Hallo Provisorium,
ich will zum angesprochenen Problem meine Sicht im Zusammenhang darstellen. Es ist bekannt, dass der Mensch in der Frühzeit der Umgebung (Welt/Kosmos) nicht rational, sondern empfindend gegenüberstand. Und diese Empfindung prägte seine Vorstellung von Gott. Da die Elemente der Welt nicht nach des Menschen Willen und Wünschen handelten, empfand er eine Urangst dem Ganzen gegenüber, die sich später in die sogenannte "Ehrfurcht" wandelte. Später entwickelte sich ein Sündenbewusstsein, denn mit mir als Mensch musste ja etwas nicht stimmen, wenn mir die Götter/Gott das Jagdglück versagten oder die Ernte verhagelten. Und da der Mensch an sich selbst den Zorn kennengelernt hatte, folgerte er, dass eben die Götter/Gott aus Zorn über seine Sünden Unheil sendeten. Also bekamen die Götter/Gott menschliche Eigenschaften. Und diese behält auch der monotheistische Gott bis heute bei.
Wie viel erhabener ist dagegen die Erkenntnis Gottes als des "unbewegten Bewegers" (Aristoteles) und überhaupt der Philosophie!
Erhaben auch die, dass Gott Liebe ist, und nichts als Liebe. Liebe im höchsten Sinn kennt aber keine zornige Emotion. (Man sieht das ja auch in den Nahtoderlebnissen: Das Licht schleudert nicht mit Zorn die Sünder von sich. Auch wurde in diesen deutlich, dass Gott niemanden bestraft, sondern nur jeder sich selbst. Also das ist viel erhabener als die Darstellung von den "Zornesschalen" in der Offb., die Gott über die Menschen ausschüttet.)
Ja, und auch der Weg vom Polytheismus zum Monotheismus ist ein Fortschritt.
Kurz, ich will sagen, Gott ist immer gleich, aber die Vorstellungen von Gott sind je nach Entwicklungsstand der Menschen unterschiedlich. Und wer die Menschen "erziehen" will, muss zunächst von den vorhandenen Vorstellungen ausgehen, um dann zu weniger widersprüchlicheren Vorstellungen zu führen.
In diesem Sinne ist ein Aufruf zum Töten der Feinde (wie im A.T.) heute nicht mehr mit der Vorstellung von "Liebe" in Einklang zu bringen. Jesus sagt ja auch: "Liebet eure Feinde", Paulus: Tut ihnen Gutes.
Trotzdem haben viele Evangelikale (und andere) kein Problem damit, dass Menschen wegen Banalitäten ewig in der Hölle schmoren und trotzdem Gott Liebe sei.
LG,
Digido
Lesezeichen