Hallo Lior,

ich gehe davon aus, dass es Reinkarnationsvorstellungen nur deshalb gibt, weil die Menschen ab einem bestimmten geschichtlichen Zeitpunkt, Erfahrungen machten, die nur die "Schlussfolgerung" zuließen, dass ihr gegenwärtiges Leben in einem Ursache-Wirkungszusammenhang mit dem einer verstorbenen Person steht. Wie es ja auch heute bei den spontanen oder bewusst herbeigeführten Erinnerungen an ein früheres Leben geschieht. Deshalb finden wir solche Vorstellungen wohl bei so ziemlich allen Völkern der Erde. Deshalb meine "Tausend".
Wichtig wurden solche Vorstellungen aber nur den Menschen, die in der Lage waren, daraus die rechten Schlüsse zu ziehen.
Das war vor allem bei den Indern der Fall, weil in ihnen nie wirklich das Bewusstsein schwand, im Grunde mit Gott eins zu sein.
Wenn eben der Mensch wirklich göttlich ist, dann kommt es doch nur darauf an, dieses Bewusstsein zu pflegen um vom Kreislauf der Geburten, die mit Leiden gleichgesetzt werden, zu befreien. Und genau das ist Inhalt der hinduistischen Religionen und des Buddhismus.

Es ist also keinesfalls so, dass sich die Reinkarnation aus Spekulationen, Verführung und daraus ergeben hätte, weil es der Mensch gern wollte, wie hier immer wieder von Unwissenden behauptet wurde.

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Wie eben alle Sprachen, wo sie vom Mond sprechen, das reale Vorhandensein des Mondes voraussetzen, und also Worte nur eine Bezeichnung für das sind, was da ist, so sind eben auch "Saat und Ernte" und "Karma" Bezeichnungen für den gleichen Ursache-Wirkungszusammenhang des menschlichen Tuns, egal ob wir das Christentum oder irgendetwas anderes vor uns haben.
Lediglich kann eine Bezeichnung genauer oder ungenauer sein. Da müssen wir uns nicht mit Spitzfindigkeiten aufhalten.
Das Thema ist ernst genug. Es ist schließlich ein existentielles Thema, was wir immer wieder zu vergessen scheinen.
Da kann es nicht daraum gehen, möglichst geistreich etwas dazu zu sagen, sondern die Einstellung eines jeden Menschen sollte sein, in existentiellen Fragen zu wirklichen Gewissheiten zu kommen.

Nun ist das menschliche Erkenntnisvermögen recht groß und muss keinesfalls beim Sinnlich-Sichtbaren enden. Ja, dem Christen (nur ihm?) ist sogar verheißen die Tiefen der Gottheit, und überhaupt die Wahrheit erkennen zu können. Man staunt allerdings, wie wenig das von Christen genutzt wurde. Da muss doch ein sehr, sehr große geistige Trägheit zu grunde liegen.

Zum anderen kommt man schneller zu positiven Ergebnissen, wenn man Lehrer hat. Was hätten wir ohne Schule oder ohne Universitätsprofessoren gelernt? Genauso lernen wir wenig auf spirituellem Gebiet, wenn wir diejenigen verachten, die in der Erkenntnis vorangegangen sind.

Ich denke da zum Beispiel an Rudolf Steiner. Wenn die Seele tatsächlich unabhängig vom Körper existieren sollte - wovon wir ja ausgehen - dann kann sie in der unsichtbaren Welt nur mit dem sehen und erkennen, was ihr geblieben ist. Die Fähigkeiten zum Sehen, liegen also in ihr, und nicht im physischen Körper. Wenn also der Seele die Fähigkeit zukommt, Unsichtbares zu erkennen, dann kann sie das auch schon hier und nicht erst nach dem Tod. Wir müssen also keineswegs warten bis zum Tod, um etwas zu erfahren, was da geschieht. Und zur übersinnlichen Erkenntnis, d.h. wie man sie erlangt, hat ja Steiner wertvolle Ratschläge gegeben. Er hat aber auch umfassendes Forschungsmaterial veröffentlicht, wobei er keinesfalls den Anspruch erhebt, dass er in jedem Fall richtig gesehen hat und man ihm glauben müsse.
Aber ich denke, an der Auseinandersetzung mit solchen Erkenntnissen kommt man nicht vorbei, wenn man wirkliche Gewißheiten haben möchte.

LG,
Digido