Liebe Eliza, ich fühle mich frei, meinen Senf zu deinem Beitrag zu geben, und hoffe, du nimmst es mir nicht übel. :-)
Nein, im Grunde genommen nicht.Ich meine, du vermischt hier zwei verschiedene Dinge. "Sünde" und den Begriff "Erbsünde".
Man kann nicht leugnen, dass (auch das heutige, "moderne") Christentum seine Wurzeln im nizäischen Konvent, letztendlich also in der katholischen Kirche hat. Der Kirchenvater Augustin hat nun viele Begriffe maßgeblich - bis heute - geprägt, so "Erbsünde" (daher auch "Sexualität", denn durch diese wird die "Erbsünde" weitergegeben), "Gott" und "Teufel"; schlussendlich "Sünde". Denn aus der "Erbsünde" ergibt sich letztendlich, dass wir Menschen "sündhaft" sind. Da die "Erbsünde" in jedem von uns steckt, begehen wir "Sünden".
So wurde mir das damals als Christin zumindest rübergebracht.
Das christliche Sündenverständnis habe ich als erdrückend erlebt. Zusätzlich zu der paulinischen Lehre, der Lehre Jesu, den "10 Geboten" (und zwar in dieser Reihenfolge, so wie ich das erlebt habe) setzt man ein Gebot über alle anderen drüber: das eigene Gesetz. Und dieses Gesetz enthält so viele zusätzliche Gesetze, dass man vergessen hat, menschlich zu sein.
Die ersten Christen (die "Urchristen"), so wie die heutigen Christen sie verstehen, kamen aus dem Konvent von Nizäa, als das Christentum als Staatsreligion errichtet wurde. Davor wurde "Christ" als ein Schimpfwort für diese Gruppe von Menschen verwendet, sofern ich richtig informiert bin (kann das jemand bestätigen/widerlegen?). Denn die Jünger Jeshuahs kannten kein Neues Testament, und erst recht keinen Missionsbefehl oder eine Jungfrauengeburt. Wie du richtig sagst, sie kannten die Torah.Die ersten Christen kamen aus dem Judentum, von daher müssten sie eigentlich damit auch vertraut gewesen sein.
Zu den Zusammenhängen zum Hellenismus wurde bereits Literatur über Paulus empfohlen. Da dürfte das bestimmt behandelt werden.inwieweit und in welchen Bereichen der jüdische Glaube gleich blieb und sich veränderte, bzw. die Tradition weitergab. Ich weiß leider auch nicht viel darüber, wie das Christentum mit dem hellenistischen Glauben zusammenhängt
Zu dem, was an Jüdischem übernommen wurde - die christliche Kirche bemühte sich (um 328 rum muss das angefangen haben, oder schon früher oder später, genau weiß ich das nicht) mit allem Einsatz darum, alles Jüdische zu beseitigen. Juden und Nicht-Christen wurden verfolgt, und wer nicht konvertieren wollte, wurde umgebracht. Der Shabbat wurde von Samstag auf den Sonn(en)tag gelegt, jüdische Feste wurden verboten, Konstantin führte stattdessen seine ihm bekannten (heidnischen) Feste ein, die wir heute als die christlichen Feste kennen. Es muss auch um 1000 diese Antijüdische Kirchengesinnung gegeben haben, als die Kreuzzüge stattfanden. (Bitte nagelt mich wegen der Jahre nicht fest :-)).
Zu empfehlen gibt es hier bestimmt viel Literatur. Was ich letztens durchgelesen habe, ist "Die Entstehung der christlichen Bibel" (http://books.google.de/books?id=hKRe...um=1&ct=result) Es beschränkt sich nicht nur auf einen Teilaspekt der Kirchengeschichte. Wer über die Entstehung der Bibel schreibt, muss natürlich, angefangen bei den Jüngern, über die gesamte Kirchengeschichte berichten; dort wird auch über die Judenverfolgung geschrieben.
Zu mir sagte einmal ein Christ (nicht nur einer, das hörte ich eigentlich recht häufig): "Die 10 Gebote gelten für uns nicht mehr. Nun gilt das Gebot des Heiligen Geistes." Ich fragte ihn, was denn dieses Gebot sei, damit ich mich daran halten könne. "Der Heilige Geist sagt uns, was wir tun sollen und was richtig oder falsch ist." Ich fragte ihn, was ich denn machen solle, wenn ich den Heiligen Geist nicht höre. Darauf gab er mir keine Antwort, die ich nützlich für die Praxis finden könnte. Im Gegenteil: Er warnte mich davor, nicht dem Heiligen Geist zu lästern. Dies sei die unverzeihbare Sünde, wie ich doch wisse. Toll. Danke für das Gesrpäch. Letzendlich hören sich für mich solche Worte so an wie: "Ich bin mein eigenes Gesetz. Was ich mir (= Heiliger Geist) sage, was richtig und falsch ist, ist richtig und falsch. Ich (= Heiliger Geist) definiere, was gut und böse ist." Natürlich ist es in christlichen Kreisen einfach und nicht unüblich, eigene Ideen und Gedanken als "vom Heiligen Geist Inspiriertes" zu deklarieren - keiner kann es überprüfen, keiner darf dem widersprechen, denn dies wäre ein Verstoß gegen das "größte", nicht verzeihliche Gebot, nicht dem Heiligen Geist zu lästern. (Aber was war laut Jeshuah und Torah nochmal das höchste Gebot?)Sünde ist definiert mit dem übertreten von Geboten bzw. Handeln gegen Gottes Willen.
