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gut, so lass uns versuchen, die Sache vielleicht etwas klarer zu sehen.
Sehr gerne! :-)

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Ich denke nicht, dass sich Gott "zurückziehen" kann.
Aber was sollte ihn denn hindern? Oder warum sollte es ihm nicht möglich sein?

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Ich sehe auch nicht die Seele des Menschen als etwas von Gott getrenntes. Gott ist Leben, und dieses ist ewig. Und dieses Leben ist überall, in jeder Pflanze, in jedem Tier und natürlich im Menschen. Aber der Mensch allein kann sich des Lebens voll bewusst werden, und damit seine Ewigkeit erkennen und mit ihr in Einklang leben.
Mhhm, also ich sehe die Seele des Menschen ja auch nicht als etwas von Gott Getrenntes an, sondern im Gegenteil, betrachte ich sie ja als substantiell mit ihm in der Einheit (oder genauer, der Seelengrund ist eins mit Gott. Die Seele gründet in Gott). Und deshalb fließt ihr ja auch meiner Meinung nach unmittelbar von Gott das Leben zu, weshalb sie nach meinem persönlichen Verständnis eben auch nichts Selbständiges ist, das aus sich selbst heraus leben könnte. Sie ist also letztlich hinsichtlich ihrer Existenz "abhängig" von Gott und er verleiht ihr ihr Sein und Leben und deshalb wüsste ich jetzt nicht, wieso er ihr das Sein und das Leben nicht auch wieder nehmen könnte?

Das die Seele überall ist, also in jeder Pflanze, in jedem Tier usw, sehe ich durchaus auch so, weil ja alles was ist, also alles was Sein hat, dieses Sein unmittelbar von Gott hat und deshalb meiner Meinung nach auch nur durch Gott bestehen kann, das heißt nur durch ihn Leben hat. Ja und gerade deshalb bin ich dann eben auch der Meinung, dass Leben nur durch und in Gott ewig sein kann und nicht aus sich selbst heraus. Deshalb halte ich es schon für denkbar, dass die Seele ihr Sein und ihr Leben verliert, wenn Gott sich von ihr abwendet, bzw. wenn sie sich bewusst von ihm trennen will.

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"Sünde" besteht darin, dass sich das Leben, das in den Geschöpfen ist, also in einer ganz bestimmten Form, sich erst einmal nur der Form und des Verhältnisses dieser Lebensform zur Umwelt bewusst werden kann. Deshalb sieht man, dass jedes Leben die seiner Form entsprechenden besten äußeren Lebensbedingungen aufsucht bzw. in ihr wächst. In dem Sinne ist jedes Lebewesen von Gott getrennt, da es eine spezifische Form des Lebens repräsentiert und nicht das formlose Leben (Gott).
Deshalb bin ich der Überzeugung, dass nur die äußeren Formen (also der physische Körper) der Lebewesen zerstört werden kann. Die inneren Impulse kann nur jedes Lebewesen selbst umstellen, wodurch, wenn das Lebewesen wieder auf dem physischen Plan erscheint, die physische Form modifiziert ist (sogenannte Mutationen).
Sorry, aber das mit der Form des Lebewesens verstehe ich nicht und wie diese Form mit deiner Vorstellung von Sünde zusammenhängt leider auch nicht. Die Form, also der physische Körper, ist doch gegeben und lässt sich nicht verändern, oder? Sicher kann es Mutationen geben, aber die sind doch eigentlich nicht bewusst gesteuert, oder?

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So verstehe ich, dass das beharrliche Festhalten spezifischer Lebensinhalte im Menschen dazu führt, dass der physische Leib zerstört wird (Krankheit, Tod) aber auch die Seele verdorben (nicht vernichtet!) werden kann, wie das eben in gewisser Weise schon bei Depressionen der Fall ist, wo unabhängig von einer sonnigen Außenwelt in der Seele weiterhin Finsternis herrscht.
Das ist meine Interpretation von Matth. 10,28.
Na ja, ich denke der Mensch würde ja auch dann sterben, wenn er nicht beharrlich an spezifischen Lebensinhalten festhält. Also der physische Leib muss ja auf jeden Fall sterben. Die Seele, soweit sie in Gott gründet, ist aber sicher nicht wie der physische Leib sterblich, aber meiner Meinung nach trotzdem auch nicht aus sich selbst heraus ewig.

Die Matthäusstelle spricht meiner persönlichen Interpretation nach halt deshalb von "abschließender Vernichtung der Seele", weil es im ersten Teil dieses Verses ja heißt, dass man sich nicht vor denen fürchten soll, die zwar den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen. Wenn dann daraufhin gesagt wird, dass ich mich vielmehr vor dem fürchten soll, der Seele und Leib verderben kann, dann deute ich das "Verderben" schon in Hinblick auf den Tod, denn dann wäre die Seele tatsächlich verdorben und Furcht auch wirklich angemessen.

Wie gesagt, ich wüsste nicht, wie ich diese ganzen Bibelstellen, über die wir uns jetzt hier unterhalten, sonst deuten sollte. Und einen abschließenden Tod der Seele finde ich auch gar nicht grausam, sondern eigentlich muss man doch der Seele die Möglichkeit einräumen, vom Sein ins Nichtsein zu kommen, wenn man davon ausgeht, dass die Seele, als sie geboren wurde, auch gar nicht gefragt wurde, ob sie überhaupt ins Sein kommen mag. Verstehst du was ich sagen will? Wir wurden von unsreren Eltern ja alle nicht gefragt, ob wir überhaupt leben wollen. Ich fände es nur gerecht, wenn man sich dann bewusst und abschließend dagegen entscheiden könnte.

Ein ewiges Leben der Seele, dass ganz grundsätzlich und ohne Aussicht auf ein Ende bestehen würde, kann ich mir hingegen durchaus als ziemlich grausam vorstellen, weil man die Existenz, oder das Existieren eben grundsätzlich als leidvolle Erfahrung betrachten kann, wie bei den Buddhisten ja auch zum Ausdruck kommt, wenn diese sagen, dass alles Leben leiden ist.

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In meiner schlechtesten Zeit hätte ich eine tatsächliche Vernichtung meiner Seele dem ewigen Leben vorgezogen. Da wäre ich wenigstens gleich weg vom Fenster gewesen, und müsste nicht weiter Leid mit mir herumschleppen, bis ich die Vollkommenheit erreicht habe. Aber so ist es eben nicht.
Genau das meine ich! Der Gedanke an einer vollständigen und endgültigen Vernichtung muss gar nichts Grausames sein, sondern kann im Gegenteil doch etwas Tröstliches haben. Nichtsein ist nichts schlimmes, auch wenn man grundsätzlich und ursprünglich zum Sein und sogar zum ewigen Sein berufen sein sollte. Der Zwang jedoch leben zu müssen und unmöglich etwas daran ändern zu können, lässt so allerlei "grausame Seelenzustände ohne Ausicht auf Erlösung" denkbar und möglich werden.

LG
Provisorium