Ih hatte eine gute alte Bekannte. Irgendwann bekam sie Krebs. Sie musste sich damit abfinden, ihre Familie auch. Nichts half mehr. Sie wusste, dass sie sterben würde, ihre Familie wusste es und unsere Gemeinde, die sie besuchte, wusste es auch.
An einem Sonntag kam sie ganz in weiß gekleidet. Vorbereitet auf das Sterben. Am darauf folgenden Montag führte mich mein Dienstweg an dem Hospiz vorbei, wo sie lag. Ich wollte mich noch von ihr verabschieden, bevor sie ging.
Als ich ankam, sah ich eine weinende junge Frau. Ich erkannte sie als ihre Tochter. Das Zimmer mit der Kerze. Ich ging hinein. Sie war schon tot, vor 4 Stunden verstorben. Ihr Mann war da und ihre alten Freunde. Wir nahmen uns in die Arme. Trost, Abschiedsschmerz und auch Erleichterung. Sie hatte es geschafft. Ihr Leid war beendet. Zurück blieb ihre sterbliche Hülle. Augen und Mund halb geöffnet. Ein Blick ins Leere, nichts atmete mehr. Die Hände wie Wachs. Ich saß an ihrem Bett, 10, 15 Minuten. Keine Regung, nichts, tot.
Ich dachte den Rest des Tages nach. Was ist das Leben? Eine Zeit, zu schade sie zu verplempern. Wir werden nichts mitnehmen auf die letzte Reise als die Liebe zu unserer Familie und unseren Freunden. Wir wissen nicht, wann unsere letzte Reise beginnt. Aber ich weiß, dass ich ankommen werde und ich werde die wieder sehen, die vor mir gingen, auch meine gute alte Bekannte.
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