Liebe Lelia

Mein Bruder ist im Begriff aus dieser Gemeinde auszutreten, weil er sich in einer sehr schwierigen finanziellen Lage befindet und nun gemerkt hat, daß ihm dort - in seiner großen, christlichen Familie - niemand, aber auch wirklich NIEMAND hilft (ich meine jetzt nicht mit Geld helfen, sondern ihm zur Seite stehen und für ihn da sein. Plötzlich hat niemand Zeit).
Vielleicht brauchst du eine längere Zeit Geduld mit deinem Bruder. Ich möchte dir einfach Mut machen dazu! Das Austreten aus der Gemeinde kann aber trotz allem ein erster Schritt in eine neue Richtung sein. Wenn man bedenkt, wie extrem prägend eine Gemeinschaft mit ihren Vorstellungen und Lehren sein kann.

So finde ich es auch typisch, dass nun niemand Zeit findet für ihn. Man kann über Missionseifer und Religiosität jede Mitmenschlichkeit vergessen. Dies macht mich noch heute betroffen, wenn ich bedenke, wie ich selbst Jahre brauchte, um mich von vielen starren Vorstellungen zu lösen.

Ich möchte nochmals kurz zu deinem Eingangsbeitrag zurückkehren.

Warum werden die Menschen, je intensiver sie sich mit der Bibel identifizieren, so hart und engstirnig.......ich möchte sogar sagen, so abstroßend in ihrer Art, daß man unweigerlich auf Opposition geht??
Weißt du, wenn sie sich nicht mehr mit der Bibel identifizieren können, da sie ja nicht wörtlich von Gott inspiriert, dann fällt alles wie ein Kartenhaus zusammen. So gilt dann nicht mehr die Bibel und eine festgelegte Lehre als Fundament, sondern allein der Glaube an einen Gott zählt, aber ohne dass man noch was Festes in der Hand hat. Deshalb lässt man möglichst nichts anderes an sich herankommen und schottet sich ab. Also ich sehe da viele Ängste dahinter, man kann da nämlich leicht den Boden unter den Füssen verlieren. Denn jedes Gefühl von Sicherheit wird einem da weggenommen.

Gruss