Lieber NetKrel,

gestatte mir dass ich aufgrund der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit nur auf zwei Kommentare eingehe, um mich deutlicher zu erklären – denn ich habe den Eindruck ich habe mich möglicherweise missverständlich ausgedrückt.
Zitat Zitat von NetKrel
Ab einem bestimten Punkt des Weges kommt man imho zu einem Punkt wo man sich für eine Richtung entscheiden muss um weiter zu kommen... welche es auch immer ist. Das hängt natürlich vom gesamt Blickwinkel der Seele ab.
Zu diesem Kommentar bzw. meinem Gedanken, auf den du mit diesen Kommentar Bezug nimmst, lass mich noch einmal verdeutlichen, dass ich nicht vom Agnostizismus als alternativem Aspekt gesprochen habe. Was ich meinte ist, dass der Begriff „Seele“ ein auf das engste mit der christlichen, zumindest aber den abrahamitischen Religionen verbundener Begriff ist, den wir zwar im Alltag sehr leichtfertig aber völlig unzulässig auf fremde Kulturen übertragen. Und dadurch auch unsere Wahrnehmung der Fremdkultur teilweise fatal einschränken. Ich rede also von den Hunderten anderen Religionen und religiösen Vorstellungswelten, die so etwas wie unsere Seelenkonzeption entweder nicht kennen oder bei denen sie eine völlig andere Bedeutung haben. Für die eine Reinkarnation schon allein deshalb gar nicht denkbar wäre, weil es da nichts Vergleichbares zur Seele gibt was reinkarnieren kann oder es ganz andere Vorstellungen zur Fortexistenz nach dem Tod gibt. Kurz gesagt ist es ja nicht so, dass hier alle Religionen durch eine tiefe Wahrheit verbunden sind, sondern vielmehr lässt sich das Modell der Reinkarnation wie von dir gedacht nur auf eine Handvoll Religionen anwenden. Was aber ist mit den anderen? Sind diese alle im Irrtum?

----------------------

Der zweite Aspekt, der mir wichtig ist, ist die Ausführung zu meinem Beispiel, dass du wie folgt kommentierst.
Zitat Zitat von NetKrel
Ich hab Deinen gesamten Beitrag - wie immer - aufmerksam gelesen (auch Deine fast schon "mathematische-Formel-Fragen" :-) ) und aber damit es nicht zu lang wird hab ich versucht alles so zusammenzufassen wie gerade eben. Die Formeln führen imho nciht sonderlich weiter sondern darin verliert man sich nur in --> für mich --> "Intellekutallismus"...
Zugegeben, ich denke manchmal etwas komplex, vielleicht habe ich es übertrieben.^^ Lass es mich noch einmal ganz einfach versuchen. Du schreibst
Zitat Zitat von NetKrel
Ich hab kein Problem damit wenn jemand Karma und Reink. offen läßt und das ist für mich auch nicht closed sondern "behutsamer open Mind" :-)Aber als "closed minded" bezeichne ich das hartnäckige ablehnen von zB Karma […]
Und nun formuliere ich es nur geringfügig um und richte damit gewissermaßen deine eigenen Worte an dich zurück:
Zitat Zitat von Lior
Ich hab kein Problem damit wenn jemand das Nichtvorhandensein von Karma und Reink. offen läßt und das ist für mich auch nicht closed sondern "behutsamer open Mind" :-)Aber als "closed minded" bezeichne ich das hartnäckige ablehnen von zB dem Nichtvorhandensein von Karma […]
oder in einer etwas eleganteren aber inhaltlich identischen Formulierung
Zitat Zitat von Lior
Ich hab kein Problem damit wenn jemand das Karma und Reink ablehnt, aber offen läßt ob es nicht doch existiert und das ist für mich auch nicht closed sondern "behutsamer open Mind" :-)Aber als "closed minded" bezeichne ich wenn man hartnäckig abstreitet, dass es nicht auch anders sein könnte [...]


Worauf ich hinaus will ist, dass du es als closed mind bezeichnest, wenn man sich einer (beliebigen) Vorstellung konsequent verweigert, hingegen als Open mind, wenn man diese zumindest als Möglichkeit akzeptiert. Und nun frage dich selbst
Verweigerst du dich konsequent der Möglichkeit, dass die Reinkarnation nicht das (einzig) richtige Erklärungsmodell ist? Und was folgt aus deiner Antwort für die Einschätzung ob du "Open" oder "Closed" bist in deinem "Mind".

