Zitat Zitat von thalestris Beitrag anzeigen
ne...ich hatte die Frage absichtlich so gestellt, bzw. die "Felder" zusammengemixt weil mich interessiert (hat), ob ihr aus moralischer Sicht einen Unterschied für euch empfindet, wenn ein Staat rechtskräftig tötet oder wenn jemand tötet, weil sein Beruf leider manchmal dazu führt.
Also gut. Grundsätzlich halte ich Todesurteile für ein Eingeständnis von staatlichem Versagen: Wir töten diesen Menschen, weil wir uns nicht anders zu helfen wissen. Ein moderner Staat sollte das nicht nötig haben.

Soldaten, die im Krieg töten: Ich finde, auch hier muss man genau hinschauen: Es gibt auch und gerade im Krieg die scheußlichsten Verbrechen, die mit nichts zu rechtfertigen sind, auch nicht mit Selbstverteidigung. Andererseits gibt es auch Situationen, in denen ein gezielter Angriff auf bestimmte Personen dazu beitragen kann, dass größeres Elend verhindert oder sogar der ganze Krieg schnell beendet werden kann. Mit "bestimmte Personen" meine ich hier zum Beispiel Warlords, die von der Fortsetzung des Krieges profitieren und an einer friedlichen Beilegung überhaupt nicht interessiert sind. Wenn man die mit einem gezielten Schuss aus dem Verkehr ziehen kann, bevor sie noch weitere Landstriche mit Tod und Verwüstung überziehen, dann würde ich das unter Umständen für gerechtfertigt halten.

Das hätte ich vor 20 Jahren so nicht geschrieben, aber ich glaube, die Welt und ihre Konflikte haben sich verändert. Es gibt Menschen, die Krieg wollen, und nicht immer gibt es gewaltlose Wege, sie zur Vernunft zu zwingen.

Trotzdem denke ich, es ist sehr wichtig, dass solche "Maßnahmen" im Nachhinein bewertet werden: Haben sie das gebracht, was sie bringen sollten? Also nicht nur, dass der Warlord tot ist ("Mission accomplished, sir"), sondern auch, dass das tatsächlich dem Frieden genützt hat und dass nicht sofort der Nachfolger kam, und schlimmer als der erste? Welche "Kollateralschäden" gab es und wie hätte man die vermeiden können? Das ist man den Opfern schuldig, dass man aus der Geschichte sorgfältig lernt und sie nicht abhakt und zu den Akten legt.

Ja... darum frage ich mich, was eigentlich die Strafe daran ist. Denn wenn der Täter tot ist, leidet er ja nicht (mehr)...es ist ihm dann egal denn er kriegt ja nix mehr mit.
Deshalb schrieb ich, dass es bei der Todesstrafe nicht um Bestrafung in irgendeinem Sinn geht, sondern um Vernichtung.

Ich glaube die Strafe ist eher einen Menschen mental zu quälen in dem er weiß das Tag X kommt, an dem man sein Leben künstlich beendet.
Ja, das kommt dazu und verschärft die Sache noch. Das ist aber ein neuerer Brauch vor allem aus Amerika, die Verurteilten erst noch jahrelang gefangen zu halten. Historisch und in anderen Ländern wurden und werden Todesurteile meist zügig vollstreckt, weil man die Angelegenheit erledigt haben will, bevor neue Erkenntnisse auf den Tisch kommen, die zur Wiederaufnahme des Verfahrens zwingen könnten.

Die Todesspritze kommt mir dagegen ja fast schon human vor. Wenn ich da an den elektrischen Stuhl denke der früher benutzt wurde... O.O
Das weiß ich nicht, ob Gift so viel humaner ist. Wenn die Mischung nicht stimmt, das Schmerzmittel "vergessen" wurde oder so?

Ob wohl jemand in dem Moment, in dem er auf der Liege liegt und weiß das jetzt Gift durch seine Venen fließt einen Moment lang eine Ahnung davon bekommt, wie sich das/die Opfer gefühlt haben muss...und Reue empfindet?
Falls er überhaupt der Täter war.

Aber ich frage mich manchmal ob DE heute so human und vorsichtig wäre, hätten wir keine NS Zeit gehabt.
Wie sähe die Welt aus, wenn es die NS-Zeit nicht gegeben hätte? Das ist der Stoff, aus dem ganze Romane sind. Die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg haben in Europa so gut wie alles und weltweit ziemlich viel verändert.

Aber ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Aktuell gibt es noch ein einziges Land in Europa, in dem es die Todesstrafe gibt, und das ist Weißrussland. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet ein Deutschland (ohne Nazivergangenheit) das zweite wäre.