. Wenn nun aber nicht der unvollkommene Mensch in seiner individuellen, unvollkommenen und damit zur Einsicht in die Vollkommenheit unfähigen Natur, sondern vielmehr allein der in ihm wirkende Heilige Geist die eigentliche Erkenntnis der Wahrheit bringt, und wenn in der Schrift der Wille Gottes niedergeschrieben ist, aber erst der Heilige Geist eben diesen Text richtig verstehen lässt stellt sich mir die Frage, wozu es dann noch eines so unvollkommenen Mediums wie das eines Buches bedarf. Denn wenn der Heilige Geist also eigentliches Medium in der Vermittlung von Gottes Willen ist, dann braucht es die Schrift nicht.
    Gott zeigt sich dadurch als Lenker der Menschheitsgeschichte, daß er einem Volk die Schrift offenbart hat, einem Volk, das diese Schrift bis zur gewissen Zeit nur buchstäblich verstehen (und befolgen) konnte, aber bewahren sollte.
    Und zur gegebener Zeit wird der tiefere Sinn offenbart, wodurch die Schrift an Wert gewinnt.

  7. #7

    Standard

    Zitat Zitat von ed
    Richtig. Aber wie soll es praktisch aussehen?
    Hi Ed
    Praktisch werden wir wohl nichts ändern können an der Zersplitterung, so wie sie jetzt nun mal ist. Mit "wir" meine ich einzelne Christen wie du und ich, die Menschen in leitenden Positionen könnten vielleicht schon etwas mehr bewegen.

    Was aber jeder einzelne von uns machen kann, das betrifft den Umgang mit Christen aus anderen Gruppierungen.
    In diesen Menschen Glaubensgeschwister sehen - und sie nicht von vorn herein als Ketzer, Irrlehrer, Verblendete oä einzustufen - die man nur zum richtigen Glauben bekehren kann und dort, wo das nicht gelingt, bekämpfen muss.

    Ich stelle mir das so vor, dass man zunächst einmal unvoreingenommen im Gespräch ist und versucht, Vorurteile zu vermeiden. Wenn man dann auf Aussagen trifft, denen man nicht zustimmen kann, dann nicht gleich rot sehen, sondern nachfragen, wie es gemeint ist - denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass sehr oft die Grundüberzeugungen ganz nah beieinander sind, meist sogar übereinstimmen, jeder drückt sich nur anders aus.
    Und diese Übereinstimmung gilt es zu suchen - im Blick auf unseren gemeinsamen Herrn. Und von daher dann versuchen zu verstehen, woher unterschiedlich gesetzte Schwerpunkte kommen, sehen, inwiefern die Denkperspektive des anderen auch eine Bereicherung der eigenen Sichtweise darstellen könnte. Und wo man wirklich nicht mitgehen kann, sich klar darüber werden, warum nicht und das auch so formulieren - das bringt einem selbst auch sehr viel Klarheit und Gewinn.
    Und dann den anderen annehmen, mit seiner Andersartigkeit - die er haben darf und ich behalte meine Eigenart - aber durch unseren gemeinsamen Herrn, in dessen Dienst wir stehen, sind wir doch immerhin Kollegen und keine Feinde.

    In dieser Vielfalt und der Begegnung mit unterschiedlichen Schwerpunkten liegt auch eine grosse Chance, die gewinnbringend genutzt werden kann.
    lg
    Padma

  8. #8

    Standard

    Zitat Zitat von Padma Beitrag anzeigen
    Praktisch werden wir wohl nichts ändern können an der Zersplitterung, so wie sie jetzt nun mal ist. Mit "wir" meine ich einzelne Christen wie du und ich, die Menschen in leitenden Positionen könnten vielleicht schon etwas mehr bewegen.
    Das glaube ich nicht. Denn gerade die in leitenden Positionen sind am Status quo interresiert.
    Wie mir ein Baptistenältester sagte: "Sobald du die Lehre kritisierst, fühlt der/jeder Ältester/Pastor sich persönlich angegriffen."
    Auch Jesus hatte keine leitende Position im Judentum.

    Was aber jeder einzelne von uns machen kann, das betrifft den Umgang mit Christen aus anderen Gruppierungen.
    Das Problem ist, daß Menschen sich mit der Lehre ihrer Kirche/Freikirche gewissermaßen identifizieren. Denn in der Kirche fühlen sie sich sicherer.
    Schließlich haben die meisten von ihnen die Botschaft von Jesus in dieser oder jener Kirche/Freikirche/Sekte gehört und angenommen.
    Und auch die Bibel haben sie durch die Lehre der jeweiligen Religionsgemeinschaft kennengelernt. Soll das jetzt alles falsch sein?
    So sind sie eher bereit alle andere zu verurteilen, als zuzugeben, daß die Lehre ihrer Religionsgemeinschaft falsch sein kann.

