ICH BIN das Licht

Dunkelheit. Mit orkanes Toben jagt der Eissturm die bleigrauen Wolken über den nachtschwarzen Himmel. Nur schwach kann der Vollmond sein fahles Licht hindurchsenden.
Kleine, scheinbar ersterbende Lichtfunken fliegen in dem Sturm mit, vorbeiwirbelnd an den Ästen abgestorbener Bäume, über die kahle Steppe hinweggefetzt, umschlossen vom eisigen Panzer gefrorener Eistropfen die an den Felsentrümmern des Vorgebirges zerschmettert werden.
Heulend und jaulend faucht der Orkan zwischen den Felsen entlang, als wenn tausende von Wölfen sich zur Jagd sammeln.
Die eisige Kälte läßt scheinbar jedes Leben erstarren.
Zwischen den Felsentrümmern, dort tief unten in den Lücken, ist es nicht so windig und, wie seltsam, blinkt und flackert ein kleines Licht, gleich einer Kerze und das in dieser Kältewüste. Die kleine Flamme wird hin und hergeweht. Manchesmal scheint sie zu verlöschen, dann leuchtet sie wieder hell und klar. Aber die Kälte ist übermächtig. Nach und nach wird sie immer kleiner und schwächer. So tief kann sie sich gar nicht zwischend den Felsen verkriechen, als das sie nicht von Kälte und Sturm erreicht würde. Schließlich ist sie schon ganz klein, da ruft sie, nein sie kann es nur noch wispern:

,,Lieber Himmlischer Vater, bitte hilf mir, denn ich drohe zu verlöschen."

In dem Moment heult der Sturm besonders stark auf und will mit einer gewaltigen Orkanböe in die Felsenlücken fahren, da erscheint im schwarzen Himmel ein Licht, ein kleiner Punkt, im nächsten Moment ist es ein gleißend heller Lichtstrahl der, alles überblendend, herniedersaust und unser kleines Lichtlein trift. Für einen Augenblick hält der Sturm inne, sein Heulen verstummt. Es ist, als wenn die Zeit stehen bleibt. Dann verlischt das Licht wieder. Der Sturm quetscht sich in die Felsenlücken das es nur so pfeift. Man kann nur denken, da bleibt kein Licht am Leben.
Doch nun passiert etwas ganz unerwartetes. Plötzlich wird es oben auf dem ersten Felsenbrocken hell und heller. Das Lichtlein klettert aus seinem Versteck in der Tiefe heraus, setzt sich fröhlich strahlend oben auf den Felsen und bietet dem wütenden Sturm seine leuchtende Stirn. Da sitzt es nun und strahlt Hoffnung und Wärme, Liebe und Licht in den tosenden Eissturm der Nacht. Wie grimmig die Wetter auch peitschen, sie vermögen es nicht dieses Licht auch nur einen Fingerbreit von seinem Platz zu bewegen. Da strahlt es nun, wie ein Leuchtturm, der den Weg weist.
Und fliegen nun ersterbende Lichtfunken in seiner Nähe vorbei, so bekommen sie neue Kraft und Hoffnung. Berühren sie gar das Lichtlein, so springt ein kleiner Funke über und Des Diademes Geist, der Panzer von Kristall, in welchen nun das Lichtlein geschützt sitzt, überträgt sich auf den kleinen Funken, der nun auch zu einem Lichtlein wird, das sich ebenso auf eine Felsen setzt und die Nacht erhellt.
Es werden ihrer immer mehr.