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  1. #1

    Standard auf der Suche nach der Mutter

    " Erinnerungen sind keine Briefmarkensammlung. Sie sind nicht dazu da, gesammelt zu werden, sondern man muss daraus etwas machen" (David Salz)



    Seine Beine tragen ihn nur schwer zum Stuhl. Mit einem Glas Wasser auf dem schmalen Tisch vor sich, beobachtet er das Treiben um sich herum.
    84 Lebensjahre haben Spuren an ihm hinterlassen, als er zu erzählen beginnt.

    An seinem 7. Geburtstag wird sein Vater verhaftet. Im Alter von 10 Jahren erfährt er, dass man seinen Vater an einem 24. Dezember erschossen hatte.
    "Warum weiß ich bis heute nicht."

    Mit 13 Jahren kehrt seine Mutter nach einem Arbeitstag nicht zu ihm nach Hause zurück. David macht sich auf die Suche nach ihr. Er klappert alle Krankenhäuser ab, doch bleibt erfolglos.
    Schließlich läuft er nach tagelanger Suche dorthin, wo er Menschen erhofft, die ihn zu seiner Mutter bringen können.
    Die Narben in seinem Gesicht verraten, dass man ihn nicht freundlich empfing, als der 13 jährige seinen Namen und seinen Wunsch damals im Gestapogebäude
    äußerte .
    Als er endlich in das Sammellager geschickt wird, ist seine Mutter schon weiter transportiert.
    Mit Transport 33 hatte man sie "in den Osten" geschickt.
    David erreicht Ausschwitz mit Transport 36 und überlebt durch "3 Schutzengel", wie der gebeugte Mann jene Menschen bezeichnet, die ihm als Hilfe und Retter in jener Zeit begegnet waren.
    "Du musst lernen, unter Wölfen zu leben"- und irgendwie überlebt er.
    "Als der Krieg zu Ende war, wurde ich gerettet, aber befreit bin ich bis heute nicht."

    Ein unglaublich langer Weg liegt hinter ihm, bis er schließlich 1946 nach Israel geht.

    "Haben Sie ihre Mutter noch einmal irgendwann gesehen?". Ein junger Mensch, in eben jenem Alter, in dem David damals gewesen war, durchbricht die nachdenkliche Stille.
    "Ich habe schließlich... erfahren, dass Transport 33 vollständig am Tag der Ankunft in die Gaskammer geführt wurde. Als ich Ausschwitz erreichte damals, war sie schon nicht mehr da. Auch wenn ich das erst später wusste."

    Heute ist er 84 Jahre alt und kehrt immer wieder mal nach Deutschland zurück. Bei seinem Besuch in der Gedenkstätte Ausschwitz konnte er vor Tränen seinen eigenen Söhnen nicht erklären, was er dort erlebt hatte.
    Und doch sitzt er hier und erzählt. Seine Stimme zittert oder überschlägt sich in manchen Erinnerungen.
    "Ich will es erzählen, solange ich noch lebe." Seine Worte gelten denen, die ihm zuhören und richtet sich gegen den Hass unter Menschen. Hass macht Menschen zu unglaublichen Dingen fähig, auch heute noch und jederzeit.

    "Shalom Aleikhem" grüßt er und wird in einigen Tagen in seine Heimat zurück fliegen.

    Aleikhem Shalom, David Salz, meine tiefe Dankbarkeit für diesen Austausch und Achtung für deinen unglaublichen Lebensmut.
    Geändert von bonnie (16.10.2013 um 20:44 Uhr)

  2. #2
    Registriert seit
    08.04.2013
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    362
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    Standard

    Danke für diesen bewegenden Bericht, bonnie......

    Worte fehlen.....

    Stille Grüße

    Jamy


 

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