Ein Freund von uns ist französischer Muttersprache und Deutsch ist seine erste Fremdsprache und die Sprache, in der er seit mehreren Jahrzehnten arbeitet und lebt. Erst vor kurzem war er entsetzt, dass jemand einem Piloten "Hals- und Beinbruch" gewünscht hat, worauf der Pilot (natürlich?!) abstürzte. Er hat das völlig wörtlich genommen und ich musste ihm erklären, von woher das kommt und dass es mit dem jiddischen Wort 'Hazloche und Broche'/Baruch (Segen) zusammen hängt und eigentlich ein Wunsch um Bewahrung ist.
So gibt es in der ganzen Schrift, vor allem aber im NT Metaphern, deren Bedeutung erst zu erkennen vermag, wer den kulturellen und geschichtlichen Hintergrund einer Aussage erforscht. Da aber Aussagen, die im Umfeld von Jesus sinnbildlich gemeint waren heute wortwörtlich verstanden werden müssen, ist ein nicht geringes Potenzial für Missverständnisse vorhanden - mal vorsichtig ausgedrückt.
Dann kommen Übersetzungsfehler hinzu, weil (deutsche) Bibelübersetzer des Hebräischen nur unzulänglich mächtig waren. Luther konnte z. B. gar kein Hebräisch, hat aber das AT ins Deutsche übersetzt.
Dass er bspw. in Jesaja 7:14 das Wort 'Almah' mit 'Jungfrau' übersetzt hat, war ein gravierender Fehler, da ausschliesslich 'Betulah' Jungfrau bedeutet. Auf diesen Fehler ist letztlich die Irrlehre der Jungfrauengeburt im Protestantismus zurück zu führen. (Zitat Glaubensbekenntnis: Ich glaube an Jesus Christus .... geboren von der Jungfrau Maria). Die heilige Gottesmutter und Himmelskönigin Maria wurde im Protestantismus erfolgreich wegreformiert, die Lehre der Jungfrauengeburt jedoch nicht - wie widersprüchlich!
Ferner ist bekannt, dass beim Abschreiben der NT-Texte nicht geringe nachträgliche Veränderungen vorgenommen wurden. Dies belegen neuere archäologische Funde unzweifelhaft. Sogar nach Luther wurde noch versucht, nachträgliche Änderungen in 1. Johannes Kapitel 5 im sogenannten unfehlbar geoffenbarten griechischen Urtext festzuschreiben. Wie glaubhaft ist das NT überhaupt?
Da die griechische Basis für alle deutschen Übersetzungen schon sehr fragwürdig ist und griechische Philosophie nachträglich in hebräische bzw. aramäische Texte eingearbeitet wurde, bin ich mit dem Zitieren des NT sehr, sehr zurückhaltend geworden. Und diese Zurückhaltung empfehle ich jedem, der meint, recht zu haben. Er könnte nämlich auf einen gigantischen, nahezu zwei Jahrtausende andauernden Betrug herein gefallen sein.
Das ganze ätzt natürlich ganz schön am christlich-spiritualistischen Weltbild und das ist für mache Zeitgenossen nicht sehr angenehm, mal vorsichtig ausgedrückt. Für mich war es das auch nicht.
Shomer
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