Hi Sunigol,

ich hoffe du liest hier noch mit. Ich hab nur so am Rande mitgekriegt was die letzten zwei Tage hier los war. Vielleicht siehst du meine Antwort ja :)

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Also gut. Grundsätzlich halte ich Todesurteile für ein Eingeständnis von staatlichem Versagen: Wir töten diesen Menschen, weil wir uns nicht anders zu helfen wissen. Ein moderner Staat sollte das nicht nötig haben.
Ja.. da hast du recht.

Soldaten, die im Krieg töten: Ich finde, auch hier muss man genau hinschauen: Es gibt auch und gerade im Krieg die scheußlichsten Verbrechen, die mit nichts zu rechtfertigen sind, auch nicht mit Selbstverteidigung.
Das kann ich leider nicht beurteilen, ich war (zum Glück) noch nie in einem Krieg. Aber ich kann mir gut vorstellen das Menschen zu Schweinen werden können innerhalb so ner Situation.. ich erinnere mich da an diese Fotos die mal rund gingen in den Medien... vielleicht erinnert ihr euch dran. Mit dem US-Soldaten die ihre Häftlinge gefoltert haben und dann Fotos gemacht haben :/ ist mir ein Rätsel warum Menschen sowas tun. Als ob Krieg nicht schon schlimm genug wäre. Aber ich sag ja... Menschen können ganz schöne Schweine sein...

Andererseits gibt es auch Situationen, in denen ein gezielter Angriff auf bestimmte Personen dazu beitragen kann, dass größeres Elend verhindert oder sogar der ganze Krieg schnell beendet werden kann. Mit "bestimmte Personen" meine ich hier zum Beispiel Warlords, die von der Fortsetzung des Krieges profitieren und an einer friedlichen Beilegung überhaupt nicht interessiert sind. Wenn man die mit einem gezielten Schuss aus dem Verkehr ziehen kann, bevor sie noch weitere Landstriche mit Tod und Verwüstung überziehen, dann würde ich das unter Umständen für gerechtfertigt halten.
Ja, das stimmt. Darf ich mal fragen ob du auch Soldat warst? Und wenn ja, wie du das mit deinem Glauben vereinbaren konntest (ich weiß ja früher war es für Männer Pflicht zur Bundeswehr zu gehn, da hatte man ja keine Wahl).

Das hätte ich vor 20 Jahren so nicht geschrieben, aber ich glaube, die Welt und ihre Konflikte haben sich verändert. Es gibt Menschen, die Krieg wollen, und nicht immer gibt es gewaltlose Wege, sie zur Vernunft zu zwingen.
Was hat sich in den letzten 20 Jahren bei dir geändert das du es heute anders siehst?

Trotzdem denke ich, es ist sehr wichtig, dass solche "Maßnahmen" im Nachhinein bewertet werden: Haben sie das gebracht, was sie bringen sollten? Also nicht nur, dass der Warlord tot ist ("Mission accomplished, sir"), sondern auch, dass das tatsächlich dem Frieden genützt hat und dass nicht sofort der Nachfolger kam, und schlimmer als der erste? Welche "Kollateralschäden" gab es und wie hätte man die vermeiden können? Das ist man den Opfern schuldig, dass man aus der Geschichte sorgfältig lernt und sie nicht abhakt und zu den Akten legt.
Deshalb schrieb ich, dass es bei der Todesstrafe nicht um Bestrafung in irgendeinem Sinn geht, sondern um Vernichtung.
Ja.. da hast du Recht Sunigol. Bei deinem Beitrag bekomme ich das Gefühl das du da schon einiges erlebt hast?


Ja, das kommt dazu und verschärft die Sache noch. Das ist aber ein neuerer Brauch vor allem aus Amerika, die Verurteilten erst noch jahrelang gefangen zu halten. Historisch und in anderen Ländern wurden und werden Todesurteile meist zügig vollstreckt, weil man die Angelegenheit erledigt haben will, bevor neue Erkenntnisse auf den Tisch kommen, die zur Wiederaufnahme des Verfahrens zwingen könnten.
Das finde ich ehrlich gesagt auch grausam. Zwar haben die meisten Insassen es verdient bestraft zu werden aber jemanden jahrelang auf den Tod warten zu lassen, das konnte ich noch nie verstehen, welchen Sinn das hat. Gut...jemanden so schnell wie möglich zu töten um evtl. neue Erkenntnisse direkt untern Tisch zu kehren finde ich genauso fatal, wie wenn jemand zwar schuldig ist, aber noch lange im Todestrakt gequält sitzt...


Das weiß ich nicht, ob Gift so viel humaner ist. Wenn die Mischung nicht stimmt, das Schmerzmittel "vergessen" wurde oder so?
Da kenne ich mich leider zu wenig aus um was dazu zu sagen. Ich hoffe doch, das die Leute dort wissen was sie tun und es so dosieren das es auch richtig läuft o.O


Falls er überhaupt der Täter war.
Einen Menschen zu töten der unschuldig verurteilt wurde ist so ziemlich das schlimmste, was passieren kann finde ich :/ auch ein Grund warum ich die Todesstrafe grauenhaft finde.

Wie sähe die Welt aus, wenn es die NS-Zeit nicht gegeben hätte? Das ist der Stoff, aus dem ganze Romane sind. Die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg haben in Europa so gut wie alles und weltweit ziemlich viel verändert.
Ja..vielleicht ist das ja sowas, wo man sagt, der "Sinn" ist erst heute erkennbar. Hätte es diese Zeit nicht gegeben, wären die Menschen hier vielleicht heute nicht so gut durch das GG geschützt. Ist aber nur so vor mich hin gedacht (...weil ja viele immer nach einem Sinn für sowas schlimmes fragen).

Schönes Wochenende dir,

LG Thalestris