Ganz in diesem Sinne möchte ich auch folgenden Gedanken von dir kommentieren, denn du scheinst mir den Hintergrund meines „Jokers“ nicht ganz zu verstehen. Du schreibst
Zitat Zitat von NetKrel
Das wiederum stufe ich aber als den Arche-typischen Zirkelschluss des Agnostizismus ein. Man traut weder sich noch anderen authentische (also wahre) spirituelle Erfahrungen und davon abgeleitete zutreffende Aussagen zu.
Das wird bei Deinen Beiträgen auch immer und immer wieder deutlich Lior. Sag ich Wertfrei...
Dein Universal Joker lautet quasi: Kann alles Einbildung sein...
Ich habe niemals und zu keinem Zeitpunkt sagen wollen, dass man nicht subjektiv authentische Erfahrungen spiritueller Natur machen kann. Das kann man um es deutlich zu sagen sehr wohl. Auch ich bin davon überzeugt und würde solche Erfahrungen für mich in Anspruch nehmen. Dennoch muss ich aus meiner Überzeugung heraus zwei Einschränkungen machen:

Erstens:
Auch wenn ich diese Erfahrung subjektiv haben kann, kann ich diese Erfahrung nicht intersubjektiv vermitteln oder beweisen. Es ist eine Glaubensüberzeugung. Insofern kann ich meinem Gegenüber zwar meine Überzeugung mitteilen, nicht aber den Anspruch erheben er müsse die Wahrheit meiner Überzeugung annehmen und damit meine Überzeugung übernehmen.

Zweitens:
Als unvollkommener Mensch mit nur begrenztem Reflexionsvermögen bin ich nicht in der Lage einen Irrtum oder eine Beeinflussung meiner Erfahrung bzw. meiner Erinnerung an dieselbe durch verborgene Wünsche oder ähnlichem auszuschließen - so schön es vielleicht auch wäre. Eine überwältigende Vielzahl an Untersuchungen innerhalb der Psychologie vermag zu belegen (und das tatsächlich intersubjektiv), dass unsere natürliche Wahrnehmung zu jedem Zeitpunkt durch unsere Erwartungen, Sehnsüchte oder Vorurteile verzerrt wird. Und nicht nur durch innere Prozesse sondern auch durch äußere Einflüsse. So könnte ich schon allein durch die Formulierung meiner Frage nach der Geschwindigkeit zweier kollidierender Fahrzeuge deine Wahrnehmung bzw. Erinnerung in die ein oder andere Richtung manipulieren, indem ich z.B. danach frage wie schnell sie waren als sie sich berührten oder wie schnell sie waren als sie ineinander gerast sind. (Das entsprechende Experiment lässt sich auch im Internet finden, sofern es dich interessiert.)
Das heißt im Fazit, dass es meiner Überzeugung weder möglich ist sich seiner eigenen Erfahrung zu 100% sicher zu sein, noch den Grund für diese Sicherheit intersubjektiv zu vermitteln.
Diese Betrachtung dient aber eben nicht der Diskreditierung anderer, sondern zuvörderst der Einschränkung meiner selbst. Eben deshalb erhebe ich nicht den Anspruch in Fragen die sich der intersubjektiv vermittelbaren Beobachtung (z.B. der Wissenschaft) entziehen einen höheren Wahrheitsanspruch zu haben als andere. Deshalb kann ich z.B. deine Überzeugung respektieren und akzeptieren, ohne sie zugleich teilen zu müssen. Dieser Agnostizismus ist also mitnichten ein Joker um alle anderen Ansichten als Einbildung nicht ernst zu nehmen, sondern im Gegenteil zwingt er mich diese als berechtigt zu respektieren. Aus dieser Überzeugung heraus rufe ich mich selbst zur Ordnung, wenn ich einmal etwas lese, bei dem ich gerne emotional reagieren möchte. Erinnere mich an meine Unvollkommenheit und Fehlbarkeit und vermag mich dafür zu entscheiden mein gegenüber anzunehmen, wertzuschätzen und ihm in Ruhe und Geduld zu begegnen – auch wenn mir seine Ansichten vielleicht manchmal die Haare zu Berge stehen lassen.^^
Das einzige, was ich konsequenterweise infrage stellen muss, ist der Anspruch alleine und über jeden Zweifel erhaben die für alle verbindliche Wahrheit zu kennen. Deshalb deutet dein Satz
Zitat Zitat von NetKrel
Falls man keine Entscheidung treffen will --> dann bleibt man max. im Agnostizismus stehen.
in meinen Augen auch ein fundamentales Missverstehen an. Denn es geht nicht darum keine Entscheidung zu treffen – die meisten mir bekannten Agnostiker haben das. Es geht darum diese Entscheidung nicht als verbindlich für andere darzustellen oder die eigene Erkenntnis über jede andere zu erheben. Das ist der Unterschied.^^

Herzliche Grüße
Lior