Also, für mich ist dieses "Gebot des Heiligen Geistes" einfach zu wahllos und chaotisch. Außerdem habe ich den Heiligen Geist nie gehört. Alle anderen schon. Das verstand ich nicht. Ich versteh's heute immer noch nicht.
Es gibt christliche Kreise, und davon nicht zu wenige, da dreht es sich fast ausschließlich darum, wie man dem Teufel ein Schnäppchen schlagen kann. Denn er ist der Lügner, der Verführer, dessen Bedienstete (Dämonen) sich unserer bemächtigen, auf dass sie ausgetrieben werden müssen (Exorzismus), er ist Gottes Widersacher. Und als solcher wird ihm derart viel Macht zugesprochen...Wird nicht in christlichen Kreisen gesagt, er sei der Herrscher über diese unsere Welt? Macht man ihn dadurch nicht zu einem Gott?1. Ist der Teufel kein Gott, wie kommst du darauf?
Also, ich hatte als Christin wegen all das eine wahnsinnige Angst vor dem Teufel und seinen Dämonen. Ich kannte jemanden, der hatte eine Höllenphobie - der hatte so große Angst davor, in eine christliche Hälle zu kommen, dass er nicht mal mehr "König der Löwen" schaute, da das ja dämonisch sei.
Da, wo wir unsere Gedanken weg vom Ewigen auf etwas anderes fokussieren, so dass dieses unser Denken und Sein einnimmt, vergöttlichen wir dieses Andere. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet wäre es folgerichtig, vom "Gott Teufel" zu reden.
Richtig! - Leider. Denn dann müsste man das Konzept ja ändern. Der Katholizismus wäre hinfällig, die charismatische und pfingstlerische Bewegung auch. Denn würde man zugestehen, dass man den Teufel vergöttlicht, so würde man zugeben, "Götzendienst" zu leisten, sprich: neben dem Ewigen andere Götter zu haben. Mit diesem Eingeständnis müsste diese Sichtweise revidiert werden, oder aber die Kirche verliert ihre Glaubwürdigkeit und damit ihre Mitglieder. Auf der anderen Seite ist der Teufel ja ein so mächtiges Mittel, mit dem man den Menschen Angst machen kann, so dass man sie lenken und kontrollieren kann, wie man will.Du wirst keine christliche Organisation finden, die den Teufel als Gott bezeichnet.
Ich erlaube mir, auch hierauf meine persönliche Antwort zu geben. :-) (Ich find die Frage nämlich interessant.)Wieso denkst du, dass das Verstehen dazu beiträgt, Gebote nicht zu übertreten? Weil es uns bewusst macht, was richtig und falsch ist?
Als Kind oder Jugendliche konnte ich die Konsequenzen meines Handelns nicht abschätzen. Es war mir wahrscheinlich auch egal. Auf Ältere, die es vielleicht besser wussten, hört man in diesem Alter nicht gerne. Dadurch habe ich viele Menschen verletzt, nicht nur andere, sondern auch mich selber. Mit der Zunahme an Erfahrungen kann ich abschätzen, welches Handeln welche Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Ich kann demnach aktiver entscheiden, was ich tue. Ich kann auch bewusster entscheiden, ob ich jemanden verletze oder nicht.
Ich selber orientiere mich viel danach, ob ich mit meinem Handeln irgendjemanden verletzen könnte (das schließt mich selber ein). Das ist schon schwer genug, weil wir auch nur Menschen sind. Außerdem ist es schwer abzuschätzen, ob man jemanden unbewusst verletzt. (Es gibt ja nicht nur bewusstes Handeln, sondern auch unbewusstes.) Da muss man dann halt miteinander reden.
Ich persönlich wünschte mir einfach, dass die Menschen sich nicht allein nach Worten, Definitionen und Geschriebenem richten, dass sie nicht untergehen in all diesen Theorien, sondern Verstand und Herz einschalten, den Blick auf die Schöpfung (Mensch, Tier, Pflanze etc) richten und dadurch dem Ewigen vielleicht die Chance geben, auch mal etwas sagen zu dürfen. Das wünsche ich vor allem auch mir selber. :-)
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