    Und die christliche Ökumene ist da der falsche Weg. Denn sie geht nicht dem Problem auf den grund, sondern kratzt nur an der Oberfläche.
    Das Grundproblem aber ist das verschiedene Bibelverständnis.
    Und da, finde ich, sollte jeder, der die Einheit der Christenheit herbeisehnt, sich mal ernsthaft mit der Bibel beschäftigen.

    Der Protestantismus stellt seit Anbeginn richtige Fragen. Findet leider falsche Antworten. Weil Die Menschen voreilig sind. Sie haben keine Geduld lange zu lernen. Man will sofort alles erklären, b.z.w. erklärt haben.
    Und genau das ist der Grund für die Zersplitterung im Protestantismus.

    Katholiken und Orthodoxen dagegen denken selbstständig nicht, sondern verlassen sich auf das Lehramt der Kirche. Und entweder sind bereit alles zu glauben, was das Lehramt sagt, oder nehmen es nicht besonders zu Herzen. Darum bewahren sie verhältnismäßig ihre Einheit. Auf Abstand vom Wort Gottes. Aber auch nur unter sich.

    Was aber jeder einzelne von uns machen kann, das betrifft den Umgang mit Christen aus anderen Gruppierungen.
    In diesen Menschen Glaubensgeschwister sehen - und sie nicht von vorn herein als Ketzer, Irrlehrer, Verblendete oä einzustufen - die man nur zum richtigen Glauben bekehren kann und dort, wo das nicht gelingt, bekämpfen muss.
    Das geht solange das Bibelverständnis nicht im Spiel ist.
    Sobald das Biblelverständnis betroffen ist, hört eigentlich jede Toleranz auf. Nicht nur bei Fundamentalisten, sondern auch bei Liberalen.

    Ich stelle mir das so vor, dass man zunächst einmal unvoreingenommen im Gespräch ist und versucht, Vorurteile zu vermeiden. Wenn man dann auf Aussagen trifft, denen man nicht zustimmen kann, dann nicht gleich rot sehen, sondern nachfragen, wie es gemeint ist - denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass sehr oft die Grundüberzeugungen ganz nah beieinander sind, meist sogar übereinstimmen, jeder drückt sich nur anders aus.
    Und diese Übereinstimmung gilt es zu suchen - im Blick auf unseren gemeinsamen Herrn.
    Und hier kommen wir zum Knackpunkt des Problems. Denn Jesus ist der Stein des Ansoßes.
    Wenn bei uns ein anderer Jesus und ein anderes Evangelium gepredigt wird, kommen wir nie zum Frieden und zur Einheit. Denn darauf lastet ein Fluch:
    "Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das recht gut." (1Kor. 11:4)
    "Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht!" (Gal. 1:8)
    Dieser Fluch lastet, meines Erachtens nach, auf der Christenheit.

    Erst wenn wir zum richtigen Jesus und zum richtigen Evangelium finden, die die Aposteln verkündigt haben, finden wir auch zum Frieden und zur Einheit.

  9. #9

    Standard

    Zitat Zitat von ed
    Erst wenn wir zum richtigen Jesus und zum richtigen Evangelium finden, die die Aposteln verkündigt haben,
    Das kleine Problem dabei ist nur, dass jede Gruppierung von sich überzeugt ist, zum "richtigen Jesus und zum richtigen Evangelium, die die Aposteln verkündigt haben" gefunden zu haben, (im Gegensatz zu allen anderen).
    Oder kennst du eine Gruppierung, die von sich selbst sagt, dass sie nicht zum "richtigen Jesus und zum richtigen Evangelium gefunden hätten, die die Aposteln verkündigt haben"?

    Jede Gruppe meint doch, das Evangelium "richtiger" verstanden zu haben als alle anderen.
    Und nun?
    Ok, warten, bis sichs herausstellt, wer mehr Recht hatte ... und was machen wir bis dahin?
    lg
    Padma

  10. #10

    Standard

    Zitat Zitat von Padma Beitrag anzeigen
    Jede Gruppe meint doch, das Evangelium "richtiger" verstanden zu haben als alle anderen.
    Und nun?
    Die Bibel! Nur da steht was die Aposteln wirklich verkündigt und gelehrt haben.


 

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